Mir fehlen die Worte..., was sagt ihr dazu???
27.10.2010
Millionenmarkt Traueranzeigen :
Markwort gründet virtuellen Friedhof
Helmut Markwort
Der "Focus"-Gründer Helmut Markwort plant einen "virtuellen Friedhof" im Internet. Sein "Unsterblichkeits-Projekt", an dem er gemeinsam mit Matthias Krage bastelt, heißt offenbar "Stayalive". Die Idee ist nicht neu: Ein langjähriger Mitarbeiter Markworts betreibt ebenfalls einen Internet-Friedhof.
"Immer mehr Deutsche entdecken Internet-Gedenkstätten", teilt "emorial.de" mit, der laut eigenen Angaben "größte Web-Friedhof im deutschsprachigen Raum". An normalen Tagen verzeichne das Portal, in dem Geburts- und Sterbedaten von 230.000 Menschen hinterlegt sind, mehrere Hundert Online-Gäste. Für 19 Euro kann man sich bei dem Anbieter eine eigene Trauer-Seite für einen Verstorbenen anlegen lassen.
Hinter "emorial.de" stehen der Software-Experte Anton Stuckenberger und der Journalist Martin Kunz, der den „Focus“ mit entwickelte und dort bis vor wenigen Wochen Ressortleiter Forschung, Technik, Medizin war. Kunz gehört zu den "Focus"-Mitarbeitern, die das Abfindungsangebot des Burda-Verlags angenommen haben. Er sagt, der Traueranzeigen-Markt im Internet sei "gewaltig". 800.000 Menschen sterben ungefähr im Jahr in Deutschland, für 400.000 von ihnen wird eine Todesanzeige geschaltet.
Im Versuch, diesen Mio-Markt auch im Internet zu einem Geschäft werden zu lassen, trifft Kunz ab Dezember auf seinen ehemaligen Chef Helmut Markwort. Denn Markwort hat für Dezember eine neue Internetseite angekündigt, mit der man "unsterblich" werden könne. Hinter dem geheimnisvoll mit einem Goethe-Zitat angekündigten Portal, das Markwort gemeinsam mit dem Unternehmer Matthias Krage startet, stehen der virtuelle Friedhof "Stayalive" und die Stayalive GmbH in Hamburg.
"Stayalive" ist gewissermaßen ein Facebook für Tote – man kann dort ein Grab für Verstorbene einrichten und (wie bei "emorial.de") eine Kerze für sie anzünden. Auf einer Karte lässt sich bestimmen, welcher Tote wo begraben ist. Wie viel eine Grabstätte auf Markworts Gottesacker kostet, wird noch nicht verraten. Offenbar kann ein Nutzer selber bestimmen, wie lange seine Grabstelle bei "Stayalive" verfügbar ist.
Der umtriebige Helmut Markwort, der auch während seiner Zeit bei Burda immer selber unternehmerisch tätig war und noch ist, hat eine Affinität zu Gevatter Tod. Zuletzt spielte er im "Hessischen Jedermann" den Sensenmann. Für die Darstellung ernete er Lob, eine seiner Textzeilen lautete: "Da kannste strampele, wie de willst, egal, du kommst mit."
"Emorial"-Chef Martin Kunz, der sich seine Nebentätigkeit 2008 von Markwort genehmigen ließ, denkt derweil an Kooperationen mit Zeitungsverlagen, um gemeinsam von der Trauer im virtuellen Raum zu profitieren. Allerdings hat die Markt-Gruppe (u.a. Ippen, WAZ & Co.) bereits mit dem Portal "trauer.de" ein Zeichen gesetzt, dass sie die Toten im Netz ebenfalls nicht vergessen will.
von Christian Meier
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Antworten
Hallo Devaki,
es ist der absolute Wahnsinn, was da alles abgeht.
Da bleibt mir auch mal wieder die Spucke weg.
Aber es gibt viel schlimmere Sachen, die Menschen tun.
Es ist so wichtig, in seiner Mitte zu bleiben und sich nicht von dem kollektiven
Wahnsinn anstecken zu lassen.
Es tut nur noch weh!!!
Lieber Gruß
Sabine
es ist nur erstmal Überraschung und Staunen und die Frage: Was geschieht da eigentlich? Welch ein Kontrast... hier das Internet, hochaktuell, hochbeweglich und flott, und dort
der Tod mit seinen Dimensionen des Ewigen, der absoluten Stille, dem körperlich Unbeweglichen, als Teil des ewigen Kreislaufs von Leben und Tod. Das Tote wird soo mobil, dass es gar nicht in Ruhe tot sein kann. Die Toten kannst du nun überall mit hinnehmen, per Netbook, auf Reisen, selbst in ferne Länder. Dein Beispiel zeigt, wie praktisch das I-Net-Grab sein kann:
:
@ Peter: "... wahrscheinlich wäre am Totensonntag der Computerbildschirm den ganzen Tag auf das Internetgrab gerichtet."
Kein Verkehrschaos in den Straßen an dem Tag, vielleicht schläft das Ritual, dass sich am Totensonntag die ganze Familie am Grab versammelt, langsam ein - wer weiß, vielleicht bekommt es auch Anschub durch die ständig mögliche Abrufbarkeit der Toten.
Vielleicht stirbt es sich für manche jetzt bei diesen greifbaren Aussichten des Fortexistierens auf dem Bildschirm sogar leichter?
Om Om Om
Viele Grüße, Dev.