Dicke Luft im Altersheim

Das Altersheim liest bei meinem Buch mit. Anfangs waren sie erfreut, weil ich so humorvoll geschrieben und auch vieles Positive berichtet habe. Aber kritisiert werden mögen die Menschen nicht. Die Altenpfleger sind der Meinung, dass meine Mutter nicht durch die Infusion zwangsernährt worden ist. Sie waren sauer, dass ich es als Zwangsernährung bezeichnet habe.

Aber wir leben in einer Demokratie und jeder hat das Recht auf seine freie Meinung. Und für mich war die Infusion eine Zwangsernährung. In der Literatur werden beide Meinungen vertreten. Die herkömmliche Meinung sieht darin keine Zwangsernährung. Und einige alternative Gerontologen weisen auf eine dramatische Fehlentwicklung in den Altersheimen hin. Die alten Menschen werden am Sterben gehindert.

Bei meiner Mutter bewirkte die Infusion dagegen, dass sie am Leben gehindert wurde. Durch die Infusion erlosch ihr Lebenswille und sie lag einfach nur noch wie tot im Bett, angeschlossen an den großen Tropf. Zum Glück setzte ich mich durch und die Infusion wurde beendet. Jetzt erwacht meine Mutter immer mehr zum Leben.

Als ob sie noch 100 Jahre alt werden wolle. Nächste Woche wird sie aber erstmal 93. Meine Schwester kommt aus dem Schwarzwald angereist und hat in der Bäckerei einen Kuchen mit 93 Kerzen geordert. Durch die vielen Kerzen wird es ein großer Kuchen. Ich werde nächste Woche satt werden.

Heute traf ich meine Mutter wie gewohnt in ihrem Rollstuhl am Tisch in ihrem Zimmer. Sie war erstaunlich wach. Sie erkannte mich sofort, konnte alles verstehen was ich sagte und antwortete sogar manchmal. Sie hat wirklich einen Sprung ins Leben gemacht. Ich schob sie ins Altersheim-Cafe und gab ihr die mitgebrachten Apfel- und Mandarinenstücken. Ihre wöchentliche Portion Rohkost. Sie konnte sie allein aus der Plastikdose herausholen und in ihren Mund stecken. Das ging zwar etwas mühsam, aber es war ein großer Fortschritt für sie.

Ich bestellte derweil meine üblichen zwei Stücken Torte und telefonierte mit meiner Schwester. Ich berichtete ihr von den aktuellen Geschehnissen im Altersheim und von dem wachen Zustand meiner Mutter. Danach gab ich meiner Mutter das Handy und sie konnte den Worten meiner Schwester lauschen.

Anschließend schob ich sie zum Singplatz. Der war heute ganz leer. Ich sang eine Stunde alleine mit meiner Mutter. Dann kamen wieder einige Seniorinnen hinzu. Meine Mutter hörte am Anfang konzentriert zu. Nach und nach fielen ihr immer mehr Lieder ein. Frau Trotzki war heute nicht da. Dafür aber eine andere alte Freundin, die auch alle alten Wander- und Volkslieder kannte.

Ich fuhr zufrieden zurück in meinen Yogiwald. Ich bin gespannt, wie nächste Woche am Freitag die Geburtstagsfeier wird. Ich werde ein Geburtstagslied üben müssen.

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Kommentare

  • Aus wikipedia:

    Ernährung unter Umgehung des Verdauungstraktes (Parenterale Ernährung)


    Werden Nährstoffe nicht über den Magen-Darm-Trakt, sondern durch Infusion direkt in die Blutbahn verabreicht (beispielsweise bei Darmerkrankungen), spricht man von parenteraler Ernährung, bei der der Verdauungstrakt völlig umgangen wird. Diese Art der Ernährung erfordert als Infusionszugang eine periphere Venenverweilkanüle oder einen zentralen Venenkatheter. Aufgrund möglicher Komplikationen, wie z. B. Entzündung der Eintrittsstelle des Katheters, Dislokation u.a., ist sie der stationären Behandlung vorbehalten. Generell ist – wenn eine normale Ernährung nicht möglich ist – die Ernährung über den Darm (enteral) einer Ernährung durch Infusionen (parenteral) vorzuziehen, weil sie physiologischer, risikoärmer und kostengünstiger ist.

    Ethische und juristische Aspekte der künstlichen Ernährung


    Besonders bei nicht-entscheidungsfähigen Patienten sind ethische und rechtliche Aspekte zu beachten. Einerseits kann die künstliche Ernährung lebensverlängernd wirken, andererseits stellt das Einbringen der Sonde oder eines Venenkatheters den Tatbestand der Körperverletzung dar, in die ein Patient oder sein Bevollmächtigter einwilligen muss. Diese Form der Lebensverlängerung hat insbesondere bei Anwendung gegen den Willen des Patienten in den letzten Jahren zu teils heftigen Diskussion und Rechtsstreitigkeiten geführt. Der mutmaßliche Wille von Patienten muss gewürdigt bzw. berücksichtigt werden; siehe auch Medizinrechtliche Verbindlichkeit und Patientenverfügung.

    Zwangsernährung


    Seltener wird die künstliche Ernährung als Zwangsernährung durchgeführt, wenn Personen aufgrund eines Hungerstreiks oder einer Essstörung in einer lebensgefährlichen Lage schweben. Vor einer Entscheidung zu dieser Anwendung der künstlichen Ernährung muss über die Frage der Zulässigkeit und der Verletzung von Menschenrechten nachgedacht werden.

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