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Ich möchte hiermit ausdrücklich nicht noch einen der vielen Pro-und-Contra-Flüchtlings-Threads eröffnen. Es geht mir nicht um die Diskussion konträrer Ideen oder Möglichkeiten, mit der sogenannten Flüchtlingskrise umzugehen, sondern um die zugrundeliegende Einstellung einer Entwicklung, die ich mit großer Sorge in Deutschland, aber auch weltweit, feststelle, und die meiner Meinung nach nicht mit den ethischen Grundsätzen des Yoga vereinbar ist. Ich beabsichtige keine politische, sondern eine spirituelle oder yogische Diskussion über den Konflikt zwischen verschiedenen Ansichten, und hoffe, dass es dabei nicht zu neuem Konflikt kommt. Sollte es hier entgegen meiner Absicht dennoch zu verbalen Anfeindungen oder Entgleisungen kommen (die andernorts allzu häufig auftreten), bitte ich umgehend um Schließung. Ihr müsst natürlich nicht alles für gut und richtig befinden, was ich hier schreibe. Mit dem unsäglichen Wort "Gutmenschentum" meine ich die unpassende, neuerdings benutzte Verunglimpfung einer menschenfreundlichen Haltung (ich beziehe mich nicht auf die ursprünglich verwendete Bezeichnung für ein übertrieben moralisierendes Verhalten). Mit "Egoismus" versuche ich lapidar die Haltung zu umschreiben: "je mehr ich anderen gebe, desto weniger bleibt für mich"; ich würde auch "Nationalismus" nennen, wenn ich nicht zu sehr ins Politische damit geriete.
Um endlich konkret zu werden, ein paar Fragen:
1. Welche Haltung entspricht eurer Meinung nach am ehesten dem Yoga im Umgang mit dem Phänomen, dass humane Ansichten und Handlungen als "Gutmenschentum" diffamiert werden, und egoistische Meinungen und Aktionen nicht nur rehabilitiert werden, sondern sogar versucht wird, sie mit Anwendung großer Gewalt durch- und umzusetzen?
2. Sind alle Yogis "Gutmenschen"?
3. Mir macht es nichts aus, Gutmensch genannt zu werden, ich tue was ich für richtig halte. Ich frage mich allerdings, ob man es einfach hinnehmen sollte, dass in manchen Gebieten Deutschlands rund 1/4 der Bevölkerung eine sehr aggressive und feindselige Gesinnung hemmungslos verbreitet, und dies vor allem auf der Straße und im Internet. In Internetkommentaren und Hass-Mails finden sich unzählige Beispiele von Beleidigungen bis zu Morddrohungen, verschiedenste kriminelle Gewalttaten wie Brandstiftungen sind hinlänglich bekannt und zahlenmäßig ansteigend. Soll man sich hier in stiller Toleranz üben? Wenn die "Guten" schweigen, wird man nur die "Bösen" hören (und sie bedienen sich leider einer lauten Stimme).
4. Für Segenswünsche und den Frieden in der Welt gibt es die lobenswerte Praxis der Mantra-Rezitation, sei es allein oder in einer Gruppe, eine Stunde lang oder 108 mal, insbesondere das Mahamrityunjay-Mantra fällt mir da ein oder die abendliche Narayan-Rezitation bei Yoga-Vidya. Aber reicht das aus? Beruhigt man dabei nicht allzu leicht sein Gewissen im Wunschdenken, oder sogar in einer Illusion?
5. Was kann ich über meine formale Praxis (wie Asanas, Pranayama) hinaus unternehmen, um zu einer friedlichen, gewaltfreien Gesellschaft beizutragen? Soll ich überhaupt etwas unternehmen? Oder muss ich mich damit begnügen, an mir selbst zu arbeiten, in der Hoffnung, damit auch ein bisschen die Welt zu ändern?
