Die Wahrheit in der Bergpredigt, Teil 2

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute noch einmal mit ein paar Gedanken zur Bergpredigt und zum Thema Gerechtigkeit. „Denn ich sage euch, es sei denn eure Gerechtigkeit größer als die der Pharisäer und Schriftgelehrten, so werdet ihr nicht in das Himmelsreich eingehen.“ Jesus sagt hier, wenn wir zum Höchsten kommen wollen, dann müssen wir unsere Ideale höher setzen als die gängigen Maßstäbe. Um eine Gesellschaft zusammenzuhalten, braucht es eine bestimmte Ethik. Die wird dann in irgendeiner Gesetzgebung festgelegt, und dann sind bestimmte Dinge erlaubt und andere nicht. In den Familien gibt es eine bestimmte Ethik und in Firmen gibt es eine andere. So gibt es verschiedene Formen, das menschliches Zusammenleben zu regeln. Aber wenn wir zum Höchsten kommen wollen, dann müssen wir an uns höheren Maßstäben orientieren, als sie für das normale menschliche Zusammenleben nötig sind. Es geht dann darum, dass wir selbst von einem höheren ethischen Bewusstsein und ´von höheren spirituellen Maßstäben aus handeln, als wir es von anderen fordern. Ansonsten, sagt Jesus, kommen wir nicht zum Höchsten. Das gilt es immer wieder zu beachten, dass man als spiritueller Aspirant selbst mehr an sich arbeiten will, als man es von anderen verlangt. Jesus hat an einer Stelle gesagt: „Das Himmelsreich Gottes ist inwendig in euch.“ oder „mitten unter euch“. Das Himmelsreich, wie es Jesus in vielen Bibelversen versteht, ist nicht, dass wir nach dem Tod irgendwo mit Engelswesen und Flügeln durch die Gegend schweben, sondern es ist letztlich das Gleiche, was Yogis unter Selbstverwirklichung verstehen: Gottverwirklichung. Und das ist nicht nur nach dem Tod, sondern „mitten unter euch“. Jetzt, in diesem Moment, können wir es erfahren. In dem Moment, in dem wir aus einem tiefen ethischen Verständnis heraus handeln, kommt diese höhere Erfahrung, das Gefühl der Einheit. So ähnlich wie Patanjali im Yoga Sutra sagt, dass, wenn wir gewaltsam handeln oder Abneigung oder unüberlegt, dann führt das zu endlosem Leid und Unwissenheit. Daher sollten wir immer aus hohen ethischen Idealen heraus handeln. So kommen wir zur Weisheit, zur wahren Freude und Wonne und damit zur Erfahrung des Göttlichen. Jesus sagt: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist, du sollst nicht töten. Wer aber tötet, der soll dem Gericht verfallen. Ich aber sage euch, wer seinem Bruder oder Schwester zürnt, der soll dem Gericht verfallen. Wer aber zu seinem Bruder oder Schwester sagt, „Du Thor.“, der soll dem Rat verfallen. Wer aber sagt, „Du Narr.“, der soll dem höllischen Feuer verfallen.“ Das klingt ein bisschen brutal, aber ich meine, wir sollten das nicht wörtlich verstehen. Es ist immer noch besser, einem anderen nur zu zürnen, als ihn Gewalt anzutun. Noch besser aber ist es, niemandem zu zürnen. In dem Moment, in dem wir jemandem – vor allem langfristig – zürnen, ist Leid in uns. Man kann auch sagen, wenn jemand einem wirklich was Schlechtes angetan hat, warum sollte man diesem Menschen die Möglichkeit geben, die nächsten zwanzig Jahre unser Leben zu bestimmen? Ausgerechnet der, der einen ungerecht behandelt hat, dem gibt man diese Macht über sich. Es wäre viel klüger, wenn man sagen würde: „Ich vergebe diesen Menschen, er hat aus Unwissenheit gehandelt, er ist vielleicht selbst verletzt worden, er hat es nicht besser gewusst. Er hat selbst am meisten darunter zu leiden. Ich habe Mitgefühl mit ihm oder mit ihm und ich vergebe.“ Wir sollten uns naütrlich immer auch selbst lieben und uns selbst nicht böse sein, wenn wir höchsten ethischen Idealen nicht gerecht werden können. Aber wir können sagen: „Ja, so will ich nach Möglichkeit handeln.“ „Ich will jedem Menschen im Geist der Liebe begegnen.“ So können wir zu einer höheren Gerechtigkeit kommen, zur Erfahrung des Göttlichen. Wir beherrschen unsere Sprache und wir beherrschen unsere Gedanken, indem wir sie mit Liebe füllen. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein