In Berlin gibt es jedes Jahr einen Erleuchtungskongress. Dort treffen sich viele Erleuchtete und berichten über ihre Erfahrungen. Es gibt mehr oder weniger viele Zuschauer, die Fragen stellen können. Vor einige Jahren kamen dort noch sehr viele Menschen hin. Aber dann zerstritten sich die Erleuchteten und die letzten Jahren fand das Treffen nur noch in einem kleinen Raum mit wenigen Teilnehmern statt. Viele der Treffen kann man auf Youtube ansehen.
Barbara und ich machten uns einen gemütlichen Nachmittag und schauten uns die Videos von den Erleuchteten an. Da Barbara eine Lästerzunge ist, hatte sie an fast allen Erleuchteten etwas auszusetzen. Sie war vor vielen Jahren eine Schülerin von Osho und hatte viele Jahre in Indien gelebt. Nach dem Tod von Osho ging sie zu dem Meister Papaji (Poonja), der durch Ramanamaharshi zur Erleuchtung fand und die Satsang-Bewegung im Westen gründete. Viele Erleuchtete im Westen stammen aus dieser Satsang-Szene, unter anderem Gangaji, Samarpan, Mooji und Om C. Parkin.
Mit Om C. Parkin hat Barabara sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Er tat alles das, was ein Erleuchteter nicht machen sollte. Von Papaji dagegen ist Barbara immer noch sehr begeistert. Es gibt offensichtlich gute und schlechte Erleuchtete. Wir sollten sehr genau auf unsere innere Stimme hören, wenn wir uns einem Erleuchteten anschließen. Wir sollten seine Taten prüfen und uns vor Geldgier, Machtgier und sexuellem Mißbrauch schützen.
Ich selbst hatte nie Probleme mit erleuchteten Meistern. Ich folge immer vor allem meiner eigenen Weisheit. Ich bin mein eigener Meister. So verlaufe ich mich nicht auf dem spirituellen Weg. Ich hatte viele erleuchtete Meister wie Sai Baba, Mutter Meera, den Dalai Lama, Swami Sivananda, Amma und Anandamayi Ma. Sie lehren im Wesentlichen den Weg der Liebe. Ihre Lehren ähneln einander. Obwohl es auch Unterschiede gibt. Ich habe von jedem meiner Meister das übernommen, was zu mir passte. Und das nicht übernommen, womit ich nicht übereinstimmte.
Ich glaube, dass meine Meister auf einer sehr hohen Ebene erleuchtet sind. Das spüre ich durch ihre Energie, ich sehe es an ihrem Verhalten und an ihren Taten. Alle meine Meister verfügen über große übersinnliche Kräfte, die sie mir oft gezeigt haben. Sie führen mich durch eine höhere Bewusstseinsebene geführt, sind mir in Träumen erschienen und haben mir manchmal starke Energien übertragen. In gewisser Weise wirkt ihre Energie durch mich in die Welt. Ich habe das Gefühl, dass sie meinen spirituellen Weg genau sehen und führen.
Die Erleuchteten auf dem Erleuchtungskongress befinden sich nach meiner Einschätzung bei weitem nicht auf der Entwicklungsstufe dieser großen Meister. Die meisten sehen sich nach ihrem eigenen Bekunden als Menschen auf dem spirituellen Weg. Sie haben Erleuchtungserfahrungen gemacht und wachsen immer weiter spirituell. Sie sind also so ähnlich wie ich. Und sie sind sehr unterschiedlich. Sie sehen unterschiedlich aus und vertreten unterschiedliche Lehren.
Bei einigen spürte ich eine starke spirituelle Energie und bei vielen eher keine besondere Energie. Die meisten lebten in der Ruhe, waren im inneren Glück und strahlten Liebe aus. Wobei das innere Glück oft noch schwankend war. Und einer war sogar ein Zornbeutel. Worüber ein anderer Erleuchteter sich köstlich amüsierte. Humor darf sein. Und am besten lachen können wir über unsere Fehler. Früher dachte ich, dass Erleuchtete keine Fehler haben dürfen. Aber Erleuchtete sind auch Menschen. Und Menschen sind nie absolut perfekt. Die Erleuchtung ist ein Bewusstsein in einer höhere Ebene über der Dualität und allen Fehlern.
Die große Frage ist, ab wo die Erleuchtung beginnt und die Unerleuchtetheit endet. Nach Rania beginnt der Erleuchtungsweg mit der Ausrichtung auf das Wesentliche. Wir sollten uns im Schwerpunkt auf den inneren Frieden, das innere Glück und die umfassende Liebe konzentrieren. Wir sollten die Anhaftung an das Ego und das äußere Glück auflösen. Solange wir unser Lebensglück hauptsächlich im Außen sehen, befinden wir uns noch auf dem Weg der Unweisheit, der letztlich immer im inneren Unglück endet.
Für mich ist die erste Stufe der Erleuchtung bereits das Gefühl von innerer Harmonie, von innerem Frieden, vom Einklang mit sich und der Welt. In der zweiten Stufen wachsen die innere Kraft, das innere Glück und der innere Frieden. Wir denken vorwiegend positiv. Wir sind überwiegend glücklich in unserem Leben. In der dritten Stufe gibt es spirituelle Erfahrungen der verschiedensten Art. Wir spüren Energie, sind mit unseren Mitmenschen energetisch verbunden und entwickeln ein Einheitsbewusstsein. Wir sind eins mit allem.
Unser Ego wird immer kleiner und löst sich irgendwann auf. Wir erreichen die Stufe der Egolosigkeit. Wir denken nicht mehr vom Ego, sondern von der Einheit (Ganzheit) her. Das ist für Menschen mit Ego nicht zu begreifen. Erleuchtete auf dieser Stufe können wir nicht begreifen. Wir können nur ihre starke Energie und ihren besonderen Frieden spüren.
Ab hier beginnt die wirkliche Erleuchtung. Nur eine Frau auf dem Erleuchtungskongress hat aus meiner Sicht diese Stufe erreicht. Ist sie damit vollständig erleuchtet? Ist sie ein Buddha? Das kann man so sehen. Als ich einmal auf dieser Stufe war, erkannte ich, dass ich eins mit Buddha war. Letztlich war Buddha aber nur ein Begriff. In dieser Stufe ist man über allen Begriff. Ich könnte auch sagen, dass ich Gott war. Im indischen Yoga gibt es die Stufe der Gottverwirklichung. Man erkennt, dass man Shiva ist. Dafür gibt es das Mantra Shivo Ham. Aber auch das sind nur Begriffe, die einen zur Erleuchtung führen können. Aber sie können einen auch ins Ego führen. Man muss sehr vorsichtig sein und genau hin spüren.
Und selbst wenn wir ein Buddha, ein Shiva oder eine Göttin sind. Was bedeutet das? Wir haben Moksha, Befreiung erlangt. Wir haben uns über die Anhaftung an die weltliche Energie erhoben. Aber aus meiner Sicht kann unser Bewusstsein dann noch immer endlos wachsen. Wir können unermessliche spirituelle Fähigkeiten erlangen, wie ich sie bei meinen Meistern beobachte. Wir gelangen in Bewusstseinsbereiche, über die ich nicht viel aussagen kann. Ich kann nur meine Erfahrung mitteilen, dass es eine höchste Bewusstseinsebene aus unermesslichem Glück gibt. Man kann diese Ebene Sathyaloka, höchstes Paradies oder Parinirvana nennen. Aber möglicherweise geht es auch danach noch weiter. Das berichten die Schriften der tibetischen Meister. Aber egal. Wir sind da wo wir sind. Die lange Reise ins Licht beginnt mit dem ersten Schritt. Und entscheidend ist es, ob wir diesen Schritt machen und dann unseren Weg konsequent bis zu Ende gehen. Dann werden wir wissen, wie die Dinge wirklich sind. Und wir werden sehr glücklich über unseren Weg sein.
Kommentare
Danke für den herzerfrischenden und humorvollen Beitrag zu einem großen Thema, lieber Nils !
Danke. Ja, Rania habe ich zweimal beim Satsang bzw. einem Workshop getroffen, sie ist schon sehr klar. Im Gegensatz zu vielen anderen, die nur diesen Shift im Bewusstsein gemacht haben, ist bei ihr auch die energetische Ausstrahlung anders - ihre Kundalini ist erwacht und ich schätze, dass sie durch den kompletten Prozess durch ist. Danke nochmal für deinen Beitrag und Dir alles Liebe Nils.
Rania
Lieber Nils, danke für deinen Artikel. Magst du verraten, von welcher Frau du sprichst, die diese hohe Stufe erreicht hat? Namasté, Jens