6. Hat es einen Sinn, solche Threads wie diesen zu schreiben, der vielleicht eh nur entweder Gleichgesinnte erreicht oder bei Andersdenkenden nichts bewirkt? Ist es statthaft, auf Andersdenkende Einfluss ausüben zu wollen? Schließlich möchte ich auch nicht die ganze Welt zum Yoga bekehren.
7. Welchen Weg seht ihr, mit den "besorgten Bürgern" zu kommunizieren? Man darf ja nicht jeden einen solchen mit aggressiven Politikern gleichsetzen, denen sie u.U. folgen. Wie kann man auf ihre Ängste eingehen? Kann man sie überhaupt erreichen?
8. Im Yoga gibt es einige Qualitäten, wie Gewaltlosigkeit (ahimsa, auch Freundlichkeit), Wahrhaftigkeit (satya), Zufriedenheit (santosh), Nichtstehlen (asteya) und Nichtanhäufen (aparigraha) bedeuten auch die Abwesenheit von Gier, Unterscheidungskraft (viveka), Menschlichkeit und allgemeines Wohlwollen setzt man eigentlich voraus - sollen dies nur leere Schlagworte bleiben, die man sich ständig um die Ohren haut, aber sich umzusetzen scheut?
9. Wie kann man diese vielen Spaltungen und Polarisierungen überwinden (die guten Helfer x die bösen Zündler, die "Gutmenschen" x die "besorgten Bürger", "Asylmissbrauch" x mangelnde Hilfsbereitschaft, Kriegsflüchtlinge x Armut in Deutschland, ...)?
Wir alle kennen wohl das Bild des Yogi, der sich zur einsamen Meditation in die Himalaya-Höhle zurückzieht und sich der Gesellschaft entzieht. Ich sehe darin eine Extremhaltung, und stehe dem skeptisch gegenüber (obwohl ich mich selbst z.Zt. in Sichtweite des Himalaya aufhalte), insbesondere weil nur wenige Menschen dazu geeignet sind.
In der Theorie sehe ich 3 Ebenen für eine "yogische" Reaktion:
1. Nichts tun, Yoga ist unpolitisch und sollte sich da raushalten.
2. Indirektes Handeln, Yoga wirkt nur durch eigenes Beispiel oder Vorbild.
3. Direkte Auseinandersetzung, aktives Eingreifen und soziales Engagement (auf gewaltfreie Weise).
Um es klarzustellen: ich erwarte natürlich nicht, dass die ganze Welt meiner Meinung ist, Meinungsverschiedenheit soll gar nicht verhindert werden. Ich wende mich 1. gegen die zunehmende Verrohung und Brutalisierung, gegen die enthemmte verbale und körperliche Gewaltanwendung im Zuge der Meinungsäußerung. Warum fällt es einer zunehmenden Zahl von Menschen so schwer, zu sagen, dass sie anderer Meinung sind, ohne dabei irgendwie Gewalt auszuüben? Es beunruhigt mich zusätzlich, dass wir noch vor ein bis zwei Jahren in Deutschland eine andere Situation hatten, und eine Entwicklung zum schlimmeren zu beobachten ist. Die aktuelle Verwendung der Begriffe "Gutmensch" und "Lügenpresse" (übleren Zitaten will ich mich enthalten) ist neu. 2. wende ich mich gegen die gewalttätige Art, wie viele Menschen mit anderen Menschen umgehen, die schutzsuchend zu uns gekommen sind. Ich finde, dass man diesen (kurz gesagt) mit Mitgefühl begegnen sollte und nicht mit Haß, unabhängig davon, ob sie nun Asyl bekommen (sollen) oder nicht. Selbst in Ländern, die über weniger materielle Mittel als Deutschland verfügen, muss man Flüchtlinge, die man nicht aufnehmen kann, nicht in Gefängnisse stecken, beleidigen oder verprügeln. Ob, wie und wie viele man aufnehmen sollte/könnte/dürfte usw., sind sehr politische Fragen, die ich hier gar nicht erörtern möchte. 3. frage ich mich (und euch): soll sich der Yoga aus all dem raushalten oder hat er eine Antwort darauf? Ist Yogapraxis das eine und soziales Engagement das andere? - was meinem Verständnis von integrierter Persönlichkeit (und meiner bisherigen Lebensführung) widerspricht. Ich bin überzeugt davon, dass sich beides vereinbaren lässt und dass die Menschheit sich langfristig positiv weiterentwickelt. Jedoch hat diese Überzeugung ein paar Schrammen abbekommen.
