Liebe Yogatherapie Gruppe,
sicherlich kann mir hier der eine oder andere einen Tipp geben.
Ich bin selbst Yogalehererin, und treffe natürlich auf Teilnehmer mit den unterschiedlichsten Rückenbeschwerden.
Gerne mache ich gerade mit den Menschen, die Beschwerden im unteren und mittleren Rücken haben, neben den Drehhaltungen auch Rückbeugen, aktiv, und passiv.
Allerdings frage ich mich in letzter Zeit, ob das den Bandscheiben wirklich so gut tut.
In meinem Verständnis bewegen sie sich doch in den Rückbeugen eher bauchwärts, weg vom Spinalkanal, und in den Vorbeugen eher rückenwärts, also hin zum Spinalkanal; wodurch die Rückbeugen also eher platzschaffend sind- oder habe ich da einen Denkfehler?
Natürlich ist es insgesamt am günstigsten, die gesamte WS in einer gewissen Dehnspannung zu halten- sie also in Vor- wie auch Rückbeugen als ganzes zu bewegen, um einen gleichmäßigen Druck auf die Bandscheiben auszuüben.
Aber wie wir Menschen nunmal sind, beugen wir gerne da, wo es am einfachsten ist- die Rückbeugen im HWS und LWS Bereich, und die Vorbeugen im BWS Bereich; sonst hätten nicht so viele Menschen Beschwerden.
Was ist nun besser für die WS- Rückbeugen, oder Vorbeugen? Ganz davon abgesehen, dass ich meinen Unterricht immer so gestalte, dass es ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den beiden, sowie Seitbeugen, Umkehrstellungen, und Drehhaltungen gibt.
Ich bin dankbar für jede Anmerkung.
Lieben Gruß, namaste
Bärbel
Antworten
Karma Ratna hat Einiges, was ich ziemlich allgemein gehalten habe, recht gut konkretisiert. Sowohl bei Vor- als auch bei Rückbeugen sollten die Übungen so ausgeführt werden, dass genug Raum für die Bandscheiben bleibt, keine unnötige Stauchung entsteht und so möglichst kein übermäßiger Druck auf die Bandscheiben ausgeübt wird, insbesondere in den gebeugten Bereichen. Selbstverständlich ist dort der Druck beim Beugen höher als ohne. Daher sollte man die WS als Ganze vorsichtig strecken und vor dem Beugen die Wirbel auseinander ziehen soweit angenehm möglich. Dann bei Vorbeugen so tief wie möglich aus dem Beckenbereich beugen und die WS als Ganze gerade gestreckt vorsichtig neigen und bei Rückbeugen, ohne den LWS-Bereich nach unten zu drücken, die Beugung mit auseinandergezogenen Wirbeln gleichmäßig durchführen, so dass immer genug Raum für die Bandscheiben bleibt, also kein unangenehmer, übermäßiger Druck im unteren Rücken dabei entsteht.
(Anm.: Beispielsweise bei einer stehenden Vorwärtsbeuge kann in der Endphase der Beugung wieder locker gelassen und der Körper zum Dehnen auch mal einfach hängen gelassen werden, mindestens bis zur waagerechten Position des Oberkörpers sollte die WS auch dabei jedoch während des Neigens gerade gestreckt bleiben und das Auseinanderziehen der Wirbelkörper während der ganzen Übung erhalten bleiben.
Bei Vorwärtsbeugen besondere Vorsicht bei Bandscheibenvorfällen, dann besser unterlassen oder stark entschärfen, und bei Rückbeugen insbesondere zusätzlich Vorsicht bei vorhandener Hohlkreuzproblematik.)
