(Fast) alles über die Weihnachtszeit

© 2019 Zusammengstellt von Bhajan Noam

Einführung

Historisch gesehen kam Jesus wahrscheinlich nicht am 25. Dezember zur Welt. Dieser Zeitraum der Wintersonnenwende hatte vielmehr seit langem eine große Bedeutung sowohl in der römischen als auch in der heidnisch-germanischen Tradition. Die Mitwinterzeit, auch bekannt unter dem Namen "Zwölf Nächte", erstreckt sich von Weihnachten (24.12.) bis zum Heiligen Dreikönigstag (06.01.). Eine Vielzahl von Ritualen sollte früher dafür sorgen, dass die Sonne an den kürzesten Tagen im Jahr wieder neue Kraft bekommt. Als das Christentum immer mehr Anhänger fand, übernahm man einfach diesen Zeitraum und deutete ihn in einem christlichen Sinn um.

Die christliche Kirche hat erst im Jahre 325 (Konzil von Nicaea) den Geburtstag Jesu auf das Fest der wiedergeborenen Sonne (in Rom das Mithrasfest) gelegt. Hier wurde der Vergleich zwischen dem Gottessohn und der sol invictus gezogen. Erst die Synode von Mainz (813) schrieb die christliche Geburtsfeier für den deutschen Raum anstelle des Festes der Sonnenwende vor (und der letzte Tag des Jahres wurde nach dem Papst Sylvester benannt).

Im 4. Jahrhundert hat Papst Julius I. den 25. Dezember in tatsächlicher Unkenntnis des Datums von Jesu Geburt diesen Tag als Geburtstermin Jesu festgesetzt . Er gab damit dem alten Sonnenwendfest, das nach dem julianischen Kalender am 25. Dezember gefeiert wurde, ein christliches Fundament indem er die Daten vom Sonnengott Sol-Invictus und Jesus parallelisierte. Da sich aus der Bibel keine Daten zum Geburtstermin extrahieren lassen, ist annehmbar, dass diese Parallelisierung von römischer Sonnenwendfeier und Jesusgeburt ein politisch-religiöser Schachzug war.

Die deutsche Bezeichnung "Weihnachten" stammt noch aus der alten heidnischen Zeit. Sie geht auf den mittelhochdeutschen Plural "ze den wihen nahten" zurück, was soviel wie "in den heiligen Nächten" bedeutet. Das zusammengesetzte Wort "wihenaht" ist seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts belegt.

In Schweden heißt es "God Jul", in Finnland "Hauskaa Joulua", wenn sich die Menschen eine frohe Weihnacht wünschen. In Skandinavien leitet sich der Ausdruck für Heiligabend von "Jul" ab, dem nordgermanischen Wort für "Rad". Im übertragenen Sinn als Rad der Zeit, das sich wieder um ein weiteres Jahr gedreht hat, bezeichnete Jul das Fest der Wintersonnenwende.

Im Norden, wo die Winter sehr lang sind und die Menschen unter Dunkelheit und Kälte leiden, spielt Weihnachten eine große Rolle. Finnland nimmt sogar für sich in Anspruch, die Heimat des Weihnachtsmanns zu sein. Er heißt hier Joulupukki und besucht die Kinder, die sich oft als Elfen verkleiden, am 24. Dezember. Wie wichtig die Festtage für die Finnen sind, zeigt sich selbst am Namen für den Monat Dezember: Joulukku bedeutet übersetzt der "Weihnachtsmonat". Wie in Finnland finden auch im Nachbarland Schweden die Weihnachtsfeierlichkeiten am 24. Dezember statt. Die Kinder dort haben es gut, denn schon sobald es dunkel wird, also bereits am Nachmittag, beginnt die Bescherung. Was bei uns Heiligabend heißt, bezeichnen die Schweden als "Julafton", als "Weihnachtsnachmittag".
Merry Christmas!" – so wünscht man sich im großen englischen Sprachraum ein frohes Weihnachtsfest. Dort wird die christliche Bedeutung von Weihnachten bereits im Namen für das Fest sichtbar. Das Wort "Christmas" geht auf die altenglische Bezeichnung "Cristes mæsse" zurück und bezieht sich somit ganz auf die Eucharistiefeier, also die Messe zu Ehren Christi. Vor allem in den USA verwenden daneben viele Menschen den Ausdruck "X-mas bzw. Xmas". Dabei handelt es sich nicht bloß um eine moderne Verkürzung oder gar Säkularisierung des Begriffs. Der Buchstabe X steht vielmehr für den Anfangsbuchstaben des Wortes "Xtos", dem griechischen Namen für Christus.
Der lateinische Einfluss auf die Wortbildung: In Spanien wünschen sich die Menschen "Feliz Navidad", die Italiener feiern "Natale", auf Portugiesisch heißt Weihnachten "Natal" und das katalanische Wort lautet "Nadal". Bei den romanischen Sprachen steht ebenfalls der christliche Anlass des Weihnachtsfestes im Mittelpunkt. Die Bezeichnungen gehen alle auf das lateinische Wort "nascor" zurück, was übersetzt "geboren werden" bedeutet. Aus der lateinischen Form "natalis dies", dem Tag der Geburt, entwickelte sich im Französischen über die Vorstufe "nael" das heutige Wort "Noël". Selbst in Indonesien finden sich lateinische Wurzeln, hier wird das Fest "Hari Natal" genannt.

 

1) Vorweihnachtszeit/Advent

Wann die Adventszeit eingeführt wurde, kann heute nicht mehr mit Sicherheit festgestellt werden. Von Weihnachten wissen wir, dass das Fest im vierten Jahrhundert in der ganzen Kirche gefeiert wurde - an gewissen Orten am 25. Dezember, an anderen am 6. Januar.