Vielleicht ist das alles aber nur ein Teil der allgemeinen Frage des Verhältnisses von Yoga und "Welt", von spirituellem und mundanem Leben.
Ich interessiere mich für eure Meinung, und entschuldige mich dafür, dass der Beitrag - im Bemühen um Klarheit - so lang geworden ist.
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Yoga hat immer was mit Menschlichkeit zu tun, Menschlichkeit & Göttlichkeit gehen immer Hand in Hand !
Das sind wirklich schlechte Erfahrungen, die du da gemacht hast, Larissa, die deine Einstellung zur Willkommenskultur sicherlich prägen. Wenn Migranten etwas anstellen, sollen sie auch zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn jemand Fakten erzählt, halte ich ihn nicht für einen Nazi, ich sehe in deinem Beitrag auch keine Aggression, eher Enttäuschung. Anders ist es, wenn unehrlicherweise verallgemeinert wird ("das sind doch alles Verbrecher, Terroristen" u.ä.), das ist dann Hetze. Verallgemeinerungen sind schädlich, in jede Richtung, weder sind alle Migranten lieb/böse, noch die deutschen Bürger. Schon der Begriff "Migrant" umfasst sehr verschiedene Menschen, und kann zu Mißverständnissen führen. Meine direkten, eigenen Erfahrungen mit Asylbewerbern sind durchweg positiv, ich nehme aber auch Problemfälle wahr. Meine Wohnung teile ich mit einem Syrer, bzw überlasse sie ihm während meiner Abwesenheit. Und ich kann nicht sagen, wer von uns beiden dabei mehr gibt oder nimmt. Insofern stimme ich zu, dass man im kleinen viel bewirken kann. Nur auf diesen massenhaften, ständig ansteigenden Haß habe ich keine rechte Antwort, zumal er sich oft auf Unwahrheit gründet. Mich dem gegenüber in Gleichmut (upeksha) zu üben, gelingt mir einstweilen noch nicht.
Ich bemühe mich, beide Seiten zu verstehen. So könnte ich mir vorstellen, dass ein Teil der "Wutbürger" sich vom Staat vernachlässigt, benachteiligt fühlt, im Gegensatz zu den Flüchtlingen, die bevorzugt würden. Sie fühlen sich schwach aufgrund ihrer materiellen Lage (evtl arbeitslos, arm). Im Gebrauch tamasiger Sprache (Kraftworte) fühlen sie sich gestärkt, sie spüren eine gewisse Macht, vor allem in Gemeinschaft. Genuß in der Bosheit, Freude am Verletzen(-können), die Asylbewerber sind an all dem Elend schuld. Das sind häufige, menschliche Reaktionsmechanismen.
