OM shanti, liebe Leserin, lieber Leser,
kürzlich meinte Sukadev in einem Satsang - wenn ich recht erinnere - dass wir Schüler wenig Fragen stellen würden. U.a. sagte er, dass aber schon der Besuch eines Seminars in gewisser Weise eine Frage wäre. In dem Seminar, das ich besuchte, wurde auch über den Guru, den Lehrer, den, der den Schüler vom Dunkel zum Licht führt, geredet.
Ein Guru kann also nützlich und sinnvoll sein für Dich und für mich. Jede und jeder sollte einen haben, fordern manche. Ich denke, wir Westler sind nicht gewohnt an diesen Gedanken. Ist es Stolz oder haben wir gelernt, Wissen aus Büchern und dem Internet zu holen? Und wenn wir eine Frage haben, die nicht befriedigend beantwortet wird, dann stellen wir sie einem Menschen, den wir für kompetent halten. Ist die Frage beantwortet, war`s das.
Für mich ist es ein ungewohnter Gedanke, einen "Dauer - Guru" zu haben. Und ich weiß auch nicht, ob ich möchte, dass mich dieser Mensch so genau kennen lernt. Eine Frage des Vertrauens also.
Hast Du einen Guru? Und wie bist Du zu ihm / ihr gekommen? Stellt sich die Frage nach einem Guru für Dich und wie beantwortest Du sie? Bist Du gar selber ein Guru und magst uns erzählen, was über die bloße Wissensvermittlung hinaus in einem Guru - Schüler Verhältnis geschieht?
Auf Deine Antwort gespannt ist Chris
Antworten
danke für Deinen Erfahrungsbericht. Wie Du da so schreibst über Deinen "nennen wir ihn" Guru, klingst Du fast glücklich, zumindest aber im Einklang mit der Entwicklung und zuversichtlich. Und das sei Dir auch von Herzen gegönnt. Lass mich trotzdem bürgerlich kleinkariert antworten:
Im Yogalehrerhandbuch (YLH S. 57f, S. 75, S. 85) und in der Bhagavad Gita (Kap. 13, Vs. 7) habe ich über den Weisen, den Heiligen, das Dienen, den Dienst am Guru und "den Dienst am Lehrer" (Swami Sivananda) nachgelesen. Demnach schließe ich, dass ein Guru durchaus ein Heiliger oder Weiser ist. "Gott offenbart sich in ihm", er lebt beispielhaft, ist selbstlos und hilft uns in unserer Entwicklung zu Gott und wir dienen.
Ich frage mich, ob ein Liebesverhältnis zu Deinem Guru von ihm aus selbstlos ist und welche Gefahren es bergen kann, ein Lehrer-Schüler-Verhältnis in ein gleichberechtigtes Liebesverhältnis zu wandeln.
Es geht mir noch so viel durch den Kopf. . .
Alles Liebe, Mondfrau, Chris
ich kann deine Sicht schon verstehen.
Alles Liebe, mondfrau
ich danke Euch für Eure Beiträge. Zu jedem Thema habe ich natürlich auch schon eine Meinung. Eure Beiträge bringen mir neue Gesichtspunkte und manchmal entdecke ich auch meine eigenen Vorurteile. Inzwischen habe ich zu dem "Guru - Thema" auch neue Fragen. Dazu später.
Erstmal danke und OM shanti, Chris.
Liebe Mondfrau,
danke für Deine E-Mail. Ich werde darauf noch etwas antworten, weiß aber noch nicht wie. Bis bald sagt Chris.
ich mag Deine Beiträge auch in anderen Foren - da steckt viel hinter dem, was Du sagst.
Zu "die Erkenntnis hängt weder von Raum noch Zeit ab". Sehr gut. Und zudem: wir werden sie früher oder später alle machen (die Erkenntnis).
Ich verabschiede mich ins Wochenende. Gutes Gelingen auch auf Deinem Weg.
chris
vielen Dank für Deine Antworten. So gesehen bin ich selber meinen Kindern ein Guru gewesen. Aber sie waren dann auch Guru für mich. Wenn ich irgendwo Geduld gelernt habe und "das Bezähmen meines Temperaments", dann in der Kindererziehung. Ich bin auch der Meinung, dass jede Begegnung mit einem Menschen einen Sinn hat und mich was lehren kann. Aber die Art Guru habe ich nicht gemeint. Ich meinte den "Dauer - Guru". Guru heißt nicht nur Lehrer sondern auch der, der Dir aus der Dunkelheit hinaus zum Licht verhilft. Ich habe übrigens auch zu der "Jugendfraktion" gehört, die endlose Teezeremonien veranstaltete und Hesse verschlungen hat. Ein guter Hinweis aus alten Zeiten! Danke sagt Chris
anfangs hatte ich zwar gezögert und mich gefragt, ob ich überhaupt darauf antworten sollte, nun habe ich mich aber doch dafür entschieden.
Hintergrund ist der, dass ich überhaupt kein "Yogi(ni)" bin ... ja, wahrscheinlich diesbezüglich hier sogar derjenige bin, der sich am wenigsten mit alldem auskenne. Statt dessen bin ich ein Schüler auf dem westlichen Weg (zur Erkenntnis) und in dieser Community nur deshalb gelandet, um in den vielen Informationsangeboten herumzustöbern und etwas mehr über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den verschiedenen Traditionen herauszufinden.
