Bewahre unerschütterliche Gemütsruhe und Heiterkeit

Ich lese etwas aus dem Buch „Licht, Kraft und Weisheit“ von Swami Sivananda.

Er schreibt:

„Bewahre unerschütterliche Gemütsruhe und Heiterkeit. Bewahre unter allen Umständen deine Ruhe. Pflege diese Tugend immer wieder aufs Neue im beständigen und angestrengten Bemühen. Die Heiterkeit ist wie ein Fels. Wellen der Erregung mögen gegen ihn schlagen, können ihn aber nicht angreifen. Meditiere über den ewig ruhevollen Atman inwendig in dir, der unveränderlich ist. So wirst auch du ein ruhevolles Gemüt mit in den Tag hineinnehmen. Der geistig Strebende mit ruhigem Gemüt kann in tiefe Meditation und Nirvikalpa Samadhi eingehen.“

Shankaracharya spricht von den vier Eigenschaften eines spirituellen Suchers, den so genannten Sadhana Chatushtaya. Und einer der vier sind die so genannten sechs edlen Tugenden der Gelassenheit und der Gemütsruhe. Und diese Eigenschaften kann man systematisch üben, man kann an ihnen arbeiten. Da gibt es natürlich jede Menge von Techniken. Wir haben auch ein ganzes Seminar darüber, „Gelassenheit entwickeln“. Und letztlich das ganze spirituelle Leben hat auch diesen Aspekt. Er gibt zunächst dort zwei Hinweise. Das erste ist: „Meditiere über den ewig ruhevollen Atman.“ Inmitten von allen Veränderungen, die passieren, gibt es etwas, was gleich bleibt und das ist der Atman, das Selbst. Das heißt auch, um den Atman herum ändert sich alles Mögliche. Schöne Dinge mögen passieren, weniger schöne Dinge mögen passieren, Körper mag gesünder und weniger gesund sein, es mag mehr Aufgaben geben, weniger Aufgaben geben, das, woran man gerade gedacht hat, was toll ist, plötzlich ist es nicht mehr so toll, diese Dinge kommen und gehen. Die äußere Welt ist eine Welt der Dualität und der Veränderungen. Aber etwas bleibt gleich und das ist dieses Bewusstsein. Und es gilt, sich immer wieder in diesem Bewusstsein zu verankern, in diesem inneren Selbst. Und wenn man täglich meditiert, kann man mindestens ein paar Sekunden täglich dieses Selbst bewusst werden. Und danach weiß man, was drum herum geschieht, ist jetzt plötzlich Alltag und das hat auch seinen Sinn und auch Emotionen haben ihren Sinn und die Aufgaben haben ihren Sinn, aber wir können uns auch in etwas zurückziehen, was immer wieder uns Kraft gibt. Und den zweiten Tipp, den er dort nennt, ist eigentlich wieder ähnlich wie der erste, dieser Tipp, sich bewusst zu werden dieses Vergleichs, es gibt den Felsen und es gibt die Brandung. Wir können uns jetzt entweder auf die Brandung konzentrieren oder auf den Felsen. Manchmal ist vielleicht interessant, sich auf die Brandung zu konzentrieren und so schlägt über einen immer wieder das Leben zusammen und das kann auch interessant sein und wir können es auch sehen als eine faszinierende Sache, die wir beobachten können. Oder wir können uns dann immer wieder auf den Felsen konzentrieren im Bewusstsein, hinter all den Veränderungen, da bleibt etwas gleich. Und aus diesem inneren Felsen, dieser inneren Bewusstheit des Unendlichen, aus dieser inneren Ruhe, daraus geschieht dann letztlich die Brandung, das Meer usw. Wenn man über Gelassenheit spricht, ist die Gelassenheit auch eben für jeden etwas anderes. Temperament ist da und viele von euch sind mit Ayurveda vertraut und da gibt es dasVata-,Pitta- und das Kapha-Temperament. Und das Vata-Temperament interessiert sich immer wieder für Neues und das Pitta ist entflammt für irgendetwas und kann sich auch über irgendwas ärgern, um dann nachher irgendwo mit doppeltem Enthusiasmus die Sache nochmals anzugehen. Das Kapha-Temperament ist vielleicht ein bisschen ruhiger grundsätzlich. Also, es ist jetzt nicht so, dass wir jetzt alle unser Temperament in Kapha ändern müssten, sondern die Beispiele, die er dort gebraucht für die Gelassenheit, heißt eben, wir sollten uns bewusst werden, inmitten von Temperament, das für jeden unterschiedlich sein mag, und inmitten von Gemütszuständen, die da sein mögen, inmitten von äußeren Veränderungen, auf die wir verschieden reagieren mögen, gibt es etwas, was gleichbleibt. Und das können wir in der Meditation berühren, das können wir in der Meditation spüren. Und wenn wir es spüren, können wir aus dieser Bewusstheit in den Alltag gehen. Und dort können wir uns dann immer wieder zurückziehen, darin können wir immer wieder Kraft finden. Und das ist dann eine tiefe Form von Gelassenheit und Gemütsruhe, welche letztlich auch die Unruhen des Alltags mit einschließt. Und aus dieser heiteren Gelassenheit geht man in den Alltag.

Hari Om Tat Sat

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

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