Die neu angekommenen Menschen erleben nach ihrer Flucht wahrscheinlich einen Kulturschock. Im Westen ist vieles viel liberaler, und sie bekommen einiges geschenkt, damit können manche, vor allem die jüngeren unter ihnen, wohl nicht gut umgehen und sind (gelinde gesagt) verwirrt. Aus ihrer Heimat sind sie oft sehr autoritäre Strukturen (Familie, Staat, Religion) gewohnt, die hier plötzlich wegfallen. Damit möchte ich nicht deren Fehlverhalten entschuldigen. Und es gibt unter ihnen (wie unter den Deutschen) auch eindeutige Bösewichte. M.E. erkennt man daraus, dass beide Seiten lernen müssen: wir den richtigen Umgang mit ihnen, ihnen schnell genug neben der nötigen Hilfe die richtigen Informationen zu geben, und die Migranten müssen lernen, sich in der westlichen Welt einzufügen, unsere Lebensweise zu respektieren, die Gesetze zu achten. Wenn sie das nicht tun, tragen sie nur noch mehr zur Polarisierung bei und liefern der Fremdenfeindlichkeit Argumente. Integration ist eine schwierige, lang dauernde Aufgabe. Es ist klar, dass die Zuwanderung für alle Beteiligten eine große Herausforderung darstellt, der nicht alle gewachsen sind. Ich sehe darin aber auch eine Entwicklungsmöglichkeit in verschiedenen Bereichen. Die Reichen unter uns können lernen, etwas abzugeben, wir könnten demütiger werden, indem wir die große Not anderer wahrnehmen, und dankbarer für die Schätze die wir haben, staatliche Organe müssen sich einstellen/anpassen, wir lernen andere Kulturen (evtl auch Sprachen) kennen, finden neue Aufgabengebiete (Karmayoga)... Eine Lösung für alles weiß ich auch nicht.
@Dhyata: ........ und da bin ich mir eben gar nicht so sicher!!! Vielleicht will ich ja nur mein EGO befriedigen? Vielleicht profitiere ich ja viel mehr, als die, die eigentlich profitieren sollten.........;-(
27.02.2016
Nichts macht die Herzen so hart als warm im Bett zu liegen. Victor Hugo
Mein Job ist es Menschen zu vertreten, welche in unserer Gesellschaft nicht mehr klar kommen. Welche durch Reizüberflutung in verschiedenste Krankheiten abgerutscht sind. Sei es psychische Erkrankungen sei es Süchte der verschiedensten Art. Dies prägt meinen Berufsalltag. Es ist eine tägliche Herausforderung daran nicht zu zerbrechen.
Grundlegend bleibt meine Einstellung allen Menschen gegenüber. Leben ist Leben in mitten von Leben was leben möchte. Albert Schweitzer
Neulich stand ein Emigrant am Schalter vor mir. Er holte sich anscheinend sein Tagesgeld ab, so ca 6-10€. Als er sich umdrehte strahlten seine Augen. Ich war tief ergriffen.
Ich sehe im Fernsehen das ein jugendlicher Emigrant eine Lehrstelle bekommen hat.
Ich habe in den vorbereitenden Maßnahmen, finanziert über die Agentur für Arbeit mit Jugendlichen gearbeitet. Ich glaube kein Mensch macht sich eine Vorstellung von der Anzahl der nicht zu vermittelnden deutschen Jugendlichen. Eine riesen Welle wird irgendwann auf uns niedergehen. OOOHHH welch düstere Prognose. ;-) Und damit meine ich das viele ungenutzte Potential der jungen Menschen, welches sich einen Aderlaß in Form von Gewalt sucht und gönnt.
Die Schere zwischen arm und reich klafft immer weiter auseinander. Warum holt man so viele Emigranten ins Land??? Ist die Gier der Menschen so groß das man Konkurrenz schaffen muss, um damit die Mittelschicht wieder auf den Boden der Realität zurück zu holen?
Die unterste Schicht wird Notversorgt. Dafür gibt es Sozialarbeiter. Sozialarbeit ist durch die zunehmende Industrialisierung entstanden. In keiner Gesellschaft vorher gab es Sozialarbeiter, da gab es nur soziales Arrangement.
Ist die Gier der Oberen, Wenigen so groß das sie immer mehr haben wollen und billige Arbeitskräfte brauchen?
Viele Fragen und nur Vermutungen.
