Die neue Moschee

Im Nachbarort wurde dieses Wochenende eine Moschee eingeweiht. Moslems aus ganz Deutschland strömten herbei. Der Kalif, der oberste Führer der Ahmadiyya, war extra aus London angereist. Der Nachbarort heißt Nahe und war bis jetzt ein bäuerlich geprägtes Dorf mit eher christlich geprägten Deutschen. Jetzt überwogen schwarzgekleidete Frauen mit Kopftuch und junge dunkelhäutige Männer in großen Autos. Aus der traditionell christlich bürgerlichen Kultur wurde eine bunte multikulti Mischung.

Dagegen gab es natürlich bei den angestammten Deutschen erhebliche Proteste. Dreißig Jahre hat es gedauert, bis der Bau der Moschee von den Behörden genehmigt wurde. Und auch jetzt noch tobt der Streit um die Minarette. Ein Minarett ist ein schmaler Turm, von dem der Muezzin fünfmal am Tag zu bestimmten Zeiten die Gläubigen zum Gebet ruft. Der Ruf erfolgt in arabischer Sprache. Der erste Ruf geschieht, wenn die Sonne aufgeht, im Sommer also gegen fünf Uhr morgens.

Derzeit ist der Bau eines Minarettes noch verboten. Die Muslime berufen sich auf die Religionsfreiheit und möchten gerne ein Minarett bauen. Dann wird der Streit um die Lautstärke beginnen. Vom Sinn her müsste man dann im ganzen Ort den Ruf hören können, damit die muslimischen Mitbürger zum Morgengebet geweckt werden können. Der junge Mann, der uns vom Parkplatz am Rande des Ortes mit einem Kleinbus zur Moschee in der Mitte des Dorfes brachte, meinte allerdings, dass die Lautsprecher nur auf Zimmerlautstärke eingestellt würden. Aber ganz traue ich dieser Aussage nicht. Wahrscheinlich hört man dann den Gebetsruf des Muezzin um 5 Uhr morgens in Zimmerlautstärke in seinem eigenen Zimmer.

Natürlich ist ein Teil der Bevölkerung gegen die Moschee. Sie will ihre traditionelle christlich-deutsche Einheitskultur behalten. Vermutlich wird die AfD auch hier in den nächsten Jahren erheblich an Einfluss gewinnen. In Ostdeutschland liegt der Stimmenanteil derzeit zwischen 20 und 30 %. Etwa ein Viertel der Deutschen wollen kein Multikulti und 75 % akzeptieren das. Wirkliche Fans von Multikulti sind wohl hauptsächlich die Grünen, die von etwa einem Fünftel der Bevölkerung gewählt werden. Und so sind wahrscheinlich auch die Verhältnisse in Nahe.

Die Moschee in Nahe gehört den Ahmadiyya. Die Ahmadiyya sind eine reformorientiere islamische Gemeinschaft, die so reformorientiert ist, dass sind von den anderen Muslimen nicht als Muslime anerkannt werden. Aber das kennen wir ja aus dem Christentum, wo eine Glaubensrichtung die andere für die Ausgeburt des Teufels (des Antichristen) hält.

Die Ahmadiyya sind hauptsächlich in Pakistan verbreitet, weshalb die Moslems in Nahe alle sehr pakistanisch-indisch aussehen. Also schwarze oder weiße indische Klamotten mit Kopftüchern oder merkwürdigen Mützen auf dem Kopf. Die Männer mit schwarzen Bärten, aber sehr freundlich.

Die Tagesbotschaft der Ahmadiyya war: "Liebe für alle. Hass für keinen." Das war eine kluge Parole um die Dorfbewohner zu besänftigen. Ich hatte auch erst Angst, dass jetzt meine Nachbargemeinde von radikalen Islamisten bevölkert wird, die von Saudi Arabien finanziert werden und irgendwann Attentate in Deutschland verüben. Aber die Ahmadiyya predigen die Liebe und die Gewaltlosigkeit. Sie wollen die Botschaft eines friedlichen, toleranten und modernen Islam verbreiten.

Einen besonders modernen Eindruck machten die vielen schwarzgekleideten Menschen auf mich nicht. Sie verkörperten die pakistanische Kultur, die bestimmt nicht so locker mit der religiösen Gesinnung umgeht wie die meisten Menschen in Deutschland. Sie wirkten auf mich eher wie normale Gläubige, die begeistert auf die Ankunft ihres religiösen Führers warteten. Den ich allerdings nicht sehen konnte. Es hätte mich interessiert. Nach Auskunft unserer jungen Fahrers sollte er eine Ausstrahlung von Liebe sein.

