Ich hätte eine Frage: Ich unterrichte Yoga in den Klassen 8-10 (Wahlpflichtbereich) an einem Gymnasium.
Vor einigen Tagen gab der Oberstufenkoordinator meiner Bitte nach, Yoga doch auch in die Oberstufe "aufsteigen" zu lassen.
Wenn ich ein Konzept entwickle für die Schulbehörde und der Sportreferent dies bewilligt (davon gehe ich aus), könnte Yoga zumindest zwei sog. Bewegungsfelder abdecken (also zwei Semester von vieren).
Bedingung wäre allerdings, auch körperliche Leistung zu bewerten.
Damit Yoga also überhaupt in der Oberstufe unterrichtet werden darf, müsste Leistung - neben weiteren Kriterien - eine Rolle spielen.
In der Mittelstufe habe ich einfach als Kriterien die Konzentrationsfähigkeit (und -bereitschaft) und die Abgabe einer schriftlichen Arbeit (Theorie verknüpft mit eigener Erfahrung) zugrundegelegt. Das geht bei der Oberstufe leider nicht.
Mir kam der Gedanke, die Schüler am Anfang eines Semesters z. B. drei Asanas einnehmen zu lassen und noch einmal am Ende und ganz deutlich zu sagen, daß sie nur dann (und nicht während der übrigen Yogastunden) in der körperlichen Leistung bewertet werden. Außerdem könnten soviele weitere Kriterien, die alle nichts mit Leistung zu tun haben, eine Rolle spielen, daß der Leistungsaspekt kaum noch wahrgenommen wird.
Meine Bedenken ernteten seitens des Oberstufenkoordinators die Worte:
"Dann paßt Yoga vielleicht doch nicht in den Sportbereich."
Nun endlich meine Frage: Wie sehen andere Yogalehrer das?
Habt ihr eine Idee, wie man da vorgehen könnte?
Die Schüler drängeln die ganze Zeit darauf, daß sie gerade vor dem Abitur Yoga wählen können. Was nicht paßt, wird passend gemacht, oder?
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir da einen Rat geben könntet.
Antworten
Hallo, das ist eine schöne Idee mit dem Yoga im Sportunterricht an staatlichen Schulen. Schade, dass es das zu meiner Zeit noch nicht gegeben hat. Da hätte ich auch lieber Yoga anstatt Basketball oder Geräteturnen gemacht.
Dein Vorschlag, die Schüler zu Beginn und am Ende des Semesters zu prüfen, finde ich gut. Hier könntest du sehen, ob sie hinsichtlich der Asanas Fortschritte gemacht haben. Leistung würde sich dann mit Blick auf die individuelle Entwicklung bemessen, z.B., wie unten bereits erwähnt, anhand von Kriterien wie Ausdauer, Flexibilität und Muskelkraft oder auch Mut (beim Kopfstand, z.B.).
Wenn du ein Konzept für die Schulbehörde entwickelst, kannst du den Leistungsaspekt ja gerne groß hervorheben, wie es letztendlich im Unterricht durchgeführt wird, steht ja auf einem anderen Blatt....;-)
Du könntest das Yoga-Konzept z.B. in den Rahmen von "Achtsamkeit macht Schule" einbetten, in english: mindfulness in education, und betonen, wie wichtig es ist, den Schülerinnen und Schülern angesichts der verkürzten Schulzeit von 12 Jahren bis zum Abitur und dem damit verbundenen Stress und Depressions-bzw. Burn-Out-Aufkommens bei Kindern und Jugendlichen, einen Ausgleich anzubieten, der eben nicht schon wieder einen Leistungs- und Bewertungsdruck vermittelt.
Bist du an einer Schule mit Sportprofil oder warum legt dein Oberstufenkoordinator soviel Wert auf den Leistungsaspekt im Fach Sport?
Ein per Schulnoten "benotetes Yoga" wäre kein Yoga mehr. Da sollte man keine schlechten Kompromisse machen.
Es ist toll, dass Yoga so auch in den Oberstufenunterricht in deinem Hamburger Gymnasium aufsteigen kann.
Yoga ist flexibel und anpassungsfähig. Swami Sivananda sagte gerne: "Adapat, adjust, accommodate". Swami Sivananda ließ bei manchmal spontan spielerische "Asana Wettbewerbe" unter Jugendlichen veranstalten - um ihnen einen Ansporn zu geben, Yoga zu üben.
Ich halte es für ganz ok, Oberstufenschüler bzgl. ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit zu bewerten, auch im Rahmen des Yoga Unterrichts.
Du kannst sehr wohl Flexibilität, Koordination, Muskelkraft in den verschiedensten Asanas bewerten, ebenso wie Grazie (Entspannung in den Asanas) etc. Auch Kondition spielt ja im Surya Namaskar eine Rolle. Du kannst auch die Fähigkeit, bewegungslos in einer Stellung zu verharren, sowie die Fähigkeit der Entspannung und natürlich vieles "Nichtleistungsartige".
Lass da ruhig einiges einfließen. Aber habe keine Hemmungen, auch die körperlichen Aspekte zu "bewerten".
Es gibt ja sogar die "Yogalympics", Yoga Olympiade. Wir bei Yoga Vidya haben da zwar nichts mit zu tun - aber ich sehe schon den Sinn darin, um einer bestimmten Gruppe von Person Yoga zugänglich zu machen.
Ich wünsche dir viel Segen bei der Etablierung von Yoga im Oberstufenunterricht!
(diese Antwort wurde per Email auf die Frage gegeben . Sie wurde, ebenso wie die Frage, anonymisiert vom Yoga Vidya Redaktionsteam hier reingestellt. Wir freuen uns auf andere, auch konträre Antworten).