Einige Homilien, die vermutlich vom hl. Caesarius (502-542), Bischof von Arles, stammen, erwähnen eine Vorbereitungszeit auf den Geburtstag Christi, aber ohne dass aus dem Zusammenhang abgeleitet werden könnte, diese sei allgemein verbreitet gewesen. Die Synode von Mâcon in Gallien (581) erwähnt im 9. Kanon Fastentage montags, mittwochs und freitags vom 11. November bis zu Weihnachten.

Das gelasianische Sakramentar erwähnt fünf Sonntage für die Adventszeit. Diese fünf Sonntage wurden vom hl. Papst Gregor VII. (1073-85) auf vier reduziert. Die Homiliensammlung des hl. Gregor beginnt mit einer Predigt für den zweiten Adventssonntag. Im Jahre 650 hatte man in Spanien fünf Adventssonntage. Verschiedene Synoden hatten Gesetze über das gebotene Fasten in dieser Zeit erlassen, entweder ab dem 11. November, ab dem 15. November oder sogar ab der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche (23. September). Andere Synoden verboten Hochzeiten in dieser Zeit.

Die früheste Erwähnung für das Einhalten der Adventszeit in der Ostkirche stammt erst aus dem 8. Jahrhundert. Der hl. Theodor Studit (+826), der von Fest- und Fastenzeiten der Ostkirche berichtet, erwähnt den Advent nicht. Im 8. Jahrhundert wurde der Advent nicht liturgisch gefeiert, sondern war eine Fast- und Abstinenzzeit vom 15. November bis zu Weihnachten, welche später auf sieben Tage reduziert wurde. Aber ein Konzil der Ruthenen (1720) ordnete eine Fastenzeit nach der alten Regel beginnend am 15. November an. Diese Regel wird von einigen Ostkirchen eingehalten.

Der Name »Advent« kommt vom lateinischen »adventus«, was mit »Ankunft« übersetzt wird. Diese meint die Ankunft Jesu Christi. Deshalb bereiten sich die Christen in dieser Zeit auf das Hochfest der Geburt des Jesus von Nazareth (Menschwerdung Gottes) vor: auf Weihnachten. Dem Weihnachtsfest gehen vier Adventssonntage voraus und mit dem ersten Adventssonntag beginnt zugleich das neue Kirchenjahr. Der Advent erinnert in einem zweiten starken Akzent auch an die Erwartung der Wiederkunft Jesu Christi.

In seinem Ursprung entsprach der Begriff »Advent« dem griechischen Begriff »epiphaneia« (Erscheinung) und meinte die Ankunft, Anwesenheit bzw. der Besuch eines Amtsträgers, insbesondere die Ankunft von Königen oder Kaisern. Aber es konnte auch die Ankunft der Gottheit im Tempel ausdrücken. Die Christen übernahmen diese Bezeichnung, um damit ihre besondere Beziehung zu Jesus Christus auszudrücken.

In der alten Kirche war die Adventszeit eigentlich eine Fastenzeit, die auf den Zeitraum zwischen dem 11. November und dem ursprünglichen Weihnachtstermin, dem Fest der Erscheinung des Herrn (6. Januar) festgelegt war. Zudem bezeichnete man die Fastenzeit und auch die Adventszeit als »geschlossene Zeiten«, in denen weder getanzt noch gefeiert werden durfte. Auch fanden in der Zeit keine feierlichen Trauungen statt.

Die heutige Form der Adventszeit liegt im 7. Jahrhundert begründet, als Papst Gregor die Zahl der Advents-Sonntage von ursprünglich fünf auf vier festlegte. Die Zahl vier symbolisiert die viertausend Jahre, welche die Menschen gemäß kirchlicher Geschichtsschreibung nach dem Sündenfall im Paradies auf den Erlöser warten mussten. Das Konzil von Trient bestätigte später diese Regelung, nachdem sich abweichende regionale Traditionen etabliert hatten.

Die Bedeutung der Adventszeit wurde durch zwei Richtungen beeinflusst: Einerseits betonte man im gallischen Gebiet das endzeitliche Motiv der Wiederkunft Christi, welches zur Ausgestaltung des Advents als Zeit einer ernsthaften Buße führte. Andererseits gewann im römischen Einflussbereich das weihnachtlich-freudige Ankunftsmotiv der Menschwerdung Gottes an großem Einfluss. Beiden Deutungen wird an den unterschiedlichen Adventssonntagen in der Liturgie Rechnung getragen.
In der orthodoxen Kirche hingegen ist die Adventszeit eine Fastenzeit geblieben, die 40 Tage vor dem Weihnachtsfest beginnt. Milch und tierische Produkte sind in diesem Zeitraum als Nahrungsmittel verboten.

 

2) Adventskranz

Die Sitte des Adventskranzes ist recht jung, sie geht zurück auf Johann Hinrich Wichern, den Gründer des "Rauen Hauses" in Hamburg. Er hat im Dezember 1839 seinen Zöglingen an jedem Tag des Advents eine Kerze entzündet und sie auf einen Holzkranz gesteckt; zu Weihnachten erhellte dieser Lichterkranz feierlich den Saal. Damals bestand er aus einem Holzreif, ähnlich einem Wagenrad ohne Speichen, mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern. Er trug vier große weiße Kerzen für jeden Adventssonntag und 19 kleine rote für jeden Werktag bis zum Heiligen Abend. Täglich wurde während einer kurzen Andacht - zunächst in der Mittagspause und später als Vigil (Nachtwache) in der Dämmerung - eine neue Kerze angezündet. Dies, so Wichern, "um auf die Ankunft des Herrn" und das nahende Weihnachtsfest hinzuweisen. Besonderes Augenmerk richtete Wichern dabei auch auf das Sinnbild der Kerzen als "Licht in der Finsternis".

