Das Ende der Trauer. Irgendwann ist ja der Trauerprozess zu Ende. Und so habe ich dazu einige Fragen bekommen. Wann vergeht Trauer? Wann hört der Schmerz auf? Wie lange Schwarz tragen?
Die psychologische Forschung ist hier ziemlich eindeutig. Man kann keine genaue Zeit festlegen. Wie lange Du trauerst, hängt letztlich von verschiedenen Faktoren ab. Ein Faktor ist, wie tief die Verbindung mit dem Verstorbenen war.
Der zweite Aspekt ist, ob Du schon vor dem Tod trauern konntest. Also wenn zum Beispiel ein Elternteil ein Jahr lang krank und seit einem dreiviertel Jahr todkrank war, dann wird die Trauer, wenn er oder sie gestorben ist, nicht so intensiv sein, wie wenn es Dein Partner ist, der plötzlich in einem Autounfall umgekommen ist. Oder wenn es Dein Kind ist, das Suizid begangen hat oder auch in einem Unfall umgekommen ist.
Die Trauer kann auch länger dauern, wenn Du weniger sonstige soziale Kontakte hattest. Wenn der Mensch, der gestorben ist, vielleicht Deine Hauptbezugsperson war. Dann wird die Trauer eventuell länger dauern. Die Trauer kann auch länger dauern, wenn Du keine Vorstellung hast über das Leben nach dem Tod.
Wenn Du zum Beispiel an Reinkarnation glaubst, und vielleicht schon Erinnerungen hast an frühere Leben oder Kontakt aufgenommen hast zu Feinstoffwesen, dann wird die Trauer weniger intensiv sein. Du könntest zum Beispiel auch Bücher lesen über Reinkarnation. Ich habe ja auch ein Buch geschrieben über Karma und Reinkarnation. Dann geht es oft mit der Trauer etwas zügiger zu Ende.
Bei engen Angehörigen gab es früher das Trauerjahr. Man hat angenommen, dass der Mensch ein Jahr braucht, um den Tod eines engen Angehörigen, also des Partners oder eines Elternteils, zu betrauern. Und ein Jahr hat die Person Schwarz getragen. Und danach war sie wieder aus der Trauer heraus. Es scheint bei vielen Menschen so zu sein, aber es gibt auch Menschen, bei denen geht es schneller und die Trauerzeit ist kürzer.
Wenn Du wissen willst, wann die Trauer vergeht, kannst Du auch sehen, durch welche Trauerprozesse Du durchgegangen bist. Die meisten Menschen haben erst einmal die Phase des Leugnens. Dann die Phase der chaotischen Emotionen, wo Wut, Ärger, Trauer, Verzweiflung, Idealisierung, Freude oder Erleichterung alle miteinander abwechseln. Dann gibt es oft die Phase des Rückzuges aus dem Leben und vielleicht die tiefe Trauer und die Lähmung. Und danach gibt es vielleicht die Idealisierung. Der Verstorbene wird idealisiert. Und dann folgt langsam und schrittweise der Übergang ins normale Leben.
Es kann also ein paar Wochen dauern oder auch ein paar Monate dauern. Wenn es länger dauert als 1-2 Jahre, dann könntest Du auch überlegen, ob Du vielleicht psychotherapeutische Hilfe brauchst. Aber es gibt auch Menschen, die ihr ganzes Leben weiter trauern. Und vielleicht ist das ihre karmische Aufgabe.
Ich hatte zum Beispiel eine Großmutter. Und meine Mutter erzählt immer, dass meine beiden Großeltern das ideale Paar waren. Eine unglaubliche Liebe, auch nachdem sie schon 25 oder 30 Jahre zusammen gewesen sind. Und auch nach über 30 Jahren war es wie Liebe auf den ersten Blick, immer wenn sie sich angeschaut haben.
Dann ist irgendwann mein Großvater mit 65 an einem plötzlichen Herzinfarkt gestorben. Meine Großmutter hat das noch überlebt. Ich glaube 12 Jahre hat sie noch gelebt, aber sie war nicht mehr die Gleiche. Sie ist dann nicht mehr raus gekommen.
Sie hat schon auch weiter soziale Kontakte gehabt. Sie hat sich über ihre Enkel gefreut. Ich war ja auch gerne bei ihr. Sie hat sich auch weiter zu den Kaffeekränzchen getroffen, sie ist einkaufen gegangen und sie hat vieles gemacht. Aber meine Mutter sagte immer, dass meine Großmutter ein lebenslustige Frau war, die gerne gelacht hat und die zu Späßen aufgelegt war. Das war dann nicht mehr so gewesen und so kannte ich sie nicht.
Aber war das deshalb schlecht? Man könnte sagen, dass meine Großmutter in ihrem Leben mehrere Leben hatte. Sie hatte eben diese intensive Erfahrung der Liebe. Natürlich ging es auch durch den Zweiten Weltkrieg hindurch, durch Verlust und Aufbau und vieles andere. Und nachher war diese Trauerphase.
Wer will beurteilen, was richtig ist und was falsch ist? Aber in den meisten Fällen dauert die Trauerphase zwischen ein paar Wochen, Monaten oder einem Jahr, je nachdem, wie eng der Angehörige ist. Und wenn es ein plötzliches Verscheiden aus dem Leben ist von einem relativ jungen Angehörigen, dann kann es auch etwas länger dauern.
Mehr Informationen über Trauer und den Trauerprozess, Sinn und Funktion der Trauer, findest Du auf unserer Internetseite wiki.yoga-vidya.de/Trauer.
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