2014 © Text: Bhajan Noam

Soll man wichtige Entscheidungen mit Hilfe einer Hellseherin oder eines Astrologen treffen?  – Nur der Meister sieht dich wirklich.

Meine erste Konfrontation mit dem Thema „Hellsehen“ geschah als Student, als mich eine Zigeunerin vor einem Café ansprach, sie wolle mir die Zukunft aus der Hand lesen. Die spontane Reaktion meinerseits war, und das sagte ich ihr, ich will meine Zukunft gar nicht wissen, ich will gespannt bleiben, was so auf mich zukommt. Ich will auch nicht wissen, sagte ich, wie alt ich werde und ob ich heiraten und Kinder zeugen werde… Und ich gab ihr wohl etwas Geld und ließ sie weiterziehen.

 

Nun, zumindest ist mir diese Geschichte nicht entfallen und hat im Laufe der Zeit etwas mit mir gemacht. Mir war der tiefberührende Blick dieser Frau nicht entgangen. Ich spürte es damals und weiß es ganz sicher heute, dass sie eine besondere Kraft hatte, eine außergewöhnliche Gabe besaß. Dass dieses Geschenk Gottes auch in mir schlummerte und nur auf seine Entfaltung wartete, wusste ich damals noch nicht.

 

Etwas später fing ich an, mich mit Astrologie zu beschäftigen, und ich war sehr erstaunt, wie genau viele Aussagen immer wieder zutrafen, wie präzise Charaktere beschrieben wurden und was ich auf diese Weise Stück für Stück über mich selbst erfahren konnte.

 

Nach dem Kunststudium begann ich meine fünfjährige atemtherapeutische Ausbildung. Ich merkte beim Geben von Behandlungen schnell, dass da in jeder Körperzelle Geschichten über Geschichten gespeichert sind, die mir in Form von Bildern/Filmen deutlich vor Augen standen. „Sehen“ konnte ich schon immer, das war mir angeboren. Ich bezeichne das auch heute noch scherzhaft als einen genetischen Defekt. Vor dieser Ausbildung hatte ich es zwar registriert aber nie „benutzt“.

 

An dieser Stelle muss ich betonen, dass es nicht erstrebenswert ist, sich diese Gabe anzueignen. Sie sollte bei denen bleiben, die sie von der Schöpfung, aus welchen Gründen auch immer, als eine Aufgabe in diesem Leben mitbekommen haben. Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Man bekommt nicht nur das Angenehme zu sehen, die Engel und Lichtwesen, sondern auch die dunklen Seiten des Jenseitigen, welches doch mit all seinen Schattierungen das Diesseitige beständig durchwebt.

 

Auf der einen Seite taucht im Leben eines jeden irgendwann die Situation auf, dass er sich - meist plötzlich und unvermutet - an einem Scheideweg befindet, sei es eine Beziehung betreffend, den Beruf, den Wohnort, sei es, dass eine Krankheit oder ein Unfall der Auslöser ist…  Wie wir ein Kochrezept zur Hilfe nehmen, um für unsere Familie oder für Gäste eine bestimmte Mahlzeit wohlschmeckend und nahrhaft zuzubereiten oder wie wir uns zum Runterladen und Einrichten eines Programms von einer Anleitung führen lassen, so ist es auch bei den grundlegenden Dingen des Lebens. Wir brauchen für gewisse Handlungen und bei gewichtigen Entscheidungen Hilfe von jemandem, der den Überblick hat, der erfahren ist oder der aus irgendwelchen Quellen sein Wissen hierfür bezieht.

 

Auf der anderen Seite ist der Mensch jedoch nicht dieser Körper sondern ein göttliches Wesen, ein vorrübergehender Gast, der in Wahrheit nach nichts sehnlicher als nach seinem Weg zurück nachhause Ausschau hält. Auf beiden Ebenen, auf der diesseitigen wie auf der jenseitigen, sollte sich der „Hellseher“ aus eigener – und ausschließlich aus eigener – Erfahrung auskennen. Dann vermag er echte Hilfe zu gewähren – sei es bei einem irdischen, scheinbar profanen Problem, wie auch beim Aufzeigen des heiligen Pilgerpfades in die wahre Heimat. Und er vermag zu entscheiden, ob er überhaupt einschreitet, und wenn, zu welchem Zeitpunkt und auf welche Art. Er trägt eine weit höhere Verantwortung, als der Laie –und oft auch mancher Hellseher selbst – glaubt.

 

Natürlich bleibt es stets der Hilfesuchende, der die Verantwortung für sich und seine letztendliche Wahl oder Entscheidung in eigenen Händen behält. Und es ist die Pflicht des Helfers, ihn darauf hinzuweisen. Dem Helfenden, dem Ratgeber gilt es wiederum, Sorge zu tragen für sein eigenes Voranschreiten auf dem spirituellen Pfad und für seinen liebevollen und weisen Umgang mit allen denen, die ihm auf der ewigen Reise begegnen. Denn letztlich muss er wissen, dass jeder, der ihn um Rat bittet, ein Bote des Höchsten ist, der ganz gewiss auch ihm etwas Wichtiges mitzuteilen hat.

 

Doch nur der Meister sieht dich wirklich, nur er ist mit dem tiefsten Urgrund verbunden. Nur der Meister ist Eins mit der höchsten Kraft und ein Träger des Lichtes der Wahrhaftigkeit. Bist du gänzlich mit ihm in Gleichklang, führt dich seine Hand sicher über den schmalen Grat. – Und es ist ausschließlich dein vertrauendes Herz, deine unschuldige Seele, die den Weg weiß. 

 

 

~ Bhajan Noam ~

 

 

Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com

 

 

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