"Adressaten" dieses Adventbrauches waren für Johann Hinrich Wichern damals sozial vernachlässigte Jugendliche in Hamburg, die er in der so genannten Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder des Rauen Hauses ("dat ruge hus") betreute. Ausgehend vom Rauen Haus - die MitarbeiterInnen trugen diesen Brauch auch in ihre eigenen Häuser und Gemeinden - verbreitete sich die Idee des Adventskranzes zuerst im protestantischen Norddeutschland, bald auch im Süden Deutschlands und in den Nachbarländern. Mit den Emigranten gelangte dieser Brauch dann schließlich auch ins ferne Ausland.

Erst mehr als zwanzig Jahre nach seiner "Erfindung", etwa um 1860, wurde der Holzreif dann nicht nur mit Kerzen, sondern zusätzlich mit grünen Tannenzweigen geschmückt. Im Lauf der Zeit wurde aus dem Holzkranz der aus Tannengrün geflochtene Kranz, der nur noch mit vier dicken Kerzen bestückt war, so wie wir ihn heute kennen.

Nach Ansicht von Historikern ist der Brauch, dunkle Winternächte mit Kerzen und immergrünen Zweigen aufzuhellen, heidnischen Ursprungs und älter als das christliche Denken. Die meisten vorweihnachtlichen Bräuche unserer Zeit entstammen aber der jüngeren Geschichte. Neben dem Adventskranz sind z.B. auch der Adventskalender und der Adventsstern "christliche Erfindungen" aus dem 19. Jahrhundert. Dieser Brauch hielt zunächst in evangelischen Familien Einzug, 1925 hing in Köln zum ersten Mal ein Adventskranz in einer katholischen Kirche. Der Brauch verbreitete sich inzwischen weltweit.

 

3) Herrnhuter Stern

Benannt ist der Stern nach der Herrnhuter Brüdergemeine, die ihren Stammsitz in Herrnhut in der Oberlausitz hat, einem von den Nachfahren der Evangelischen Brüderunität Mähren am 17. Juni 1722 gegründeten Ort. Viele Eltern gingen als Missionare in die Welt, die Kinder kamen in Internate. Dort entstanden die ersten Herrnhuter Sterne.

Als man 1821 in der Unitäts-Knabenanstalt in Niesky ein Fest zum fünfzigsten Jahrestag der Anstalt feierte, schwebte im Hof ein beleuchteter Stern mit 110 Zacken. Er hing auch nicht zur Adventszeit, denn die Jubiläumsfeier fand vom 4. bis 6. Januar statt, also zum Dreikönigsfest. Während andere Kirchen Weihnachtskrippen zeigten, passte dieser Stern von Bethlehem in die schlichten, weißen Säle der Brüdergemeine. Später wurde der Stern auch in den Internaten der Herrnhuter Unität in Niesky, Neuwied, Königsfeld im Schwarzwald und Kleinwelka gebastelt und zum ersten Advent aufgehängt.

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts begannen die manufakturmäßige Herstellung und der Vertrieb der Original Herrnhuter Sterne. Die zur industriellen Fertigung besonders geeignete Version mit 25 Zacken lieferte ab den 1920er Jahren die Sterngesellschaft mbH in Herrnhut. Auch in der DDR führte der VEB Stern die Produktion fort. Ab 1968 wurden die Sterne in einem Betrieb hergestellt, der eigentlich Elektroanlagenzubehör herstellte. 90 Prozent der in der DDR produzierten Sterne wurde für Devisen in das Ausland verkauft.

Heute produziert die Herrnhuter Sterne GmbH mit 60 Arbeitskräften ein Sortiment von über 60 verschiedenen Sternen nebst Zubehör für die Beleuchtung. Unterstützt wird der Betrieb durch mehrere Behindertenwerkstätten der Region, aus denen 30 Personen einfache Komponenten zuliefern. Der Produktionsumfang beläuft sich auf ca. 600.000 Stück pro Jahr (Stand Dezember 2016).[ Anfang Mai 2011 weihte die Herrnhuter Sterne GmbH in Herrnhut ihre neue Manufaktur ein.

In vielen Missionsorten der Herrnhuter Brüdergemeine wie beispielsweise in Genadendal und Elim in Südafrika oder in Jinotega (Nicaragua) werden Herrnhuter Sterne heute noch zur Ausschmückung während der Adventszeit in Handarbeit hergestellt. In der als Herrnhuter-Siedlung gegründeten Stadt Bethlehem (Pennsylvania) und in ihrer Umgebung ist der Stern als Moravian Star bekannt und als traditionelle Weihnachtsdekoration beliebt.

In vielen, nicht nur protestantischen Kirchen hängen ein oder mehrere Herrnhuter Sterne, teilweise stammen sie noch aus der Anfangszeit der Produktion und sind bis zu 80 Jahre alt. Viele evangelische Gemeinden kauften die Sterne, um die Herrnhuter Brüdergemeine zu unterstützen und deren Missionsarbeit zu fördern.

 

4) Julfest

Mit dem Julfest wird der Beginn des neuen Sonnenjahres und des wiederkehrenden Lichtes nach der Wintersonnenwende gefeiert. Die Sonne erreicht um den 21./22. Julmond ihren tiefsten Stand im Jahreslauf. Dies ist die dunkelste Zeit des Jahres, die mit unwirschem Wetter (Regen, Schnee, Kälte) einhergeht. Der mythisch gedeutete Naturvorgang dieser Zeit ist die Sonnenwende, also die längste Nacht des Jahres. Und in dieser dunkelsten Zeit bildet die Wintersonnenwende den Wendepunkt. Nun werden die Tage wieder länger und die Sonne wird bald an "Kraft" gewinnen, um das Leben, das wie tot in der Erde ruht, neu entstehen zu lassen.

