Hari

Hari heißt grün, grünlich, gelb, gelblich, anziehend und schön. Hari ist ein Beiname von Vishnu. Hari hast du oft vielleicht schon gehört, Hari steckt ja auch im Mahamantra: „Hare Rama Hare Rama, Rama Rama Hare Hare.” Das ist alles eine Deklination, Hari wird zu Hare. Und genauso auch findest du: „Hari Hari Bol Bol Hari Hari Bol.“ Und so viele Kirtans, wo Hari dabei ist. Es gibt auch Haridas, Diener von Hari. Es gibt Haripriya, derjenige oder diejenige, die Hari liebt. Hari heißt also, wenn es auf Vishnu bezogen ist, nicht gelb oder grün, sondern Hari heißt insbesondere anziehend und schön.

Es gibt auch eine lustige Geschichte, die auf dieser Mehrfachbedeutung des Begriffs „Hari“ aufgebaut ist. Es gab mal einen Gottesverehrer und dieser Gottesverehrer – und nach einer Tradition hieß er Narada – der hat sich ganz verliebt in eine junge Frau. Und er wollte die unbedingt als Frau gewinnen. Und so ging er zu Vishnu und sagte: „Oh Vishnu, ich will unbedingt diese Frau haben, aber ich bin jetzt schon ein alter Mann, so wird die mich nie nehmen. Du bist doch Hari, du bist schön, du bist anziehend, du hast alle Kräfte. Und ich habe dich jetzt schon seit so vielen Jahren und Jahrzehnten verehrt. Bitte, lasse mich werden wie du, lasse mich Hari werden, jemand, der andere anzieht.“ Und Vishnu lächelte und sagte: „Willst du wirklich Hari werden?“ Und Narada sagte: „Ja, ich will wirklich Hari werden.“ Und dann lächelte Vishnu und sagte: „Ok, du kannst dann wieder zurückgehen in die Stadt und dann wirst du zu Hari.“ Das Interessante war nämlich auch, diese Frau, die war gerade dabei, ihren Mann auszusuchen.

Heutzutage wählen manche Menschen ihren Partner aus im Internet, lassen sich registrieren und kriegen dort Partner vorgeschlagen. Oder es gibt auch Speed-Dating und verschiedenes andere. Und in der damaligen Zeit gab es so genannte Swayamvaras, das heißt, wie eine Art Bräutigamschau. Und das heißt, die Bräutigams sind gekommen und dann hat die Braut sich die alle angeschaut und hat nachher geguckt, wen mag sie denn. Manchmal wurden dort vorher Aufgaben gestellt, manchmal mussten die ihre Gelehrtheit zeigen, manchmal sich unterhalten, aber es ging dann doch relativ flott. Manchmal wurden sie vorgeprüft von Menschen, deren Aufgabe das war. Jedenfalls, so gab es also eine Swayamvara und Narada war ganz froh, dass er jetzt Hari wäre. Und so wie er in die Stadt hineingegangen war, sahen die Menschen ihn etwas eigenartig an, und Narada dachte: „Tatsächlich, ich muss jetzt besonders schön und attraktiv sein, deshalb sind die Menschen so verwundert, dass es so jemanden gibt.“ Und so kam er dort auch an den Hof und alle schauten ihn eigenartig an und dann begann also die eigentliche Swayamvara und die junge Frau war eben auch eine spirituelle Frau und eine gelehrte Frau, sie stellte Menschen alle möglichen Fragen, und natürlich, Narada konnte alle Sanskrit-Fragen beantworten.

Aber als dann zum Schluss die Frau, diese Prinzessin, ihre Wahl traf, dort ging Narada ganz nahe hin, weil er dachte, er würde jetzt gewählt werden, denn im Sanskrit wusste er mehr als alle anderen und er war ja Hari, besonders schön. Und die Prinzessin lachte ihn nur aus und wählte jemand anderes. Narada verstand das jetzt nicht. Wenn er doch jetzt Hari, schön und anziehend war, warum hat die Prinzessin jemand anderes gewählt. Und so ging er raus und jetzt wollte er doch wissen: „Wie sehe ich denn aus?“ Und er ging zu einem Spiegel und dort sah er, wie er aussah: Ein grünlich-gelbes Gesicht, grässlich anzuschauen, aber letztlich Hari, denn Hari heißt nicht nur anziehend und schön, Hari heißt auch grünlich und gelb. Natürlich, gelb und grün sind in der Natur schöne Farben. Wenn es grün ist, gerade in Indien, ist es ein Zeichen von Fruchtbarkeit. Und gelb, so viele Blüten und Blumen sind gelb und auch der Weizen ist goldgelb. Deshalb, gelb und grün gelten als schöne Farben. Und deshalb kein Wunder, dass ein Wort, das für gelb und grün steht, auch für schön steht. Aber natürlich, als Hautfarbe nicht so schön. Also, Hari ist der Schöne, Hari ist der Anziehende. Gott als Vishnu ist schön, ist anziehend, attraktiv. Und er lässt auch alles grünen, alles erblühen. Grün steht also für Fruchtbarkeit, grün und gelb steht für die Schönheit. So ist Hari also derjenige, der für Grün- und Gelbheit, für Leuchten, Strahlen und für die schöne Natur verantwortlich ist. Und Hari zieht dein Herz zu sich, daher, Hari Bol, verehre Hari. Oder: „Hari Rama, Hari Krishna. Ich verehre Hari als Rama, als Krishna.“

Hari Bol, Hari Om Tat Sat

Hari – schön und anziehend.

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