Soeben habe ich mir das Video "Umgang mit Rückenschmerzen" angesehen und ich muss sagen: Hoffentlich sieht das niemand, der gerade unter besonders heftigen chronischen Schmerzen leidet,
Hätte ich dies vor drei oder vier Jahren gesehen, ich hätte mich - um es mal halbwegs politisch korrekt auszudrücken - verschiffschaukelt gefühlt.
Zu meinem Glück ist diese ganz schlimme Phase vorbei und ich kann etwas klarer sehen und mir ein differenzierteres Urteil bilden.
Eines vorweg: für akute Rückenschmerzen, die durch Stress, Verspannungen oder Bewegungsmangel verursacht werden, machen die Tipps in dem Video auf jeden Fall Sinn. Wenn der Schmerz nicht zu stark ist, kann es auch funktionieren, sich innerlich davon zu distanzieren.
Es funktioniert aber nicht bei lang anhaltenden starken Schmerzen.
Ich habe in den letzten Jahren mehr Zeit als mir lieb sein konnte in Kliniken verbracht und konnte sowohl an mir selbst als auch an Mitpatienten feststellen: ab Schmerzstärke 8 (man arbeitet in der Schmerztherapie mit einer numerischen Skala von 0 bis 10, wobei 10 den größten vorstellbaren Schmerz bedeutet) geht nicht nur jegliche Lebensqualität zum Teufel, sondern man verändert sich auch psychisch und charakterlich in einer Weise, die man nicht für möglich gehalten hätte. Es macht einen nicht gerade zu einem netteren Menschen.
Gott sei Dank lässt sich dieser Prozess aber auch wieder umkehren durch eine gute Schmerztherapie - und hier hat Yoga auch seinen Platz.
Yoga allein, auch dann, wenn es sich um Integralen Yoga handelt, kann das aber nicht leisten.
Der erste und wichtigste Ansprechpartner für einen chronischen Schmerzpatienten sollte auch nicht unbedingt der Yogalehrer sein, sondern ein Arzt, am besten ein Orthopäde mit schmerztherapeutischer Zusatzqualifikation.
Eine wirksame Schmerztherapie hat immer mehrere Komponenten: meist braucht es eine gute medikamentöse Einstellung, daneben können Musik-, Kunst- , Ergo- oder Psychotherapie zum Einsatz kommen. Immer gehört aber auch Bewegungs- oder Sporttherapie dazu. Hier kann Yoga äußerst hilfreich sein, wie ich selber erfahren durfte.. Ich profitiere bis heute davon.
Zusammenfassend möchte ich festhalten, dass Yoga ein sehr wichtiger und wertvoller Bestandteil einer multimodalen Schmerztherapie sein kann, aber niemals die ganze Therapie ausmachen und kein Yogalehrer einen Arzt ersetzen kann.

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