In dieser Zeit findet das Julritual statt. Schon seit den Winternächten brannte tief im Julleuchter eine kleine Kerze. Es wird begonnen, das Haus mit Wacholder- oder Salbeirauch zu räuchern. Das dient der Reinigung wie auch – nach anderer Deutung – der "Heimholung" der Ahnenseelen. Man trägt die Räucherung durchs Haus und spricht z.B. "Glück ins Haus! Unglück hinaus!". Dann werden alle Lichtquellen ausgelöscht. Kern der Feiern ist das Julfeuer. Dieses Feuer besteht idealerweise aus dem "Julholz", einem speziellen Eichenholz-Block. Man hält nun ein Julritual ab, in dem man den Göttern für das scheidende Jahr danken und um ein neues, gutes Jahr bitten kann. Im Rahmen des Julrituals wird das Feuer neu erzeugt. Von diesem Feuer werden die Kerzen angezündet, die man ins Haus bringt, um dort weiteren Kerzen Feuer zu geben und beispielsweise den Kamin anzufachen. Die Kerze des Julleuchters wird nun oben auf diesen draufgestellt als Zeichen der Wiedergeburt des Lichtes. Am frühen Morgen, nach der Begrüßung der Sonne, bietet sich ein üppiges Frühstück an, wobei man für die Ahnen symbolisch den Tisch ebenfalls deckt. Die Asche des Julholzes wird als glücksbringend aufbewahrt. Hat man noch unverbrannte Reste des Holzes, dann bewahrt man sie ebenfalls auf und verbrennt sie im Julfeuer des nächsten Jahres. Die Asche kann auch dem Vieh unter das Futter gemischt werden. Wer nicht im eigenen Haushalt feiert, nimmt vom neuen Herdfeuer eine Kerze in einer Laterne mit nach Hause.


5) Geschichte des Weihnachtsfestes

Weihnachten hat sich zwar seit seiner offiziellen Einführung im 4. Jahrhundert als christliches Fest behauptet, aber seine antiken und heidnischen Wurzeln sind bis heute erhalten geblieben – wenn auch vielfach durch christliche Einflüsse mit neuen Inhalten gefüllt.

In vielen Gegenden wurde der 25. Dezember als Tag der Wintersonnenwende gefeiert, und zugleich beging man in dieser Zeit verschiedene religiöse Feste: im vorderasiatischen Raum feierte man die Geburt des indischen Lichtgottes Mithras, die Ägypter huldigten mit dem Isiskult der Geburt des Horus, und die Römer hielten Feste zu Ehren des Gottes Saturn sowie seiner Gemahlin Ops am Tag Sol Invictus, am Tag des unbesiegbaren Gottes ab. Dazu kamen heidnische Bräuche der Germanen wie das Mittwinterfest, ein Toten- und Fruchtbarkeitsfest, sowie das Julfest oder der Wotanskult.

Bereits um 217 versuchte Papst Hippolyt, alle diese Kulte durch ein christliches Fest zur Feier der Geburt Christi zu verdrängen, aber erst im Jahr 354 hatte Papst Liberius damit Erfolg, und so wurde am 25. Dezember 354 das erste christliche Weihnachtsfest in Rom begangen. 381 schließlich wurde dieses Datum zur Feier der Geburt Jesu Christi von Kaiser Theodosius auf dem 2. Konzil von Konstantinopel als allgemein gültig erklärt. In der Praxis sollte es dennoch lange dauern, bis sich Weihnachten im heutigen Sinn etabliert hatte. Das lag nicht zuletzt daran, dass in der orthodoxen Kirche die Geburt und gleichzeitig die Taufe Christi im Zusammenhang mit dem Beginn des Kalenders gesehen wurde und damit am 6. Januar begangen wurde. In der westlichen Kirche galt der 25. Dezember seit 813 als Beginn des Kirchenjahres (heute der 1. Advent) und erinnert damit bis heute an die Tatsache, dass dieser Tag bis ins 16. Jahrhundert hinein als Jahresanfang gefeiert wurde.

Das Wort "Weihnachten" ist erst seit dem 12. Jahrhundert belegt; es taucht 1170 in einem Gedicht des fahrenden Sängers Spervogel auf:

der ze wihen naht geborn wart:
daz ist der heilige krist.
jà lobr in allez, das der ist.
niewan der tievel eine
durh sinen gròzen übermuot
sò wart ìme diu helle ze teile."

Die Formulierung "ze wihen naht = zu der geweihten Nacht" weist auf die "geweihte Zeit" hin, die in der germanischen Welt die Opferzeit der Mittwinternächte war. Daraus hat sich dann im Laufe der Jahrhunderte das Wort "Weihnachten" gebildet, mit dem nunmehr das christliche Fest zur Feier der Geburt Jesu Christi bezeichnet wird.

