Wie man Schüchternheit überwindet

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute will ich etwas lesen aus einem weniger bekannten Buch von Swami Sivananda: „Erfolg im Leben und Selbstverwirklichung“. Das Kapitel heißt: „Überwindung unguter Eigenschaften“

Swami Sivananda schreibt dort:

„Schüchternheit ist ein Hindernis auf dem Weg zum Erfolg. Es ist eine Form von Scheu, von Ängstlichkeit. Schüchternheit zeigt sich, wenn man nicht auf dem richtigen Weg ist. Ein scheuer Mensch kann seine Gedanken nicht frei vor anderen ausdrücken. Er kann auch nicht direkt in die Augen eines anderen blicken. Er wird beim Sprechen auf den Boden schauen. Einem Fremden wird er nicht frei begegnen können. Ein schüchterner Mensch wird nicht vorankommen. Bescheidenheit und Demut ist nicht Schüchternheit, sondern entspricht Höflichkeit und Freundlichkeit. Ein Schüchterner sollte lernen, mit anderen mutig zu sprechen und direkt dem anderen in die Augen zu blicken. Scheu ist letztlich eine Schwäche. Man kann sie überwinden, indem man Mut entwickelt.“

Danach kommen natürlich noch eine Menge weiterer Tipps, aber eines, was man sagen kann, was bei Schüchternheit hilft, ist, genau das zu tun, wovor man ängstlich ist. Also angenommen, man hat Angst, Menschen anzusprechen, dann wäre es gut, Menschen anzusprechen. Angenommen, man ist schüchtern, sich in irgendeiner Versammlung oder irgendeinem Meeting zu melden, dann sollte man sich melden. Angenommen, man hat Schwierigkeiten, einen Vortrag zu geben, dann sollte man Vorträge geben. Und es ist gut, das in Schritten zu machen.

Angenommen, man ist ein bisschen schüchtern, einen Vortrag zu geben, dann wäre es nicht angemessen, zu sagen, man will sofort im Fernsehen vor tausend oder zehntausend Menschen sprechen. Man kann im Kleinen anfangen. Angenommen, man ist schüchtern, Menschen anzusprechen, dann kann man es sich zur Gewohnheit machen, wenn man in ein Geschäft geht, anstatt selbst dreimal jedes Regal zu durchsuchen, irgendjemanden anzusprechen. Das ist eine einfache Sache, es wird einem kein Unglück passieren, man wird nicht in Probleme geraten, aber man kann es so machen. Oder angenommen, man sucht immer nach dem Weg, dann kann man einfach mal stehenbleiben und jemanden fragen: „Können Sie mir den Weg zeigen? Ich will da und da hin.“ Man kann auch das Navi mal zu Hause lassen und sich dann durchfragen. Die meisten Menschen freuen sich, wenn sie einem helfen können. Und meistens fühlt man sich sogar gut, wenn man helfen konnte. Also tut ihr dem anderen auch einen Gefallen, wenn ihr ihn nach dem Weg fragt. Wenn man so kleine Schritte macht, dann fällt es leicht, zu wachsen.

Mausgebildete Yogalehrer unterrichten nicht, weil sie denken, sie unterrichten vielleicht nicht gut genug. Da kann man auch anfangen, indem man in irgendeiner kleinen Gruppe unterrichtet. Man könnte z.B. seinen Partner sagen: „Du, ich brauche ein bisschen Unterrichtspraxis. Wäre es möglich, dass du dich mal als Versuchskaninchen zur Verfügung stellst?“ Partner machen das manchmal. Wobei man sagen muss, oft sind dann die Partner die Kritischten. Man kann aber auch dem Partner sagen: „Und dann anschließend sage mir, was dir besonders gut gefallen hat.“

Die schwierigste Yogastunde meines Lebens war die Yogastunde, die ich meiner Mutter gegeben hatte. Die ist dann zwischendurch runter und musste die Wäsche noch in den Trockner tun, danach musste sie nochmal runter, um zu gucken, ob der Herd tatsächlich aus war. Aber es war eine erfolgreiche Yogastunde, ab den Tag hat sie – mindestens viele Jahre lang bis zu einem schweren Unfall – dann jeden Tag Yoga geübt. Die eine Stunde war schon ziemlich schwierig, aber es war auch eine lustige Stunde.

Natürlich, es muss nicht jeder zu einem Vortragenden werden, der dann irgendwo als Comedian durch die Republik tingelt und Tausende von Menschen begeistert. Das ist nicht jedermanns Sache. Und so muss man auch schauen: „Was ist das, was ich wirklich in meinem Aufgabengebiet mache und wo meine Energie hinfließt?“ Wenn man dann merkt: „Da wäre meine Aufgabe, aber ich mache sie aus Schüchternheit nicht“, dann kann man kleine Schritte gehen, sich das bewusst vornehmen und einfach überlegen: „Was wäre ein gangbarer, einfacher Schritt, um diese Art von Schüchternheit zu überwinden?“ Man kann auch sagen: „Gott, ich mache das für dich, fließe du durch mich. Ich mache es so gut, wie ich kann und was herauskommt ist letztlich deine Sache. Du hast mich in die Situation gebracht, jetzt musst du auch das Beste daraus machen. Wenn du jemanden gerne gehabt hättest, der es besser macht, dann hättest du jemand anderes hinschicken können.“

Das ist der Bhakti-Yogaweg. Dann gibt es natürlich noch den Jnana-Yogaweg, wo wir sagen: „Aham Brahmasmi. Ich bin das unsterbliche Selbst und letztlich ist die Welt eh nur ein Spiel.“

Angenommen, ihr würdet ein Computerspiel spielen mit drei Figuren, und die eine spricht in eurem Computerspiel zu einer anderen, dann habt ihr auch keine Schüchternheit. Und so ähnlich können wir sagen: „Wir sind alle Teil dieses kosmischen Spieles, ich bin das unsterbliche Selbst, was der Körper und der Geist jetzt gerade so erzählen und ob die sich blamieren oder nicht, ist nicht weiter von Bedeutung Es gehört zu den amüsierenden Teilen des kosmischen Spiels.

Hari Om Tat Sat


Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3

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