Lange Rede kurzer Sinn: Meine Antwort kann lichtjahreweit von einer typischen "Yogi(ni)"-Antwort entfernt liegen.
Aber nun zum eigentlichen Thema:
Guru, Meister und Lehrer sind ja meist Begriffe, die synonym füreinander benutzt werden. Und von daher hat mir der Aspekt sehr gut gefallen, den Eduard schon angesprochen hat, letztendlich sind wir doch alle ... in irgendeiner Form ... wenigstens dann und wann ... einmal Guru ... und genauso auch Schüler. Wir alle lernen ständig etwas von anderen ... mal dies und mal jenes ... mal mehr und mal weniger ... aber das scheint tatsächlich eine ganz normale Wechselbeziehung zwischen allen Menschen zu sein. Oftmals kann man auch garnicht klar sagen, wer jeweils Guru war und wer Schüler ... wenn es als solches überhaupt bemerkt wird. Insofern sind wir eigentlich alle immer von "Gurus begleitet".
Aber Du wolltest natürlich auf etwas anderes hinaus. Die persönliche, dauerhafte Beziehung zu einem einzelnen spirituellen Guru.
Nun weiss ich nicht, wie in den hinduisten Lehren im Einzelnen darüber gesprochen wird, aber so wie ich bisher die Gemeinsamkeiten zwischen den östlichen und den westlichen Wegen verstehe, geht es immer nur darum, den eigentlichen, den "wahren" Guru zu "finden" ... oder besser gesagt, der jeweilige menschliche Guru hat im Wesentlichen eine einzige Aufgabe: Dem Schüler die Kontaktaufnahme zu seinem Inneren Guru zu ermöglichen ... den "wahren" Lehrer ... das Höhere Selbst, oder wie es auch immer genannt wird. Wenn das gelungen ist, braucht es keinen "äußeren" Guru mehr.
Also wirklich "dauerhaft" wird daher wahrscheinlich keine Guru-Schüler-Beziehung sein ... wenn auch der Vorgang bzw. dessen Vollendung durchaus eine lange Zeit in Anspruch nehmen kann.
Aber muss es ein persönlicher Guru sein? Da gibt es auch im Westen stark unterschiedliche Ansichten. Ich weiss wirklich nicht, ob es überhaupt eine eindeutige, allgemeinverbindliche Antwort darauf geben kann, aber tendenziell scheint es so zu sein, dass speziell in den östlichen Wegen der persönliche Kontakt ganz wichtig ist. Wahrscheinlich hängt mit den speziellen Methoden ab, die Verwendung finden ... so mein bisheriger Eindruck. Sie sind viel "schneller" oder "direkter" als westliche Methoden ... und der direkte Kontakt mit einem Guru ist daher sozusagen das "Sicherheitsnetz" (wie beim Hochseil). Er sieht, was geschieht, wie der jeweilige Entwicklungsstand ist und kann jederzeit helfend und schützend eingreifen.
Du hast schon recht, dass für die westliche Mentalität dieser Guru-Gedanke manchmal zuerst ein bisschen befremdlich sein mag, aber je "hochqualitativer" die Methoden sind, desto wichtiger wird es den entsprechenden Guru an seiner Seite zu haben. Schon aus eigenem Interesse.
Allerdings hängt alles auch davon ab, wie "ernst" man die "Sache" nimmt ... was man erreichen will ... wie die eigenen Ziele aussehen. Wenn alles eher "nur" von allgemeinen Interesse ist, dann kann man mit Sicherheit sehr, sehr vieles auch indirekt, also über usw., dazulernen ... aber je anspruchsvoller die Ziele desto sinnvoller ist der persönliche Kontakt.
Außerdem gibt es auch noch einen ganz praktischen Aspekt. Wenn man etwas liest, kann es passieren, dass man an irgendeiner Stelle einfach nicht versteht, was oder wie etwas gemeint ist. Gute Gurus können sowas mit wenigen Worten oder Sätzen einfach auflösen. Da macht es dann *plopp* und das Verstehen ist plötzlich da. Aber ein Buch kann halt nicht auf irgendeinen Schüler individuell eingehen.
Herzliche Grüße
mic
Zurück zum Guru. Da wir das Göttliche in uns haben, müßte es ja auch möglich sein, ohne Vermittler den Weg zu finden. Allerdings kann man / frau sich natürlich verrennen und der Guru steht vermutlich über den Dingen, in denen man gerade drinsteckt, und kann einem aus der Sackgasse raushelfen.
Du hast mich auf viele Gedanken gebracht, denen ich jetzt nachgehen werde. Danke, Mic. Und zum "östlichen Weg": Du findest dort viele tiefe Wahrheiten, von denen Du spüren wirst, dass es so ist, wie gesagt. Es lohnt, den Weg weiter zu verfolgen. Alles Gute wünscht Chris
Ach ... und noch ein kleines Fundstück aus dem Netz: Jemand namens Raphael wurde gefragt, ob er die Erkenntnis in Indien erworben hat und antwortet darauf "Die Erkenntnis hängt weder von Raum noch Zeit ab." Das scheint mir alles bisher beschriebene schön zusammenzufassen.
Gutes Gelingen auf Deinem Weg.
mic