Die Symbolik von Hanuman

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute will ich ein paar Worte zu Hanuman sagen. Der göttliche Aspekt von Hanuman hat nämlich eine sehr interessante Symbolik.
Hanuman gilt als der Sohn des Windes. Er ist der Affengott und der Diener von Rama. Außerdem gilt er als einer der Lehrer von Vedanta. Fast alles, was man als Aspirant sein kann, steckt auch im Hanuman.
Zum einen ist er eben ein Affe. Und ein Affe ist zunächst mal jemand, der nicht übermäßig intelligent ist, zumindest bilden sich das die Menschen ein. Vom Standpunkt der Affen ist vermutlich der Affe viel intelligenter als der Mensch. Die Affen haben auf der Erde schon ja schon viel mehr Millionen Jahre überlebt, als der Mensch. Und ob der Mensch noch ein paar Millionen Jahre hinkriegt, das muss man erst noch mal sehen.

Vom Standpunkt des Menschen aus ist der Affe unter den Menschen. Das ist auch eine Symbolik von Hanuman, dass wir uns manchmal ein bisschen minderwertig fühlen. Wir denken dann vielleicht. „Ich bin nicht gut genug. Ich bin nicht klug genug. Ich bin nicht ausreichend hingebungsvoll. Ich weiß es nicht ausreichend. Ich bin zu egoistisch. Ich bin zu selbstsüchtig.“ Viele Menschen haben das Gefühl: „Ich bin nicht ausreichend gut für das, was ich eigentlich sein sollte.“ Das ist ein verbreitetes Problem. Hier symbolisiert Hanuman, dass, wenn wir große Hingabe haben an Gott, wir alles machen können. Mit Glaube und Vertrauen zu Gott ist alles möglich. Es gibt verschiedene Geschichten, in denen Hanuman das gezeigt hat.

Einmal hatte Rama Hanuman beauftragt, Sita zu finden. Sita, war die Frau von Rama und Rama war eine Inkarnation Gottes. Rama hat also Hanuman beauftragt: „Hol die Sita oder finde heraus, wo Sita ist! Und komm nicht zu mir zurück, bevor du sie gesehen hast.“ Hanuman hatte gehört, dass Sita auf Sri Lanka war. Er wusste aber nicht, wie er ein Boot finden konnte und was er machen sollte, um dorthin zu kommen. Also hat er zu Rama gebetet. Und hat wiederholt: „Om Shri Ramaya Namaha“. Auf einmal wurde er größer und konnte in drei Sätzen nach Sri Lanka springen - und das sind durchaus einige Kilometer - allein durch die Hingabe an Rama.

Ein anderes Mal hat Rama ihn gebeten, er möge doch bitte ein bestimmtes Kraut holen, ein Heilkraut, weil der Bruder von Rama tödlich getroffen am Boden lag. Hanuman ist in den Himalaja gesprungen, um dieses Kraut zu holen. Aber dann hatte er vergessen, wie das Kraut aussieht. Das passiert uns ja auch hin und wieder. Plötzlich haben wir etwas wichtiges vergessen. Da hat Hanuman zu Rama gebetet und sich gedacht: „Wenn ich das Kraut nicht kenne, dann nehme ich den ganzen Berg.“ Er hat den ganzen Berg auf eine Hand genommen und ist damit zurückgesprungen.

Das darf man natürlich alles nicht wörtlich nehmen. Wir kennen ja auch die Symbolik: „Glaube kann Berge versetzen.“ So gilt das auch hier: Hanuman hatte den Glauben, also hat er Berge versetzt. Und immer dann, wenn wir das Gefühl haben: „Ich kann nicht mehr, mir ist alles zuviel und Gott gibt mir mehr Aufgaben, als ich eigentlich tun kann.“, dann können wir große Hingabe an Gott üben und um Hilfe bitten. Dann wird das Unmögliche möglich, manchmal auf sehr eigenartige Weise.

Hanuman gilt aber auch als der Schutzherr von Pranayama. Wenn man Pranayama üben will und einen vielleicht manchmal die Energie dafür fehlt, dann kann man sich an Hanuman wenden. Dann spürt man plötzlich, wie Prana, Lebensenergie, in einen hineinströmt und wie das Pranayama plötzlich doppelt so stark wirkt.

Außerdem ist Hanuman ein Jnana Yogi. Jnana Yoga ist der Yoga des Wissens. Und insbesondere in seinen letzten Jahren war Hanuman der Lehrer von Vedanta. Das zeigt auch: Selbst wenn wir am Anfang intellektuell die Philosophie gar nicht so gut verstehen, wir können durch Hingabe und durch Praktizieren und Dienen unseren Geist so weit öffnen, dass wir Vedanta verstehen. Eine der schönsten Erklärungen, was eigentlich Vedanta ist, ist so eine anekdotische Geschichte von Hanuman:
Irgendwann kam Hanuman in die Nähe von Rama und Rama hat ihn zunächst nicht gesehen. Er wusste nicht, wer dort kommt. Da hat er gesagt: „Wer bist du?“ Und Hanuman hat er gesagt: „Auf der physischen Ebene bin ich Dein Diener. Auf der geistigen Ebene bin ich ein Teil von Dir. Auf der höchsten Ebene bin ich Du.“

So sind auch wir auf der physischen Ebene Diener Gottes. Von einem höheren Standpunkt sind wir Teil Gottes und Gott wirkt durch uns, egal, ob wir es wollen oder nicht. Und auf der höchsten Ebene sind wir eins mit Gott oder dem höchsten Bewusstsein, dem Unendlichen.

Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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