Grundlegend sehe ich die Angst der Menschen, nicht ganz unberechtigt. Diese Menschen aus den Kriegsgebieten sind mit einer anderen Form von Konfliktlösung/Gewalt sozialisiert.
Diese Form von Gewalt, welche der deutsche Durchschnittsbürger sich allabendlich vor dem Fernseher reinzieht. Mit der inneren Zufriedenheit im Warmen zu sitzen.
Doch plötzlich ist der Krieg vor der Tür. Ich kann deren Angst verstehen.
Ich habe keine Lösung, weder eine yogische, noch eine real vom Menschenverstand geleitete. Ich lebe in einer Großstadt, versuche Ahimsa zu leben.
Ich kann nicht voraussetzen, dass jeder meine persönliche Einstellung zum Leben teilt. Da jeder durch seine Erfahrungen im Leben geprägt wird.
Der Verstand befähigt mich bewusste Entscheidungen zu treffen, meine Gefühle zu kontrollieren.
Namaste`
Wer eines Menschen Not linder möchte, weil er weiß wie es sich anfühlt, der tut gut daran - wenn er es tut.
Danke lieber Dieter,
Du sprichst mir aus dem Herzen.
Mein Verstand würde mich in dieser heutigen, shizophrenen Zeit irreführen.
Meine Gefühle lassen mich tagtäglich den Blick schärfen. Dies ist mein Kampf, der Kampf mit mir, gegen meine Erfahrungen für die Offenheit Neuem zu begegnen und entsprechend zu handeln und mich gegebenenfalls zu schützen. Leid zu lindern, egal wer da vor mir steht.
Namaste`
Danke lieber Dieter,
Du sprichst mir aus dem Herzen.
Mein Verstand würde mich in dieser heutigen, shizophrenen Zeit irreführen.
Meine Gefühle lassen mich tagtäglich den Blick schärfen. Dies ist mein Kampf, der Kampf mit mir, gegen meine Erfahrungen für die Offenheit Neuem zu begegnen und entsprechend zu handeln und mich gegebenenfalls zu schützen. Leid zu lindern, egal wer da vor mir steht.
Namaste`
Nun erstmal: es ist ein sehr ausgewogene und ausgeglichene Leitartikel – bei all den aggressiven Verhalten auf beiden Seiten. Danke.
Das wir hier besonders in Deutschland einen erschreckenden Punkt erreicht haben, der unhaltbar geworden ist – das müsste jeder einsehen.
Als Nonkonformist und Querdenker ist mir Parteilichkeit ein absolutes Greuel – aber nicht die Menschlichkeit, der Respekt und Liebe, welches mein grundlegende Eckpfeiler meiner Persönlichkeit ist (mit allen meinen Stärken und Schwächen). SORRY, wenn mein Artikel etwas "überlänge" hat.
Aus einer analytischen Sicht kann ich das Verhalten der Menschen, welche sich gegen die Flüchtlinge aussprechen, schon verstehen (… damit ist nicht gemeint: akzeptieren).
Die Armut hat in einem ungeahnten Ausmaße zugenommen –
da treffen Menschen aus Deutschland, die durch Hartz IV immer mehr abrutschen
auf Menschen aus Kriegsgebieten welche dann dieselbe Leistungen erhalten.
Ich beobachte vieles, wenn ich in Mannheim durch die Stadt laufe – und vieles gefällt mir nicht.
Beide Gruppen leben in Ihrer Angst und öfters im gegenseitigen Unverständnis: Die eine Seite hat Angst weiter abzurutschen, die andere Seite wieder zurückzumüssen. Sie erleben erneute Gewalt – und begründen ihre „Gegengewalt“ mit der „Schuld“ der jeweilig anderen Gruppe. Zudem gibt es das „Bandenwesen“ mit Ihrer eigenen Dynamik.