OM shantih
Detlef
Namasté liebe Mandala,
gerade Rückenbeschwerden sollte man sehr individiuell betrachten und nachdem ein ärztliches statement dazu eingeholt ist, was der/die einzelne Teilnehmer(in) an Bewegungen und Bewegungsfolgen machen darf, dem Bedarf der jeweiligen Person anpassen. Aufgrunddessen, dass sowohl die anatomischen Gegebenheiten der einzelnen Personen sehr voneinander abweichen können und die Ursache für Rückenbeschwerden die unterschiedlichsten körperlichen und/oder psychischen Ursachen (zahlenmäßig deutlich im Steigen begriffen) haben können sollte man von Pauschalrezepten besser absehen, es sei denn es ginge um eine allgemeine Rückenkräftigung ohne besonderen Anlass.
Im Anfangsstadium von Bandscheibenbeschwerden, in welchem diese sich möglicherweise dorsal (nach hinten) auszustülpen beginnen, können sanfte Rückbeugen noch dazu führen, dass sich die Fehlentwicklung aufhalten lässt, bzw. die durch zu große Vorwärtsbelastungen geschädigte Bandscheibe sich wieder in ihre ursprügliche Lage zurück bewegen lässt, bevor diese beginnen kann auf Nervenenden zu drücken. Durch die damit verbundene Kräftigung der umliegenden Muskulatur kann sich die Gesamtsituation stabilisieren lassen. Doch, wie gesagt, bei ernsthaften Beschwerden nur in Zusammenarbeit mit einem Orthopäden.
Körperliche Probleme im Rücken entstehen häufig durch Überlastung in nach vorne gebeugter Haltung und haben als Resultat schwere Muskelverspannungen (Lumbago; im Volksmund Hexenschuss) oder auch Bandscheibenprobleme oder Ischialgien. Im täglichen Leben beugen wir uns schon wesentlich häufiger nach vorne als zurück, so dass Rückbeugen als Übungen zum Gegensteuern grds. mehr Bedeutung haben als Vorbeugen. Bei einem schon vorgechädigten Rücken könnte es also gut sein, dass Rückbeugen einen größeren Raum beim Üben einnehmen sollten als Vorwärtsbeugen, was jedoch von der individuellen Problemsituation abhängt. Grundsätzlich geht es darum letztlich eine Situation zu schaffen, in der das Risiko weiterer negativer Folgen minimiert wird und der Körper in eine Lage gebracht wird sich durch einen kräftigen und beweglichen Bewegungsapparat möglichst weitgehend selbst zu schützen.
Auch oder gerade bei einem gesunden Rücken, der in unserer Gesellschaft bald durchaus nur noch selten anzutreffen sein dürfte, geht es darum ein ausgewogenes Konzept der Schulung von Kräftigung und Beweglichkeit zum Selbstschutz gegen Überlastungsfolgen zu erarbeiten wobei ich mit Übungen des yoga vinyasa, also fließenden Yoga-Übungsfolgen gute Erfahrungen gemacht habe. Die Übungen selbst sollten sanft angelegt sein, den gesamten Bewegungsapparat mit Schwerpunktsetzung auf eventuelle Schwachstellen einbeziehen und durch Regelmäßigkeit der Ausführung langsam an Intensität gewinnen, so dass Kräftigung und Beweglichkeit als Einheit begriffen und gleichzeitig verbessert werden. Falls im Einzelfall nötig, kann man natürlich auch vor dem Einsatz von fließenden Übungsfolgen einzelne Körperpartien einer speziellen Schulung unterziehen, so dass eventuelle muskuläre Defizite oder Ungleichgewichte zunächst ausgeglichen werden...
Es gibt also kein pauschales Besser oder Schlechter, sondern die Kust beteht darin im individuellen Fall ein ausgewogenes Konzept an sanften Bewegungsfolgen aus Kräftigungs-, Beweglichkeits- und Dehnübungen mit dem gewünschten Effekt zu erarbeiten, welches mit ausreichend rekonvaleszenten Entspannungsphasen kombiniert sein sollte.
Ich hoffe damit ist Dir schon ein wenig weiter geholfen.
OM nama shivaya
OM shantih
Detlef