 

6) Weihnachtsbräuche

In früheren Jahren war die Vorweihnachtszeit eine Zeit des Fastens, die vom 25. November bis Weihnachten dauerte und während der man nur ganz bestimmte Speisen und Getränke zu sich nahm:

• Fastengebäck wie z. B. Fastenbrezeln
• Fastenbier
• Lebkuchen oder auch Pfeffer- bzw. Honigkuchen genannt; er war schon bei den Ägyptern, Griechen und Römern bekannt, die ihn den Göttern als unblutige Opfergabe angeboten haben
• Spekulatius oder Springerle; Spekulatiusformen kannte man bereits um 2500 v. Chr. Es waren Holzmodel, auf denen Tiere oder weihnachtliche Motive dargestellt waren. Das Wort Springerle weist der Legende nach einen Zusammenhang mit dem Gott Wotan auf, indem es auf den reitenden Wotan hinweisen soll.
• Gebildbrot, ein besonderes Brot, das im germanischen Brauchtum bei den Mittwinterfesten in Tierform als Opfer dargebracht wurde; später wurden aus diesem Teig auch Nikoläuse oder Engel hergestellt.

Die strengsten Fastentage waren der 23. und 24. Dezember, an denen nur Brotsuppe und getrocknetes Brot verzehrt wurde.

 

7) Heiliger Abend oder Weihnachtsabend am 24.12.

In germanischer Zeit war dies der Abend vor den zwölf Raunächten. Man gedachte der Seelen der Verstorbenen, die nach heidnischem Glauben in diesen folgenden Nächten umherwandern würden. Außerdem feierte man das Fest der Wintersonnenwende, indem man allerorten Feuer entzündete, die die neu erwachende Sonne symbolisierten. Dieser Tag war auch ein Fasten- und Vorbereitungstag, an dem kein üppiges Essen gereicht wurde. Haus und Hof wurden gereinigt und aufgeräumt, und es durfte keine Wäsche aufgehängt werden. Auch wenn sich verschiedene dieser Bräuche bis heute noch erhalten haben, so ist der Heilige Abend als Tag der Bescherung doch inzwischen sehr entfremdet worden.


8) Christmette

Das Wort "Mette" hat ursprünglich nichts mit einer Messe zu tun, sondern bedeutet Morgengebet, was im lateinischen "hora matutina" heißt und später zu "Mette" eingedeutscht worden ist. Inzwischen hat sich dieser Begriff als Bezeichnung für die Frühmessen/-metten wie z.B. zu Weihnachten eingebürgert.

 

9) Weihnachtsessen

Nach dem Ende der Fastenzeit genossen schon die alten Germanen am 25. Dezember ein ausgiebiges Festmahl. Dazu wurden wieder ganz bestimmte Speisen serviert, die ihre je eigene mythologische Bedeutung hatten:

• Fisch als Symbol für Wasser, Leben und Fruchtbarkeit
• rogenreicher Hering als Symbol für Geld und Glück
• Bohnen oder Linsen als Hoffnung auf Wohlstand
• Äpfel als Symbol für Gesundheit
• Salz und Brot als "Waffe" gegen den Tod
Während es bei den Germanen zur Wintersonnenwende gebratenes/-en Schwein oder Eber gab, wird heute vielfach die Weihnachtsgans serviert. Diese Tradition stammt aus England und ist mit folgender Legende verknüpft: Am Heiligen Abend des Jahres 1588 war Königin Elisabeth I. gerade zum Abendmahl eine Gans aufgetragen worden, als ihr ein Offizier die Nachricht vom Sieg über die spanische Armada brachte. Zur Erinnerung an dieses freudige Ereignis soll die Gans seither zum Festtagsbraten avanciert sein.

 

10) Geschenke

Seit dem 15. Jahrhundert hat sich Weihnachten immer mehr zu einem Gabenfest entwickelt - ursprünglich, damit keiner hungern sollte. Da wurden dann vor allem die Armen und Angestellten bedacht, und auch das Vieh in den Ställen erhielt eine besonders geweihte Portion Futter. Dazu kommt die christliche Tradition des Schenkens aus Freude über das Geschenk Gottes, das er mit der Geburt seines Sohnes Jesus Christus den Menschen gemacht hat, und die sich in symbolischen Geschenken an andere Menschen als Sinnbild für Gottes- und Nächstenliebe äußert. Heute hat sich die Konsumgesellschaft in ihrem alljährlichen Kaufrausch zur Vorweihnachtszeit sehr weit von diesen ursprünglichen Wurzeln entfernt.

Bis zum 16. Jahrhundert brachte der Heilige Nikolaus den Kindern am 6. Dezember Gaben wie Äpfel, Nüsse oder Gebäck. Seit der Reformationszeit wurde er vor allem von den Protestanten vom Christkind verdrängt, das seine Geschenke von da an am
24. Dezember verteilte.

Trotzdem konnte der Nikolaus nicht aus dem weihnachtlichen Brauchtum verdrängt werden: er "arbeitet" seither als Weihnachtsmann am 24. Dezember sowie weiterhin auch als Nikolaus am 6. Dezember.

 

11) Die Geschichte über St. Nikolaus

Es war einmal vor langer Zeit, da lebte in der reichen Stadt Patara (ehem. Lykien, heute Türkei) ein Knabe, der Nikolaus genannt wurde. Die Eltern von Nikolaus verstarben frühzeitig fast zeitgleich an einer bösen Krankheit, dadurch weinte Nikolaus Tag und Nacht. Nikolaus erbte großen Reichtum: Gold, Silber, Edelsteine, Schlösser, Paläste und Ländereien und auch viele Untertanen, die sich um ihn kümmerten.

Auch Schafe, Pferde, Esel und noch ein paar andere Tiere gehörten ihm. Nikolaus war trotzdem sehr traurig und konnte sich über seinen Reichtum nicht freuen. Deshalb wollten ihn seine Angestellten aufmuntern. Der Hofmeister anerbot sich, ihm seine Schlösser zu zeigen.