Die Politik liefert keine Lösung, hat auch kein wirkliches Interesse daran – im Gegenteil: Es geht hier um Profite durch Waffenlobby in ebendiese Kriegsgebiete und die Steigerung der Armut, welche durch die aktuelle Politik abgesichert wird. CETA, TTIP, TISA & Co. stehen diesbezüglich auch schon in den Startlöchern.
Wir erleben hier eine Eskalation von ungeahnten Ausmaßen – da kommen diejenigen aus den Löchern gekrochen, welche scheinbare einfache Lösungen anbieten um gerade jene für Ihre eigene Lobbypolitik „einzufangen“. Schließlich gibt es auch die Sicherheitsbranche, welche „Morgenluft“ wittert. Big Brother is watching you.
Aktuell hat es vor ein paar Wochen eine Erhöhung von Hartz IV gegeben – hier zitiere ich aus einem emotionalen Kommentar in einem Blog ohne AfD-Bezug:
„Fünf Euro, das ist keine Erhöhung, das ist ein Schlag in die Fre@e.
Das kompensiert nicht einmal den Anstieg der Stromkosten seit der letzten Regelsatzerhöhung.
Die Botschaft von Frau Nahles (SPD) an Leistungsberechtigte im SGBII und SGBXII ist eindeutig: "Verreck doch, überflüssiges @."
Die Botschaft der Hartz-Parteien ebenfalls:
Sie bleiben bei ihrem Mantra vom Fordern und Foltern.
Arbeitslosigkeit und Armut müssen weh tun.
Nur aus Elend und Leid heraus, entsteht die notwendige Demut, sich für andere zu erniedrigen - also:
zum Wohle des Unternehmerprofits und der öffentlichen Haushalte für Hungerlohn oder einen Euro den Rücken krumm zu machen und die eigene Würde zu verkaufen.
Paradox:
Alle beklagen den Zuspruch für die AfD, und verstehen nicht, dass die Flüchtlingskrise ein Alibi ist.
Der eigentliche Grund für das Protestverhalten, ist die direkte und indirekte Erfahrung von Armut in Deutschland.
Das kann man aber nicht artikulieren:
Armut und Hartz IV sind wie Lepra.
Unberührbar.
Das fasst man nicht gerne an.
Migration ist nur ein Deckthema, auf dass sich leichter einschießen lässt, weil man sich damit nicht selber exkludiert.“
Wie gesagt: ich verstehe die Wut, welche langsam hochkocht – akzeptiere aber die Gewalt nicht. Leider trifft es dann wieder die Falschen.
Aus meiner persönlichen Sicht stellen sich mir allerdings mehr Fragen – und fühle mich hier besonders mit Jiddu Krishnamurti verbunden, der da folgendes zur Gewalt und dem Denken an Sich sagt:
„In der heutigen Welt lässt sich beobachten, wie alles zum kollektiven Denken neigt: alle Menschen denken gleich. Staat und Regierung arbeiten im stillen unermüdlich daraufhin, obgleich sie äußerlich keinen Zwang ausüben. Ich glaube aber, dass ein Allgemeingut niemals wahr sein kann; es ist immer verdächtig und hat seine Lebendigkeit, seine Direktheit und Wahrheit eingebüßt. Da man die Neigung zur Formung und Beherrschung des menschlichen Denkens in der ganzen Welt wahrnehmen kann, wird es außerordentlich schwer, sich von der universellen Denkungsart frei zu machen und sich grundlegend zu ändern, ohne dabei selbstsüchtig zu werden.
Wir erkennen also, wie wichtig das Aufgeben von Gewalt ist. Wie kann ich mich aber als Individuum nicht nur an der Oberfläche, sondern innerlich vollkommen von Gewalt befreien? Kann mir die Analyse der Struktur helfen, Gewalt aufzugeben? Und wenn ich die Ursachen der Gewalttätigkeit analysiere, auf sie eingehe, sie untersuche und ihnen meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenke, – kann ich damit Gewalt beseitigen? Oder wird mein Ideal mich von Gewalt befreien?
