Forsche, erkenne, verwirkliche

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute lese ich aus dem Buch „Licht, Kraft und Weisheit“ von Swami Sivananda. Es hat aufgeschlagen auf dem kleinen Absatz „Forsche, erkenne, verwirkliche“.
Swami Sivananda schreibt dazu:


„Halte die Leuchte des Dharma, der Tugend, fest in der Hand. Lasse deine Gedanken um die göttliche Liebe kreisen. Bewahre Gleichmut in Erfolg und Misserfolg. Zügle die Sinne. Mache den Geist still und richte ihn auf Gott. Schwinge dich in die Regionen der Seligkeit. So wirst du die kosmische Einheit schauen. Gib Verhaftung an Kummer, Sorge und Ängste auf. Lass dich durch Misserfolg nicht entmutigen. Schmerz ist ein großartiger Lehrer. Er öffnet die Augen. Vergiss das nicht. Liebe Freundin, lieber Freund, können wirtschaftlicher Wohlstand und Bequemlichkeiten dir wirklich Frieden und Freiheit geben? Gewiss nicht. Forsche, erkenne und verwirkliche.“

In diesem Buch hat Swami Sivananda besonders diese große Fähigkeit, sehr viel in wenige Worte hineinzubringen. Die letzten Sätze sind gleichzeitig auch die Überschrift: Forsche, erkenne und verwirkliche. Auf Englisch steht da Inquire. Inquire heißt überlege, denke nach, erforsche, frage dich. Das ist eine der besonderen Fähigkeiten des Menschen: Der Mensch kann nachfragen.
Ein Tier, wenn es irgendwelche Wünsche hat, rennt denen einfach hinterher. Oder, wenn es sich über etwas ärgert, dann ärgert es sich halt. Der Mensch kann überlegen: „Was macht mich glücklich? Ist es wirklich sinnvoll, diesem Wunsch nachzugehen? Ist es wirklich sinnvoll, dem Impuls von Ärger oder Ängsten nachzugehen?“ Wir können nachdenken: „Was macht mich glücklich? Wer bin ich wirklich? Diese Wünsche und diese Impulse, die da sind, sind die jetzt wirklich sinnvoll?“

Wir erkennen, manchmal sind sie sinnvoll. Auf eine gewisse Weise haben ja Wünsche ihre Funktion. Wir mögen doch überwiegend das, was gesund ist. Wir mögen auch einiges, was nicht gesund ist, aber grundsätzlich haben die Wünsche auch ihren Sinn. Angst zu haben, über eine voll befahrene Straße rüber zu gehen, ist etwas Sinnvolles. Manchmal Ruhe haben zu wollen ist auch sinnvoll. Nur sollten wir nicht ein Sklave dieser Wünsche und dieser Impulse sein, sondern wir können nachdenken: „Ist es jetzt in diesem Moment sinnvoll?“ Dann können wir uns auch die Frage stellen: „Wer bin ich? Wer ist derjenige, der Wünsche hat? Wer ist derjenige, der Krankheit, Alter und Tod unterworfen ist? Bin ich das? Oder bin ich mehr?“ Wenn wir so forschen, dann kommt der nächste Schritt, nämlich nicht nur intellektuell zu forschen, sondern das auch in der Meditation zu ergründen. Und in der Meditation zu ergründen, heißt dann nicht nur, intellektuell darüber nachzudenken wie ein Philosoph, sondern es heißt, in der Meditation etwas zu erkennen, indem wir meditieren. Dann werden wir feststellen: „Ja, da ist etwas in mir, das ist jenseits des Körpers. Da ist etwas in mir, das ist jenseits des Denkens. Da ist etwas in mir, das ist jenseits vom Fühlen und allen Motiven.“ Und wenn wir da immer tiefer hineingehen, dann kommen wir zur Verwirklichung. Wir können erkennen, dass ich nicht gleich ICH ist: „Das ICH BIN ist reines, unendliches Bewusstsein. Ich bin das Bewusstsein, welches verbunden ist mit dem kosmischen Bewusstsein, ich bin die allumfassende göttliche Liebe“. Wenn wir das erkannt haben, dann können wir anschließend wieder in den normalen Bewusstseinszustand hineingehen und unsere Aufgaben erfüllen, aber aus dieser tieferen Verwirklichung heraus: „Ich bin unendlich, eins, ewig, verbunden, reine Liebe“.

Hari Om Tat Sat


Transkription eines Kurzvortragesvon Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditationim Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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