Jedenfalls war unser Fahrer freundlich. Für meine Freundin war er allerdings etwas zu freundlich. Sie vermutete Taktik dahinter. Und außerdem war sie die normale deutsche Muffelkultur gewohnt. Es wird noch ein langer Weg bis sich die Muslime in Nahe an das deutsche Alltagsleben angepasst haben. Der junge Fahrer berichtete mir, dass die Ahmadiyya in Pakistan wie viele Minderheiten stark verfolgt sind und sich auf ein Leben in Deutschland freuen. Für sie ist Deutschland das Paradies.

Für viele Deutsche sieht das Paradies aber eher anders aus. Am Freitag Abend waren Barbara und ich auf einem bayerischen Abend. Hier feierte das andere Deutschland aus Nahe das Oktoberfest. An langen Tischen und Bänken wurden zu deutscher Volksmusik Schweinshaxen mit Knödeln gegessen und in großen Krügen Bier getrunken. Die Frauen hatten sich Dirndl angezogen und die Männer Lederhosen. Auch ich musste mit bayerischer Lederhose auflaufen, damit ich zu Barbaras Dirndl passte.

Welch ein Kontrast! Wie sollen diese Welten zueinander finden? Für mich ist das ganz einfach. Ich bin flexibel. Ich kann auf urdeutsch und auf muslimisch. Als Mystiker mit einem Einheitsbewusstsein sehe ich mich in allen Menschen, egal ob sie Schweinefleisch essen oder ablehnen. Grundsätzlich gehöre ich eher zur 68iger Generation. Insofern ist fällt es mir nicht leicht mich in einen biertrinkenden Bayern zu verwandeln. Ich tat es aber zuliebe meiner Freundin.

Noch schwerer fiel es mir mich in einen Moslem zu verwandeln. Aber da ich an die Einheit aller Religionen glaube, bin ich über und in allen Religionen. Ich bin also gleichzeitig Yogi, Buddhist, Christ, Moslem und auch Agnostiker, dem alle Religionen egal sind. Zuerst fühlte ich Ablehnung, als ich die vielen fremdländisch gekleideten Mulime in Nahe sah. Ich betrachtete sie mit den Augen der Dualität. Dann identifizierte ich mich mit den Muslimen, erkannte auch in ihnen die Wunsch nach Liebe, Glück und Erleuchtung (Einheit mit Gott) und ließ die Dualitätssicht los. Das fiel mir bei den Ahmadiyya relativ leicht, weil sie den Weg der Liebe vertreten. Sie wirken letztlich wie ich für eine Welt der Liebe, des Friedens und der Zusammenarbeit aller Religionen.

Ich erlangte Frieden und Glück in mir. Alle Menschen sind letztlich Brüder und Schwestern. Möge es eine glückliche Welt geben. Und diese Welt ist multikulturell. Wir können nur Frieden auf der Welt erlangen, wenn wir das akzeptieren. Durch die große Einwanderung der letzten vierzig Jahre hat sich auch Deutschland gewandelt. Wir sollten es lernen friedlich und liebevoll mit allen Menschen zusammen zu leben, die Deutschland zu ihrer Heimat gewählt haben.

https://www.ndr.de/ndrkultur/sendungen/freitagsforum/Neue-Moschee-in-Nahe-Koennen-nicht-genug-danken,nahe132.html

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Kommentare

  • Turiya::Du bist wirklich sehr liebenswert naiv, das muss man dir lassen.

    Nils: Danke. Liebenswert vielleicht. Naiv sicher nicht. Ich halte mich für politisch ziemlich gut informiert. Und ich kenne auch die Muslime ziemlich gut. Ich habe sogar ein Buch über den Islam geschrieben. Der Punkt ist, dass ich eine Welt der Liebe, des Friedens und des Glücks wünsche. Und dazu gehört auch Toleranz zwischen den Religionen. Dazu gehört, dass wir die friedliebenden Muslime stärken und den aggressiven Muslimen die Kraft der Wahrheit und Liebe entgegensetzen.

  • @Turiya, du sprichst mir aus der Seele

  • Ich möchte hier gerne Turiya, und auch Sven beipflichten. Das ist in unserer Gesellschaft eine sehr schwierige Diskussion, die allerorten sehr schnell aus dem Ruder läuft; jeder kritische Kommentar wird abgebügelt und die Moralkeule wird als Totschlagargument gezückt. Das Christentum darf wieder und wieder kritisiert werden (zu Recht) und satirisch zerpflückt, aber jede Kritik am Islam ist verboten. Ich wundere mich schon lange, warum die feministische Bewegung in Deutschland beide Augen zudrückt, bei Verfehlungen im Namen des Islams. So viele Frauen leiden unter Zwangsverheiratungen, Bekleidungsvorschriften, dürfen nur in Begleitung ihrer Brüder rausgehen, Mädchen dürfen nicht am Schwimmunterricht teilnehmen, nicht mit zur Klassenfahrt..., muss man diese Dinge totschweigen und ertragen aus Toleranz dem anderen Glauben gegenüber? aus Furcht Ausländerfeindlich oder als Rassist verunglimpft zu werden. Ist es nicht eher feige immer alles hinzunehmen? Ich denke, dass uns viele islamische Mädchen und Frauen dankbar sein werden, wenn wir ihnen helfen, dass auch sie ihre Persönlichkeit entwickeln dürfen und wir nicht die Augen verschließen, indem wir alles mit einer uns fremden Kultur entschuldigen, die schon alles intern regeln wird.
    Ich habe Hochachtung vor Sufi-Mystikern wie Rumi, und etlichen anderen Islamgelehrten, die ebenfalls der Meinung waren, dass vor Gott alle Menschen gleich sind. Bei vielen Menschen aus dem islamisch geprägten Raum ist das allerdings ein Weltbild, das sie nicht unterschreiben würden. Es sind "nur" Mädchen, die darf man missachten und verachten, benutzen und verstümmeln. Gott bewahre, jetzt wird mir sicher auch ein schwarz-weiß Weltbild unterstellt. Nein, ich betone ausdrücklich: Ich bin kein Rassist, ich habe moslemische Bekannte und Kollegen, und bei weitem nicht alle Moslems sind so, aber das Problem existiert.