Der Stallmeister wollte mit Nikolaus auf den schönsten Pferden durch die Ländereien reiten. Der Küchenmeister meinte, er könne doch für alle reichen Kinder der Stadt ein köstliches Essen zubereiten.

Doch Nikolaus wollte von allem nichts wissen, seine Traurigkeit wurde immer schlimmer bis auch seine Tiere deutlich spürten, dass er unendlich traurig war. Sie drängten sich zu ihm. Vom Weinen müde geworden, wollte er sich schlafen legen. Ungeschickt stieß er mit dem Fuß an einen Tonkrug, in dem viele Schriftrollen steckten. Der Krug zerbrach, die Schriftrollen verteilten sich am glänzenden Boden. Nikolaus ergriff eine der Schriftrollen und begann zu lesen. "Da war ein reicher Mann, der lebte herrlich und in Freuden. Da war aber auch ein Armer, der lag hungernd vor seiner Tür und wollte nur Brosamen die den Reichen vom Tische fielen. Doch diese gönnten die Reichen dem Armen nicht. Als der Arme starb wurde er von den Engeln in den Himmel getragen. Auch der Reiche starb. Doch es kamen keine Engel, ihn zu holen".

Gleiche ich nicht dem reichen Mann in der Geschichte, dachte sich Nikolaus. Schön bin ich gekleidet, lebe mein Leben in Saus und Braus. Die Bettler draußen beim Stadttor sehe ich mit meinen Augen nicht. Morgen werde ich mein Leben ändern. So will ich früh aufstehen und mich nach ihnen umsehen. Am Morgen schlich sich Nikolaus zum Palast hinaus. Nach dem Stadttor fand er die Ärmsten der Stadt, zerlumpt, krank und elend. Als sie Nikolaus erblickten, streckten sie die Hände entgegen. Nikolaus wollte in die Tasche greifen, doch an seinem bestickten Kleide gab es keine Taschen.

Flink löste er die seine schwere Goldkette vom Hals, zog sich den Ring vom Finger und gab ihnen den wertvollen Schmuck. Danach schlüpfte Nikolaus aus dem Obergewand, dem bunten Rock, den Sandalen und verschenkte auch noch seine Kleidung. Warm wurde Niklaus ums Herz. Glücklich ging er nach Hause.

Er war nun wieder fröhlich. Am nächsten Tag beauftragte Nikolaus seinen Hofschneider mit der Aufgabe, auf seine Kleider große Taschen aufzunähen. Vergnügt schlüpfte er in seinen, weiten, roten Mantel und spazierte am Abend durch den Garten. Er füllte seine Taschen mit Nüssen, Äpfel und Mandarinen. Erneut schlich er sich aus dem Palast, ging zu den Armen und verteilte alles. So beschenkte Nikolaus nun fast jeden Tag die Armen der Stadt und vorbei war seine lang andauernde Traurigkeit.

Als Nikolaus zwölf Jahre wurde, besuchte er eine Schule, die weit von seinen Palästen entfernt war. Berühmte Lehrer unterrichteten ihn und unterwiesen ihn in der Heiligen Schrift. Wo er Not und Elend sah, gab er mit vollen Händen. Doch er machte dies jeweils im Verborgenen.

Als er einmal zum Gottesdienst in die Kirche trat, wurden die Worte verlesen, die Christus zum reichen Jüngling gesagt hatte: "Willst du mir angehören, so verschenke alles was dir gehört an die Armen". Über diese Worte hatte Nikolaus oft nachgedacht. Nun ließen sie ihn nicht mehr los. Er rief den Haushofmeister, befahl ihm Geld und Gut an die Armen zu verteilen. Denn er wolle sich aufmachen ins Heilige Land, wo unser Herr gelebt hatte. Nikolaus litt auf seiner Pilgerfahrt oft große, unvorstellbare Not. Er wurde verletzt, er hatte kaum was zu Essen und Trinken. Bei allem Hunger blieb er aber stets fröhlich. Er zog durch das Land und predigte das Wort Gottes. Den Kindern erzählte er Geschichten aus der Bibel.

Eines Tages kehrte er in die Heimat zurück. In Myra war einige Zeit davor der alte Bischof gestorben. Als man Nikolaus erblickte fragte man, wer er sei. "Ich bin Nikolaus ein Diener Christi", antwortete er. Die Leute führten Nikolaus ins Gotteshaus und ernannten ihn zum Bischof. Als er wieder ins Freie trat, erblickte Nikolaus seinen alten, grauen Esel vor der Tür angebunden. Von da an wurde der Esel sein treuer Begleiter. Nikolaus sorgte für die Gläubigen wie ein Hirt für seine Schafe.

In Zeiten der Gefahr predigte er den Christen an einsamen Orten und stärkte sie im Glauben.

An seinem Geburtstag kleidete sich Nikolaus jeweils in den kostbaren Bischofsmantel und nahm den Hirtenstab zur Hand. Seinen Esel belud er mit einem schweren Sack, dieser war mit leckeren Nüssen, Mandarinen, Äpfel und Honigkuchen befüllt.

Nikolaus schritt durch die Straßen und verteilte die Gaben, machte diesen Tag zu einem großen Fest. Das hielt er so bis ins hohe Alter. Als die Stunde kam da Gott ihn heimholen wollte, fiel ihm nur eines schwer: sich von seinen Kindern zu trennen.

Bischof Nikolaus starb am 6. Dezember 352.

Der Nikolaustag wird noch heute zum Andenken an Bischof Nikolaus gefeiert und kündigt als Vorbote das Weihnachtsfest an.

