Samskara

Samskara ist ein Sanskrit-Wort und heißt wörtlich Zubereitung. Samskara ist auch Gedächtnis, etwas, woran man sich erinnert, ist ein Eindruck im Unterbewusstsein. Samskara ist aber auch der Name für ein Ritual. Die so genannten Samskaras als Rituale sind das, was man auch als Lebensabschnittsrituale bezeichnen kann.

Also, zunächst mal Samskara als Eindruck im Unterbewusstsein. Du hast verschiedene Eindrücke im Unterbewusstsein. Jedes Wissen, das du hast, ist eine Samskara. Nehmen wir mal an, du hast als Kind Mathematik irgendwo im Leistungskurs gehabt, also als Jugendlicher, dann hast du dieses Mathematik-Samskara. Angenommen, dein Kind will jetzt irgendwas über Mathematik wissen – selbst wenn du dich jetzt zwanzig Jahre lang mit Mathematik nicht mehr beschäftigt hast – die Samskara ist da, du kannst relativ leicht wieder dich in Mathematik hineinversetzen und deinem Kind bei den Hausaufgaben helfen oder ihm irgendwie helfen. Angenommen, du hast als Kind Flöte gespielt, selbst wenn du Jahrzehnte keine Flöte gespielt hast, wenn du es wieder ausprobierst, die Samskara ist da als Fähigkeit. Das sind also Fähigkeiten. Und auch Erinnerungen. Angenommen, du hattest ein besonders schönes Erlebnis in deiner Jugend zu deinem 18. Geburtstag und dann kannst du dich daran erinnern. Das ist eine starke Samskara, ein starker Eindruck. Drittes Beispiel einer Samskara ist ein starker Wunsch. Angenommen, du hast einen starken Wunsch nach etwas, dann ist auch das eine Samskara. Vielleicht hast du den Wunsch, zu reisen, vielleicht hast du diesen Wunsch schon als Jugendlicher gehabt und vielleicht reist du regelmäßig. Und wenn du deshalb zu Yoga Vidya kommst, willst du einmal in den Teutoburger Wald, einmal an die Nordsee, einmal ins Allgäu, einmal in den Westerwald gehen, und wenn Yoga Vidya eine Reise organisiert, nach Indien oder Korsika oder wo auch immer, dann willst du auch dorthin gehen. Du hast diese Reise-Samskara, das kann ein tiefer Wunsch sein. Samskara kann darüber hinaus auch ein Charakterzug sein. Z.B., vielleicht bist du jähzornig, dann hast du die Jähzorn-Samskara. Vielleicht hast eine Vergebung, du magst dich zwar über etwas aufregen, aber relativ schnell vergisst du wieder. Dann ist das eine Samskara.

Du siehst, Samskaras haben verschiedene Bedeutungen, also, es kann Gedächtnis sein, es kann eine Erinnerung sein, es kann eine Fähigkeit sein, es kann ein Wunsch sein, es kann auch ein Charakterzug sein, eine Eigenschaft, eine Tugend oder auch ein Laster. Auch traumatische Erfahrungen sind starke Samskaras. So hast du Samskaras aus diesem Leben, du hast aber auch Samskaras aus früheren Leben. In einem früheren Leben hast du Dinge getan, du hast heftige Erfahrungen gehabt, und du hast vielleicht in deinem früheren Leben intensiv Yoga praktiziert. Auch das sind Samskaras. Und es heißt, wenn du in diesem Leben wirklich eine tiefe Neigung dazu hast, Yoga zu üben und zu meditieren, dann hast du vermutlich auch in einem früheren Leben Yoga und Meditation praktiziert. Du hast also tiefe spirituelle Samskaras, du hast Yoga-Samskaras, du hast Meditations-Samskaras, deshalb fällt es dir in diesem Leben leicht.

Angenommen, du bist irgendwann zum Yoga gekommen und dir hat das relativ schnell so tiefe Herzensverbindung gegeben, du bist relativ schnell reingekommen, du hast gespürt, das ist was ganz Vertrautes, dann ist das vermutlich etwas Vertrautes, vermutlich hast du Yoga-Samskaras gehabt. Vielleicht hast du schon in der Jugend das Wort „Yoga“ gehört und fandst es irgendwie gut. Oder plötzlich bist du mal in eine Yogastunde reingekommen und es erschien alles so vertraut. Das heißt, du hast Yoga-Samskaras. Wenn du zu einem bestimmten Land eine Affinität hast, warst du dort vielleicht in irgendeinem früheren Leben schon mal gewesen. Wenn dir ein Mensch so vertraut vorkommt und du dich mit ihm so verbunden fühlst, dann habt ihr vielleicht auch eine gemeinsame Vergangenheit und deshalb ist dort eine Samskara. Es heißt nicht, wenn du mit einem Menschen sehr vertraut bist, dass du deshalb in diesem Leben so viel mit ihm machen musst. Es kann sein, dass euer Karma abgeschlossen ist. Du hast zwar eine Samskara mit diesem Menschen, aber vielleicht kein Karma mehr. Das werden dann die Umstände zeigen. Das sind alles Formen von Samskaras.

Es geht jetzt darum, die Samskaras zu transformieren. Wenn du viele tamasige Samskaras hast – tamasige Samskaras, ungute, runterziehende Samskaras hast – fällt es schwer, zu meditieren. Also, wenn du z.B. Trägheit-Samskara hast oder eine Nicht-bei-der-Sache-Bleiben-Samskara, oder auch wenn du eine Samskara hast, dich über alles aufzuregen usw., dann ist das schwierig. Oder wenn dort irgendwelche traumatische Erinnerungen sind, auch das kann es schwer machen, muss es nicht, kann es aber. Und in der Meditation wirst du dir der Samskaras bewusst werden.

Es heißt so schön, Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Wenn du merkst, da ist eine Samskara, dann kannst dir der Samskara bewusst werden. Vielleicht reicht es aus, sie nur zu beobachten und dir bewusst zu machen: „Ja, da ist eine Samskara.“ Nicht, „ich bin so“, sondern „da ist eine Samskara“. „Und diese Samskara hat eine Neigung, bestimmte Gedanken und Gefühle, Emotionen hervorzurufen. Aber ich bin nicht diese Samskara.“ Wenn du das erkennst und beobachtest, liebevoll beobachtest, dann kann sich die Samskara auflösen oder schwächer werden, du wirst nicht mehr beherrscht davon.

Ich könnte noch sehr viel mehr sagen über Samskaras, aber es reicht aus, wenn du dir bewusst bist, es gibt Samskaras, es gibt tamasige Samskaras, es gibt rajasige Samskaras, es gibt sattvige Samskaras. Rajasige sind solche: „Ich muss noch dieses machen, ich muss noch jenes machen, und das brauche ich noch usw.“ Rajasige Samskaras. Sattvige Samskaras: „Ich will meditieren. Ich will Gutes tun. Ich will Menschen so annehmen, wie sie sind.“ Wenn du irgendwo jemand im Leid siehst und ihm gleich helfen willst, dann ist es eine sehr sattvige Samskara. Wenn du gesunde Nahrung zu dir nehmen willst, wenn dir Gesundes schmeckt, das sind alles sattvige Samskaras. Also, es gilt, die sattvigen Samskaras zu fördern, die rajasigen und die tamasigen zu reduzieren.

Wie förderst du sattvige Samskaras? Indem du sattvige Handlungen ausführst und indem du sie mit Freude verbindest, indem du sie auch mit Affirmation verbindest. Wenn du z.B. jeden Morgen meditierst, sage, wenn du aufstehst: „Ich freue mich auf die Meditation.“ Und wenn du meditiert hast, kannst du sagen: „Ich danke, dass ich meditieren konnte.“ So schaffst du erstmal die Gewohnheit der Meditation und du füllst sie mit Positivität. Das ist die Weise, wie du eine Samskara entwickeln kannst: Regelmäßig etwas tun, das mit Gedanke verbinden, mit Energie verbinden und mit Positivität. Und die negativen Samskaras löst du auf, machst sie schwächer, indem du aufhörst, dich damit zu identifizieren, indem du sie beobachtest und ihnen nicht zu viel Energie gibst, nicht zu viel Raum gibst, nicht zu viel reingehst.

Natürlich, es gibt noch sehr viel mehr, was du machen kannst im Umgang mit Samskaras. Wir haben ja auch bei Yoga Vidya jede Menge Seminare auch zum Thema „Raja Yoga“, „Positives Denken“, „Selbsterfahrung“, „Psychologische Yogatherapie“, dort lernst du, mit deinen Samskaras geschickter umzugehen. Es rentiert sich, solche Seminare zu besuchen, viel über dich selbst herauszubekommen, so dass du dich lösen kannst von unguten, leiderzeugenden Samskaras, und die guten, freudevollen Samskaras fördern kannst. Schließlich kannst du lernen, über alle Samskaras hinauszuwachsen und die höchste Verwirklichung zu erreichen.

Ich wollte noch kurz darauf eingehen, die Samskaras im Sinne von Rituale. Es gibt eben auch Lebensabschnittsrituale, auch die nennen sich Samskaras. Im Christlichen wären das die Kasualien, also z.B. Taufe, Konfirmation, Hochzeit, Beerdigung. Das sind im evangelischen Kontext die so genannten Kasualien. In Indien gibt es im Hinduismus je nach Tradition verschiedene Samskaras. Da gibt es erstmal Segen für das Neugeborene, dann gibt es die Aufnahme der ersten festen Speise, dann gibt es die Einschulung, dann gibt es den Beginn der Schülerschaft bei einem Guru, dann ist die Einweihung in ein bestimmtes Mantra und der Abschluss der Schülerschaft, dann die Hochzeit, dann die Geburt eines Kindes, Tod – verschiedenste Samskaras, die man feiert.

Warum heißen die Samskaras? Man will, dass bei Lebensabschnittsänderungen ein neuer wichtiger Eindruck ins Unterbewusstsein geschaffen wird. Und da hilft es, wenn dort ein machtvolles Ritual ausgeführt wird. Und ein machtvolles Ritual zu Beginn eines neuen Lebensabschnitts hilft, den neuen Lebensabschnitt von ganzem Herzen anzunehmen. Also, ein machtvolles Ritual bei einem neuen Lebensabschnitt schafft eine neue, sehr positive, sattvige Samskara. Also, nochmal, Samskara heißt wörtlich Zubereitung, es ist insbesondere ein Eindruck im Gedächtnis, im Unterbewusstsein. Es kann eine Fähigkeit sein, eine Erinnerung, eine Neigung, ein Wunsch oder einfach spirituelle Samskaras, Fähigkeiten spiritueller Art aus früheren Leben.

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Kommentare

  • ...oder als aktivierende und formende Kraft, die dann im Unterbewusstsein ihre eigene Dynamik bekommt.
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