Die Metaperspektive
August 2010

Kolumne von Dr. Christian Brehmer

www.bewusstseins-evolution.de



Es gibt keinen Weg zum Frieden – der Frieden ist der Weg


Obige, von Martin Luther King aufgegriffene Maxime von Mahatma Gandhi ist aktueller
denn je. Davon zeugt das Desaster in Afghanistan. Eine internationale
Streitmacht aus 47 Nationen (!) ist ausgezogen, um nach dem 11. September 2001 dem islamistischen
Terrorismus und der Unterdrückung durch die Taliban die Stirn zu bieten: Eine
beeindruckende Allianz mit einem aufrichtigen, aber blauäugigen Ansatz. Was ist
daraus geworden? Hunderte junger Soldaten und hunderte meist unschuldiger
Afghanen mussten ihr Leben lassen; die terroristischen Anschläge haben
zugenommen, allerorts Verheerungen und zunehmende Feinde in der Bevölkerung.
Die Holländer ziehen bereits ihr Kontingent ab, andere Nationen folgen. Sie
haben die Schnauze voll. Anderseits wird hartnäckig aufgestockt mit dem Ziel,
2014 die „Sicherheitsverantwortung“ den Afghanen zu überlassen. Abermals blauäugig,
denn schon jetzt solidarisieren sich zahlreiche ausgebildete Sicherheitskräfte
mit den Taliban.


A crisis is a terrible thing to waste.“

Hazel Henderson


Genauso wie man die gegenwärtig abklingende Wirtschaftskrise“vergeudet”, d.h. die Gelegenheit verpasst, um eine vom
Kapitalismus befreite, öko-soziale Marktwirtschaft aufzubauen, so ist man dabei,
die gescheiterte „Operation enduring freedom“ zu „vergeuden“ als eine Gelegenheit
zu einem grundsätzlichen Reflexionsprozess über Gewaltanwendung.
Bereits 1986 mussten die sowjetischen Truppen erkennen, dass der Krieg gegen
die afghanischen Mudschaheddin nicht zu gewinnen war. Das gleiche muss jetzt
die ISAF unter der Führung der USA erkennen.

Die „Befreiung“ der afghanischen Bevölkerung von der Unterdrückung durch die fundamentalistischen Taliban war
eine der Rechtfertigungen für die Intervention. Eine fragwürdige
Rechtfertigung. Denn grundsätzlich sollte man jedem Volk auf der gegebenen
Entwicklungsstufe die Freiheit lassen, von innen heraus zu wachsen und sein
gesellschaftliches Zusammenleben zu reformieren. Genauer gesehen ging es um
einen „Krieg gegen den Terror“ (!). Denn hier wird die Hochburg der Taliban und
der Al Kaida angesiedelt.

Al Kaida, so nimmt man an, war verantwortlich für den monströsen Anschlag vom 11. September 2001. Aber auch diese Krise hatte
man „vergeudet“. Es gab keinen grundsätzlichen Reflexionsprozess über
Gewaltanwendung. Denn Terror ist der Ausdruck von Ohnmacht und Demütigung gegenüber einem militärisch überlegenen
System. Aber auch Ausdruck von Verblendung. Al Kaida beruft sich auf die
Scharia, dem religiös legitimierten Gesetz, nach dem alle Staatsformen
außerhalb dieses Gesetzes verwerflich sind. Es gilt als unantastbar. Das hatte möglicherweise
seinen Wert zu Zeiten der Islamisierung, doch es trägt nicht der
fortschreitenden Evolution des Bewusstseins Rechnung. Sich daran zu klammern
und Gewalt damit zu legitimieren, ist Stagnation des Bewusstseins und ist Verblendung.

Es ist aber auch Verblendung einen „Krieg gegen den Terror“ zu führen. Denn Gewalt erzeugt immer Gegengewalt. Die
grausame Spirale dreht sich seit mehr als acht Jahren in Afghanistan.


Ich glaube nicht an gewaltsame Abkürzungen zum Erfolg…. So sehr ich auch würdige Motive bewundere und mit ihnen sympathisiere, bin ich ein
entschiedener Gegner von gewaltsamen Methoden, selbst wenn sie den nobelsten
Zwecken dienen…. Erfahrung überzeugt mich davon, dass beständiges Gutes niemals
das Ergebnis von Unwahrheit und Gewalt sein kann.“

Mahatma Gandhi


Gandhi hat die Wirksamkeit von Ahimsa, von Gewaltlosigkeit als politische Mittel unter
Beweis gestellt. In Südafrika hat er mit ihr seine Landsleute von entwürdigender Diskriminierung befreit,
in Indien sein Land von einer mehr als 150-jährigen Kolonialherrschaft. Er
hatte beständiges Gutes bewirkt, ohne auch nur einen einzigen Schuss
abzufeuern.

Auch Nelson Mandela hat sich von Gandhi inspirieren lassen. Nach 28-jähriger Gefangenschaft hegte er keinen Groll gegen
die Bewusstseinsverhärtung und Verblendung seiner Schergen:


„Gandhis Philosophie hat in keinem geringeren Anteil dazu beigetragen, eine friedvolle Veränderung in Südafrika herbeizuführen und die
destruktiven Spaltungen unter den Menschen zu heilen, die durch die
abscheuliche Praxis der Apartheit verbreitet wurden… In einer Welt, die durch
Gewalttätigkeit und Streit geprägt ist, enthält Gandhis Botschaft des Friedens
und der Gewaltlosigkeit den Schlüssel zum Überleben im 21. Jahrhundert.“


Gewaltlosigkeit ist der Schlüssel zum Überleben im 21. Jahrhundert. Hören wir noch einmal
Ghandi:


Es gehört zweifellos zur Gewaltlosigkeit, dass man kein Lebewesen verletzt. Doch das ist ihr geringster Ausdruck. Das Prinzip der
Gewaltlosigkeit wird verletzt durch jeden bösen Gedanken, durch unangemessene
Hast, durch lügen, durch Hass oder indem man irgendjemand etwas Schlechtes
wünscht. Es wird auch verletzt, indem an dem festhält, was die Welt braucht“.



Der Verfasser der vorliegenden Kolumne misst sich an obiger Aussage und fühlt sich
beschämt. Gewaltlosigkeit beginnt in meinem Herzen. Ich setze mich hin,
meditiere, erweitere mein Herz und mein Bewusstsein und handle.

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