  • @Nils:Du bist wirklich sehr liebenswert naiv, das muss man dir lassen.

  • @ Diamir: Ich glaube, du bist nicht richtig informiert, denn ich muss Sven recht geben, der Islam ist insgesamt politisch und intolerant und wird so in den Moscheen "gepredigt". Ob er eine Religion im eigentlichen Sinne ist bezweifeln sogar Kenner. Gelebt als solche wird er nur selten. Deshalb sehe ich eine Gefahr für unsere Gesellschaft, wenn der Islam sich zu sehr ausbreitet und hier bei uns kritiklos einfach akzeptiert oder gar hofiert wird.

    Die Deutschen sind war friedliebend, wie oben schon gesagt, aberdurchaus mit der Tendenz zur Selbszerstörung. Warum sollten wir unsere kulturellen und zivilisatorischen Errungenschaften einfach so aufgeben ?

  • Lieber Sven, wenn man mit dem Zeigefinger auf Andere zeigt zeigen 3 Finger auf einen selber.

    Probiere es doch mal aus.

  • "ich galube, dass die Deutschen extrem friedliebende und tolerante Menschen sind."

    Was sagt die Kirche? Sie sagt: Wer glaubt wird seelig.

  • Wozu hatten Wir das Zeitalter der Aufklärung und Emanzipation, wenn 2019 der moralisch völlig rückständige und intolerante Islam normal wird?

  • Ich glaube nicht an eine tiefere Absicht dahinter. Es gab immer schon Fluchtbewegungen. Auch die Deutschen sind die Folge einer keltischen Flüchtlingsbewegung. Wenn die Verhältnisse irgendwo auf der Welt schlecht zum Leben werden, suchen sich die Menschen einen anderen Ort. Es ist nur die Frage, wie weit wir das zulassen. Einerseits müssen wir uns abgrenzen und abschotten, weil sonst alle Armen der ganzen Welt zu uns kommen. Andererseits gebietet unser Mitgefühl, dass wir helfen soweit wir können. Grundsätzlich sollten wir den Menschen an ihrem Ort helfen. Aber wenn dort Kriege, Klimakatastrophen oder Menschenrechtsverletzungen herrschen, ist das schwierig.

  • Lieber Nils,
    ich galube, dass die Deutschen extrem friedliebende und tolerante Menschen sind. Aber wenn man das, was hier geschieht einmal aus einem höheren Blickwinkel betrachtet, geht es nich nur darum, dass Menschen aus Pakistan sich Deutschland als ihre neue Heimat, ihr Paradies ausgesucht haben, es geht um die, die all diese Entwicklungen eingeleitet haben und fördern und dier Absicht dahinter. Darüber muss man sich Gedanken machen, nicht um das Klein-Klein vor unseren Augen.

    Ich denke die Absicht hinter all diesen Entwicklungen ist es, eine multikuturelle Einheitswelt zu erschaffen, wo es am Ende nichts mehr geben wird, was den Menschen Halt gibt, damit sie leichter zu lenken sind: Keine Nationen, keine Heimat, keine gemeinsamen Werte, keine gemeinsame Kultur, keine gemeinsame Traditionen, keine gemeinsame Religion, keine "normale" Familie, keine eindeutige Geschlechtszugehörigkeit. Alles wird beliebig und somit wertlos und die Menschen haltlos, verlieren also jeden Halt, ihre Identität.

    Und das gilt für alle Menschen dieser Welt, denn auch diese Pakistani verlassen ihre Heimat, sollen Teile ihrer Identiät aufgeben, damit sie hier besser zurecht kommen. Es ist ein Angriff auf alle Menschen dierser Erde.Es ensteht ein bunter Mischmasch ohne innere Werte und Zusammenhalt.

    Es ist der Elefant im Raum, den keiner sieht.

    Erde - Gestión y educación ambiental
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