Das ist schließlich eins unserer Hauptprobleme, nicht wahr? Die ganze Welt ist in Gewalttätigkeit, in Kriege verwickelt; das gesamte Gefüge unserer erwerbssüchtigen Gesellschaft ist seinem Wesen nach gewaltsam. Wie aber soll man es anfangen, sich als Einzelwesen nicht nur oberflächlich dem Worte nach, sondern tief im Innern von Gewalttätigkeit frei zu machen, ohne dabei selbstsüchtig zu werden? Das Problem ist deutlich, nicht wahr? Da ich mich von Gewalttätigkeit befreien will, folge ich allerlei Vorschriften, um sie zu beherrschen und umzuwandeln, was zweifellos zu egozentrischem Denken und Handeln führt. Indem ich mich nämlich unentwegt damit beschäftige, ist mein Sinn ganz darauf konzentriert und daher auf sich selber eingestellt. Trotzdem erkenne ich, wie bedeutsam es ist, vollkommen frei von Gewalt zu werden. Was soll ich also tun? Das Problem lautet nicht: wie kann ich gewaltlos werden? Denn die Tatsache besteht, ich bin gewaltsam. Es scheint mir völlig nutzlos zu fragen: wie kann ich gewaltlos werden; denn das ist reiner Idealismus. Bin ich jedoch imstande, der Gewalttätigkeit ins Auge zu blicken und sie ganz zu verstehen, dann werde ich sie vielleicht auch auflösen können.
Wir haben den Denker von seinem Denken abgetrennt, nicht wahr? Wir sagen: »ich bin ärgerlich, ich bin gewalttätig, und ich muss mich bemühen, frei von Gewalt zu werden.« Um das zu erreichen, muss ich mich üben, mich kontrollieren, unaufhörlich darauf achten und etwas dagegen tun; mit anderen Worten, man hat das Gefühl, als ob das ›Ich‹, das sich bemüht, etwas anderes sei als die Erfahrung oder die Eigenschaft. Wir halten es für ausgemacht, dass es so ist; aber ist es wirklich so? Gibt es zwei verschiedene Zustände oder nur einen – nämlich die Einheit? Offenbar besteht kein Denker ohne sein Denken. Doch das ›Ich‹, der Denker, der Anstrengungen macht, wendet seine Willenskraft an, um sich von Gewalt zu befreien; dadurch hat er sich von seiner Eigenschaft, die er Gewalt nennt, abgelöst. Die beiden sind aber nie getrennt, nicht wahr? Sie bilden eine Einheit. Will man sich nun von Gewalt befreien, ohne in egozentrisches Handeln zu verfallen, so muss man notwendigerweise den Zustand der Einheit tatsächlich erleben, – das heißt, man darf keinen Unterschied mehr zwischen dem Denker, der sich anstrengt, und seinem Denken, seiner Gewalttätigkeit machen.
Wenn Sie hierüber nachdenken, werden Sie zweifellos erfassen, was ich erklären möchte. Man kann nämlich die Eigenschaften des Diamanten nicht vom Diamanten selber trennen; ebenso wenig kann man die Eigenschaft des Denkens vom Denker absondern. Wir haben es jedoch getan. In unserm Innern steht ein ständiger Beobachter oder Wächter, der verurteilt oder rechtfertigt, annimmt oder ablehnt, – er ist unser Zensor; und der Zensor macht unentwegt seinen Einfluss auf unser Denken geltend. Aber diese beiden, der Zensor und sein Denken, sind nicht zu trennen: das Denken ist der Zensor. Das muss in seiner vollen Bedeutung erlebt werden, ehe man eine grundlegende, revolutionierende Umwandlung ohne egozentrisches Handeln bei sich herbeiführen kann.“
Ich hoffe nun, das wir wieder bei uns selbst anfangen und unser Denken beobachten - den die Energieräuber sind auch unterwegs.
Namasté
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