Diese überlieferte Nikolauslegende wurde aufbereitet von:
© 2003 Sylvia Müller

 

12) Ruprecht und Julwichte

Zwar erscheint Knecht Ruprecht in heutiger Zeit meist als Gehilfe des "heiligen Nikolaus", doch ist der ursprüngliche Herr Ruprecht keineswegs ein Knecht, sondern in seinem blauen Mantel, der ursprünglichen Farbe des Weihnachtsmann-Umhangs, verweist er auf den höchsten Gott der germanischen Religion. Grimm wies 1835 darauf hin, dass neuhochdeutsch Ruprecht auf mittelhochdeutsch Ruotperht/Hruodpercht und althochdeutsch Hruodperaht zurückgeht, was 'Ruhmstrahlender' oder 'der von Ruhm Strotzende' bedeutet, womit Wodan gemeint ist.

Weitere Symbole: Ruprecht reitet auf einem weißen Schimmel (Sleipnir) durch die Lüfte oder erscheint als Wanderer mit einem Wanderstab (in Gestalt des Wanderers führt Óðinn einen Stab, den er bei Bedarf in seinen Speer Gungnir verwandelt). Ruprecht trägt einen langen Bart, dazu einen blauen Mantel mit Hut und weiß über alle Geschehnisse Bescheid. Den 6. Julmond, allgemein verbreitet Nikolaus, nennen daher manche auch den Wodanstag, an dem Wodan in die Heime der Menschen einkehrt und ihnen Gutes bringt.

Eine besonders in Skandinavien noch lebhafte Tradition sind die Julwichte. Sie heißen in Dänemark und Norwegen Julenisse, in Schweden und Finnland Jultomte. In der gesamten Julzeit treten sie als hilfreiche Wesen auf, sind im Grunde aber die gemeingermanischen Vættir (an. Vættr), also schützende Familien- und Hausgeister. Sie bewachen Haus und Hof, vor allem die Tiere und bringen Glück und Wohlstand - sind aber scheu, wollen ihre Ruhe und fordern von den Menschen Respekt. Etwas Gutes kann man ihnen tun, stellt man regelmäßig eine Schüssel mit Milchreis hin.

Als Bezeichnung ist auch engl. puck, dän. puk oder deutsch Kobold "Hauswalter", ferner gårdpuk oder gårdbo "Hauswicht, Hausbewohner" oder schwed. tomte "Schollengeist" verbreitet. Der Ausdruck „nisse“ soll von St. Niclas aus christlicher Zeit stammen. Und wie jeder Hof seine Wichte hat, bewohnen die Landwichte (Land-Vættir) das offene Land, also Wälder, Grabhügel usw. . Die roten Mützen der Wichte, wie sie in Darstellungen weit verbreitet sind, sollen übrigens von der tradionellen Bauerntracht in Skandinavien stammen.

Zu Ehren der Landwichte (und Landdisen) gab und gibt es besonders auf Island Opfersteine, an denen regelmäßig Opfergaben niedergestellt werden. Hiermit verbinden sich auch die zahlreichen Opfersitten, die sich bis in unsere heutige Zeit erhalten haben. Dazu zählt die bereits erwähnte Sitte, für die Wichte eine Schale Weihnachtsbrei bereitzustellen. In Dänemark erzählt man auch von Bauern, die an manchen Weihnachtsabenden einen Korb mit Speisen wie Kuchen, Speck, Butter, Käse und etwas Geld an einem Stein eines Grabhügels anbringen.

 

13) Weihnachtsbaum

Geschmückte Bäume (oder Eiben- / Wacholderzweige) gehören zur Jultradition, so unser "Weihnachtsbaum", der eine lange Tradition hat, aber nicht wirklich als genuin heidnisch belegt werden kann. Die erste bekannte Erwähnung stammt von 1419, als Freiburger Bäcker in der Adventszeit einen Baum mit Nüssen und Früchten behingen, der von Kindern zu Neujahr "geplündert" werden durfte. Zwei Jahrhunderte später, 1611, wird von Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien berichtet, dass sie einen Weihnachtsbaum mit Kerzen schmückte - und es war Goethe, der den Baum mit "Wachslichtern, Zuckerwerk und Äpfel"(n) im "Werther" in die deutsche Literatur brachte. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts akzeptierte die katholische Kirche den Weihnachtsbaum und fügte ihn mit der Krippe zu dem christlichen Weihnachtssymbol zusammen. Doch gibt es von 580 u.Z. ein kirchliches Verbot, nach dem es zu unterlassen sei, "mit dem Grün der Bäume die Häuser zu umgeben oder zu bekränzen" (nach Ulbrich / Gerwin). Da Blumen- oder Blätterschmuck ja nichts ungewöhnliches sind, kann man vermuten, daß die Germanen dies auch kannten und nutzten. Die immergrüne Tanne bietet sich ja gerade im Winter als Symbol der Hoffnung auf einen neuen Frühling an. Schon sehr spekulativ ist es, wenn man das Schmücken des Baums mit Opfergaben in Verbindung bringt, die man in heidnischer Zeit auch in Bäume hängte. Auch Mai- oder Mittsommerbaum haben heidnisches Brauchtum als Ursprung. Ebenfalls zu dieser Tradition im weiteren Sinne gehören die Lichterbögen oder auch Weihnachtspyramiden, die z.B. aus dem Erzgebirge stammen.

In vorchristlicher Zeit schmückte man das Haus im Winter mit grünen Zweigen, um den Sommer zu beschwören. Und zur Zeit der Wintersonnenwende wurden in den Raunächten grüne Zweige, die gleichzeitig Schutz vor bösen Geistern gewähren sollten und Zauberkraft besaßen (Gesundheit, Wachstum und Fruchtbarkeit in Haus, Stall und Feld), sowohl im als auch vor dem Haus aufgehängt. Die Farbe Grün ist außerdem die Farbe der Hoffnung.

