Was Samadhi ist.
Ich lese etwas aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda, aus dem Kapitel „Samadhi“. Samadhi ist der überbewusste Zustand. Samadhi ist der Zustand von Einheit. Samadhi ist der tiefe Zustand der Meditation.
Ich lese die ersten Sätze aus dem Kapitel:
„Samadhi ist Einheit. Samadhi ist überbewusste Erfahrung. Samadhi ist Adhyatma Anubhava, die Verwirklichung des wahren Selbst.“
In diesen drei Sätzen steckt eigentlich schon fast alles drin. „Ist Einheit.“ Samadhi ist eine Erfahrung. Samadhi ist keinGlaube, ist nicht etwas, wo man denkt, wenn man freundlich genug ist, wird man nach dem Tod irgendwann hinkommen, sondern Samadhi ist die Erfahrung, wenn alle Gedanken zur Ruhe gekommen sind, wenn man dabei vollkommen bewusst ist, wenn man die Grenzen transzendiert hat von Zeit, Raum, Kausalität, die Grenzen transzendiert hat von Subjekt, Objekt, die Grenzen transzendiert hat von „ich nehme etwas wahr“, sondern wenn einfach reine Bewusstheit da ist, jenseits aller Grenzen, erfahren wir die Einheit. Und das ist die große Erfahrung aller großen Meister aller Traditionen, nicht nur im Yoga, auch im Buddhismus, auch in der christlichen Mystik, auch in der islamischen Mystik, dem Sufismus, in Naturreligionen, wo auch immer. Wann immer es Menschen gelungen ist, sei es zufällig, sei es über spirituelle Praktiken, den Geist zur Ruhe zu bringen, erfahren sie Einheit. Und auch in all den großen spirituellen Traditionen wird gesagt, es gibt nur ein einziges Bewusstsein. Noch nicht mal nur spirituelle Traditionen, auch im Deutschen gibt es kein Plural von Bewusstsein, es gibt nicht Bewusstseine oder Bewusstseins, es gibt nicht Consciousnesses, sondern es gibt nur eine einzige Bewusstheit. Und das beruht auf dieser Erfahrung. Wenn Bewusstsein losgelöst ist von Worten und Bildern, dann ist es reine Erfahrung, Einheit. Es wird genannt überbewusste Erfahrung. Überbewusst trifft es natürlich jetzt nicht wirklich, denn es ist reine Bewusstheit. Aber es ist über das hinausgehend, was wir jetzt im Alltag erfahren. Im Alltag spürt man, „ich bin hier, die anderen sind dort“ und da gibt es noch alles Mögliche, was wir erfahren können. Über dieses Alltagsbewusstsein hinausgehend gibt es die Möglichkeit, die eine unendliche Erfahrung zu machen. Und im dritten Satz schreibt Swami Sivananda hier, „es ist Adhyatma Anubhava, die Verwirklichung des wahren Selbst.“ Schon im alten Griechenland hieß es: „Gnoti seauton. Erkenne dich selbst.“ Und diese Erkenntnis des Selbst, nach der suchen Menschen. Viele wollen sich selbst verwirklichen im Sinne von, herausfinden: „Was ist meine Persönlichkeit? Was ist in mir an Talenten da?“ Man will ein authentisches Leben führen, nicht ein fremdbestimmtes Leben. Wenn man das auf einer relativen Weise probiert, wird man feststellen, es ist irgendwo wie eine Chimäre, der man hinterher geht. „Was bin ich wirklich?“ Letztlich, alle menschlichen Handlungstendenzen, alle menschlichen Vorstellungen, Talente, Fähigkeiten, sind irgendwie doch über Erziehung, Genetik, Evolutionspsychologie usw. erklärbar, begründbar und irgendwo ein Erbe, persönliches Erbe oder Erbe letztlich der Evolution. Aber etwas: „Was bin ich wirklich jenseits von all dem?“ Und das ist dieses Bewusstsein, welches sich widerspiegelt in Körper, Persönlichkeit, Psyche usw. In Samadhi können wir tatsächlich erfahren, wer wir sind. Im nächsten Satz schreibt Swami Sivananda noch: „Samadhi ist Ekstase und wonnevolle Vereinigung.“ Und damit beschreibt er auch, es ist nicht nur eine abstrakte Bewusstheit, sondern es ist Wonne, es ist Freude. Auch hier können wir sagen, der Mensch strebt danach, glücklich zu sein. Das klingt so ganz banal. Viele Schlager haben dies zum Thema gehabt und haben es auch noch heute. Aber was ist Glück? Es gibt relatives Glück, welches uns niemals zufriedenstellen wird. Was auch immer Mensch erreicht, er strebt nach mehr. Was auch immer für schöne Erfahrung man hat, sie vermag es nicht, einen dauerhaft zufriedenzustellen. Denn irgendwo tief im Inneren wissen wir, es gibt mehr, es gibt unendliche Wonne, es gibt unendliches Glück. Und daher, dieses Glück ist erfahrbar und das ist wiederum in Samadhi erfahrbar. Und so können wir sagen, bewusst oder unbewusst strebt jeder Mensch nach Samadhi. Wir streben danach, nach Verbundenheit, was auch ein Ausdruck von Liebe ist. Wir streben nach Selbsterkenntnis. Wir streben nach Freude. All das ist erfahrbar in Samadhi.
Hari Om Tat Sat
Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:
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