Die Wahrheit in der Bergpredigt, Teil 1

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es einmal nicht um einen traditionellen Yoga-Text, sondern um eine andere Schrift, die auch sehr viel Wahrheit enthält: Die Bergpredigt. Dort spricht Jesus: „Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch, bis dass Himmel und Erde zergehen, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe, noch ein Teil vom Gesetz, bis dass alles erfüllt ist.“ Wir können diese Verse auf zwei Weisen interpretieren. Die eine ist, dass Jesus das sagt, was alle großen Meister und Inkarnationen Gottes sagen: dass sie nämlich nicht den anderen Schriften widersprechen und auch nicht den anderen großen Meistern. Er sagt: „Ich bin nicht gekommen, um das Gesetz aufzulösen.“ Das bezieht sich hier natürlich auf die fünf Bücher Moses, die für die Juden in der Zeit von Jesu die gültigen Schriften waren. Jesus sagt ausdrücklich, dass er ist nicht da ist, um den alten Schriften zu widersprechen. Er sagt auch, dass nichts von dem, was dort drin steht, durch seine Reden ungültig wird. Natürlich muss man immer beachten, dass jede Schrift zwei Aspekte hat. Im Yoga sagt man, Shruti und Smriti. Shruti würde hier der ewigen Wahrheit entsprechen. Smriti ist die Anpassung an die Gegebenheiten der Zeit, an die Gesellschaft, die Ökonomie, die weltlichen Lebensregeln. Manches, was in den Schriften steht, bezieht sich auf die damaligen Gewohnheiten. Und dann gibt es andere, das sind die ewigen Wahrheiten. Wann immer man sich mit alten Schriften beschäftigt, muss man schauen, was sich nur aus der Zeit erklärt und was die ewigen Wahrheiten sind, die auch nach Jahrtausenden noch gelten. So sagen alle großen Meister, dass die alten Schriften immer Gültigkeit behalten. Im Vedanta z.B. sagt man, dass die gelehrte Wahrheit immer dem entsprechen muss, was in den Schriften geschrieben ist. Es sagt, wenn wir zu Jnana, zum Wissen kommen wollen, gehört zum einen das Studium der Schriften dazu, dann aber auch die logische Analyse, der Intellekt und als drittes das Vergleichen mit der eigenen Lebenserfahrung und der Erfahrung in höheren Bewusstseinsstufen. Im Kommentar zum Yoga Sutra sagt Swami Vishnu, dass wir einen guten Meister an zwei Dingen erkennen können. Daran, dass er sich auf die Schriften bezieht und daran, dass er Respekt vor anderen Meistern hat. So sagt es hier auch Jesus: Er ist nicht dazu da, um den Propheten, also anderen Meistern, zu widersprechen. Die Anhänger der verschiedenen Religionen mögen sich widersprechen, aber die großen Meister sind sich eigentlich immer einig. Man kann das Gesetz hier aber auch als Karma definieren. Dann kann man das auch so interepretieren, dass Jesus hier sagt: „Ich bin nicht dazu da, um Karma aufzulösen. Es gibt das Gesetz von Ursache und Wirkung.“ Wir alle haben unsere karmischen Lektionen zu lernen. Wir wissen allerdings, dass wir Hilfe bekommen, wenn wir beten. Diese Hilfe Gottes kommt, wenn wir beten und unser Herz für die Liebe und die Kraft des Universums öffnen. Auch das gehört zum kosmischen Gesetz. Es gibt Dinge, die auf uns zukommen, damit wir wachsen. Wir müssen immer die Konsequenzen für unser Handeln tragen und unsere Aufgabe, unser Dharma erfüllen. Wenn man nachlässig ist und etwas deshalb nicht gut läuft, dann sollte man sich vielleicht überlegen, das nächste Mal weniger nachlässig zu handeln. So ist das Karma vielschichtig und die Gnade Gottes, die man immer wieder erfahren kann, ist ein Teil dieses kosmischen Gesetzes. „Wer nur eins von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehret die Menschen so, der wird „der Kleinste“ heißen im Himmelsreich. Wer es aber tut und lehrt, der wird „Groß“ heißen im Himmelsreich.“ Es geht darum, unsere Aufgabe zu erfüllen und darum, dass wir nicht nachlässig sind in der Entsagung, in der wir sagen: „Ich hänge an nichts und ich bin immer das unsterbliche Selbst. Meine Pflichten im Alltag sind nicht weiter von Bedeutung. Aham Brahma Asmi. Ich bin Brahman. Ich bin das Absolute, egal, was passiert. Chidananda Rupa Shivoham Shivoham. Oder Chidanand Chidanand Chidanand Hum Har Halme Almast Satchidananda Hum. Was auch immer geschieht, ich bleibe stets Sein, Wissen und Glückseligkeit.“ Das kann uns trösten, wenn wir einen Fehler gemacht haben und wenn wir etwas bewirkt haben, das nicht so gut war. Es sollte uns aber nicht nachlässig machen. Wir sollten unsere Aufgaben erfüllen, die kleinen wie auch die großen. Manchmal haben wir mehrere Aufgaben, die sich widersprechen. Wir können nicht alles erfüllen. Dann gilt es, das zu tun, was gerade zu tun ist und unsere Entscheidung zu treffen, so gut, wie wir können. Den Rest Gott können wir voller Vertrauen Gott überlassen. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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