Obwohl im Mittelalter bereits Kirchen und Klöster mit Tannengrün geschmückt wurden, dauerte es aufgrund dieser heidnischen Ursprünge und Zusammenhänge noch lange, bevor sich der Weihnachtsbaum durchsetzen konnte.

Einen Weihnachtsbaum in heutigem Sinne gibt es in Deutschland erst seit dem 17. Jahrhundert, mit Kerzen geschmückt sogar erst seit dem 18. Jahrhundert. Seit 1816 kennt man den Weihnachtsbaum auch in Österreich, seit 1840 in Frankreich, und durch den Adel gelangte er an die Fürstenhöfe in England, Dänemark, Russland, die Tschechoslowakei und viele andere Länder. Deutsche Auswanderer verbreiteten den Brauch in Amerika. Dort wird ein Weihnachtsbaum erstmals im Jahr 1746 erwähnt, der erste Weihnachtsbaum vor dem Weißen Haus in Washington wurde erst im Jahr 1891 aufgestellt.

Der verwendete Christbaumschmuck hat nicht nur eine jeweils eigene Symbolik, sondern veranschaulicht gleichzeitig auch den Wandel in der Bedeutung des Baumes, den Wandel vom Symbol der Fruchtbarkeit zu einem Zeichen christlicher Nächstenliebe.

• In früherer Zeit verwendete man auch bunte Bänder und ausgepustete Eier als Symbole der Fruchtbarkeit
• Äpfel, Birnen, Nüsse, Oblaten und Lebkuchen wurden nach Weihnachten verzehrt oder an die Armen verteilt
• das Licht der Kerzen symbolisiert das Licht, das durch die Geburt Jesu Christi in die Welt gekommen ist
• der Stern an der Spitze des Baumes steht für den Stern, der den drei Weisen den Weg zur Krippe wies
• Geschenke am Baum symbolisieren die christliche Nächstenliebe als Spiegelbild der göttlichen Liebe; später finden sich diese Geschenke unter dem Baum, und der Weihnachtsbaum selbst verliert mehr und mehr seine eigentliche Symbolik.

Besonders in der heutigen Zeit ist der Weihnachtsbaum für viele Menschen fast nur noch ein Dekorationsobjekt und lässt von seiner symbolischen Bedeutung allenfalls noch in dem Weihnachtslied "O Tannenbaum" etwas ahnen.

 

14) Weihnachtskrippe

Jesus wird in einem Stall in Bethlehem geboren und in eine Krippe gelegt. Diese Krippe soll später nach Rom gebracht worden sein, und daher errichtete Papst Liberius im Jahre 360 über dieser Krippe eine Kirche, die seit dem 9. Jh. Santa Maria Maggiore heißt. Die erste Weihnachtskrippe ist im Jahr 1223 in der Kirche des Heiligen Franz von Assisi bezeugt. Er stellte die Szene von der Geburt Jesu in einer Höhle bei Greccio, wo er lebte, nach und war damit der Begründer des Krippenspiels. Seither ist die Krippe aus dem weihnachtlichen Brauchtum nicht mehr wegzudenken, und alljährlich werden in den Kirchen von Kindern Krippenspiele aufgeführt, die das Wunder der Geburt Jesu nacherzählen und lebendig erhalten.

 

15) Weihnachtslieder

Die ältesten deutschen Weihnachtslieder stammen aus dem 11. Jahrhundert, bekannter und beliebter, weil melodischer und fröhlicher sind die volkstümlicheren Weihnachtslieder aus dem 18./19. Jahrhundert. So hat sich bis heute ein umfangreiches Liedgut angesammelt, das in Melodik und Inhalt zum Teil sehr unterschiedlich ist: ernste Kirchenchoräle (u.a. mit Texten von Martin Luther), einfache Kinderlieder, Ruprecht- und Nikolauslieder, Hirtenweisen oder Mariengesänge. Das Weihnachtslied hat - wie anderes weihnachtliches Brauchtum auch - über die Jahrhunderte hinweg einen Wandel in seiner Bedeutung erlebt. Es hat sich vom priesterlichen Sologesang in der Kirche über den Gemeindegesang zum Gesang der Familie im trauten Kreis unter dem Weihnachtsbaum entwickelt. Das Weihnachtslied ist in seiner Entstehung immer auch ein Spiegelbild des sich wandelnden Verständnisses des Weihnachtsfestes selbst.

 

16) Die Rau- oder Rauchnächte

Damit wird der Zeitraum der zwölf Nächte vom 25. Dezember bis zum 6. Januar bezeichnet, der bei den Germanen als heilig galt. Der Name birgt zweierlei Bedeutungen: Das Wort "rau" wird mit "wild, haarig, mit Fell bekleidet" assoziiert und weist auf die dämonischen Gestalten, die man in diesen Nächten zu sehen glaubte. Der Begriff "Rauch" weist auf das überlieferte Mittel, mit dem man diesen Dämonen den Garaus machte: man räucherte sie aus.

Hexen und böse Geister sollten in dieser Zeit verjagt werden, indem man lärmende Umzüge veranstaltete.

In vorchristlicher Zeit herrschte in diesen Tagen der Julfriede: alle Waffen ruhten und persönliche Streitigkeiten wurden in aller Öffentlichkeit beigelegt. Der Brauch der Waffenruhe hat sich bis in unsere Zeit hinein erhalten.

Auch die Arbeit der Hausfrau hat in dieser Zeit zu ruhen. Aus diesem Grunde werden spezielle große Brote und Früchtekuchen gebacken, die sich über die Raunächte hinweg halten.

 

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