Leben in der Gegenwart

Om Namah Shivaya
Ich lese etwas aus dem Buch „Licht, Kraft und Weisheit“ von Swami Sivananda und es hat aufgeschlagen auf „Lebe in der Gegenwart“.


Er schreibt: „Gedenke nicht des Vergangenen und plane nicht für die Zukunft. Lebe in der Gegenwart. Glaube an die Herrlichkeit des Selbst. Betrachte alle Menschen als gleich. Hilf dem Selbst in allen. Zerreiße den Schleier der Unwissenheit. Fange den Geist, das unbeständige Wild ein mit der Schlinge der Selbsterforschung Brahma Chintana. Reite den Elefanten der Selbsterkenntnis und erreiche den höchsten Gipfel der höchsten Weisheit des Selbst. Löse alle illusorischen Unterschiede auf. Beseitige alle Schranken, die den Menschen vom Menschen trennen. Überwinde die Vorstellung von Getrenntheit durch beständiges Denken an das Selbst, an den körperlosen Atman.“


Dieses Buch von Swami Sivananda „Licht, Kraft und Weisheit“ ist ein wunderschönes Buch, das immer wieder so aus ganz kurzen Kapiteln besteht, wo immer alles drin ist. In den kurzen paar Sätzen steckt eigentlich irgendwo alles drin, was wir über die spirituelle Weisheit zu wissen brauchen. Wenn wir das schon verstanden hätten – mehr braucht es nicht. Trotzdem werde ich jetzt etwas dazu sagen, im Bemühen, etwas mehr zu verstehen. Er sagt: „Denke nicht an Vergangenes und plane nicht für die Zukunft.“ Das dürfen wir natürlich nicht verabsolutieren. Zum einen, manchmal muss man auch mal überlegen, was ist in der Vergangenheit schiefgegangen und wie können wir es dann besser in der Zukunft machen. Und wir müssen natürlich auch mal planen. So ähnlich ja, bei Yoga Vidya haben wir vor kurzem die Investitionsplanung gemacht. Wenn wir so etwas nicht machen würden, dann könnte sein, dass ihr irgendwann ankommt und da ist irgendein Siegel an der Tür oder so ähnlich. Also, bis zu einem gewissen Grad für praktische Zwecke müssen wir auch mal die Vergangenheit anschauen und die Zukunft.

Nur, die Verwirklichung ist immer in der Gegenwart. Es ist zum einen gut, geduldig zu sein und zu sagen: „Ok, langfristig werde ich selbstverwirklicht sein.“ Also, das ist so etwas, was alle großen Meister sagen, langfristig sind wir alle selbstverwirklicht. Ist doch schon mal ein Trost, oder? Und langfristig ist dann die Ewigkeit, das heißt, es sind vielleicht noch ein paar Leben oder so, wo wir nicht selbstverwirklicht sind und dann kommen Millionen, Milliarden, Billionen, Trillionen Jahre – und die Ewigkeit ist noch länger – wo wir diese unendliche Wonne erfahren.

Also, auf der einen Seite ist das gut und da können wir auch sagen, gut, wir haben noch einiges zu tun und das dauert noch ein bisschen und bis dahin können wir uns auch in dieser Maya ein bisschen ärgern – eigentlich wollte ich amüsieren sagen, aber nur amüsieren ist ja diese Maya auch nicht. Also, diese Mischung daraus ist ja, was es dann faszinierend macht. Nur, er warnt uns davor, das alles zu sehr in die Zukunft zu verschieben. Wir können jetzt die göttliche Gegenwart erfahren. Jetzt und in diesem Moment. Wir können uns jetzt öffnen und jetzt spüren. Wir können zwischendurch die Vergangenheit ganz loslassen. Ob jetzt Fehler oder nicht Fehler, ob gut oder schlecht, ob andere Fehler oder nicht. Wir können zwischendurch die Zukunft loslassen und in diesem Moment spüren: Ist es möglich in diesem Moment die göttliche Gegenwart zu erfahren? Und es ist immer wieder möglich. So lange wir mit unserem Karma noch nicht ausreichend weit sind und dem Arbeiten an uns selbst, wird es vielleicht nicht sehr lange möglich sein, in diesem Gottesbewusstsein zu sein. Aber ich behaupte, es ist immer wieder möglich, die göttliche Gegenwart zu spüren. Es ist immer wieder möglich, Einheit zu spüren. Und es ist immer wieder möglich, diesen Segen zu fühlen. Und letztlich zu fühlen, was Swami Sivananda hier sagt: „Ich bin das unsterbliche Selbst. Und zwar jetzt und in diesem Moment.“

Und es kann auch gelingen, dass das nicht nur ein paar Momente ist. Es kann sogar gelingen, dass diese Bewusstheit bleibt, auch wenn wir dann wieder in die Vergangenheit und die Zukunft schauen und aus uns heraus schauen und wieder in der Welt der Dualität unser Dharma, also unsere Aufgaben, erledigen und unsere karmischen Lektionen lernen. So ist eine ganze Weile so – wie kann man sagen – so ein Schwanken, aber das klingt jetzt auch nicht gut. Also, so ein hin und her gehen, wo wir tiefer in der unendlichen Gegenwart sind, weiter in dieser unendlichen Weite, und dann etwas mehr wieder in Dharma und Karma verwickelt sind, natürlich das, was unsere Gedanken zwischendurch erzählen. Und dann, manchmal durchdringt dieses Bewusstsein von Brahman uns mehr, manchmal weniger, manchmal ist es so stark, dass es stärker wird als alles andere, und dann die Tage danach stark färbt und irgendwo wunderschön macht. Es ist schwierig, darüber zu sprechen. Ihr hört, wie ich gerade stammle. So wie man über Brahman spricht, ist eigentlich, so jedes Wort ist nicht richtig. Dennoch, Worte können wie Fingerzeige sein. So ähnlich, angenommen, draußen ist irgendein Stern, ein besonderer, man muss irgendwo auf den Stern hinzeigen. Die Hand ist dann nicht der Stern und der Finger auch nicht, aber mit dem Finger zeigt man dort hin. So ähnlich, wenn ich über Brahman stammle, dann versucht irgendwo ein Finger irgendwo hinzugehen, in der Hoffnung, zwischendurch, dass das bewusst wird: „Ja, Brahman ist jetzt erfahrbar.“

Hari Om Tat Sat

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

 

 

 

 

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