Sehe Gott

Om Namah Shivaya - Ich will etwas aufschlagen aus einem Buch, dann nennt sich „Sivananda Upanishad“, eine Sammlung von Briefen und Kurzzitaten von Swami Sivananda. Diese Sammlung hat irgendwann mal Swami Vishnu-devananda in den 50er Jahren zusammengestellt. Und es hat aufgeschlagen auf einer Doppelseite, wo auf der einen Seite ein Kurzzitat ist und da sitzt Swami Sivananda vorm Ganges, vorm Himalaya und schaut einen, wie ihr vermutlich nicht sehen könnt, sehr durchdringend an und sagt dort:

„Eine der größten Notwendigkeiten des Lebens ist Meditation über spirituelle Werte.“
Und der Brief, der ist gerichtet an Sri Pannalaliji, einer der engsten Schüler von Swami Sivananda in den 40er und 50er Jahren und einer, der kein Mönchsschüler von ihm war, sondern jemand, der im Berufs- und Familienleben gestanden hat. Und Swami Sivananda sagt ihm:

„Geliebter Schüler, sehe Gott in allen Formen und alle Formen in Gott. Siehe die ganze Welt als Gott. Kontrolliere den Ärger und der Reizbarkeit. Sei einfühlsam und demütig. Diene den Armen und den Kranken. Dienst ist Gottesverehrung. Entwickle Mother Bhav und Rada Bhav in deinem Partner. Entwickle also die Einstellung, dass dein Partner Gott ist. Verneige dich geistig vor ihr.“

Gut, Pannalaliji war eben ein Mann, deshalb sagt er: „Verneige dich vor dem Gott in deinem Partner und auch umgekehrt.“
Hier beschreibt er einige Grundprinzipien, wie man Yoga leben kann im Alltag, gerade dann, wenn man kein Swami ist, sondern im Berufs- und Familienleben.

„Sieh Gott in allen Namen, in allen Formen und alle Formen in Gott.“

Also, was auch immer geschieht, was auch immer ist, überall, hinter jedem ist Gott. Hinter jedem Menschen, hinter jedem Baum, hinter allem, was man sieht, ist letztlich Gott. Und letztlich auch: „Sieh alle Formen in Gott.“ Also, es gibt verschiedene Formen von Gott. Manche verehren Gott als Krishna, manche als Jesus, manche als abstraktes Licht, manche als Das Göttliche, wie immer man es ausdrücken kann. Und eine wichtige Sache ist, sich nicht zu streiten mit anderen darüber, sondern so viele verschiedene Formen Gottes. Und so viele Menschen haben so unterschiedliche Vorstellungen, was spirituelles Leben ist. Und es ist wichtig, dass wir dort Respekt haben. Im Praktischen heißt das, in jedem und in allem wollen wir Gott sehen.

„Sieh die ganze Welt als Gott.“

Also, was auch immer, die ganze Welt ist wie der Körper Gottes. Da muss ich jetzt gerade daran denken, es gibt ja auch diese täglichen Inspirationen, da habe ich die letzten Tage gerade das 11. Kapitel der Bhagavad Gita besprochen, die dann irgendwann erscheinen werden. Irgendwann in den nächsten Wochen erscheinen diese Verse, wo insbesondere Krishna dem Arjuna die Vision gibt, dass die physische Welt der physische Körper Gottes ist. Die gesamte Welt ist der physische Körper Gottes, das können wir als solches annehmen. Dann wird es auch praktisch. Also, zum einen diese Grundeinstellung von Spiritualität überall. Gut, und dann gilt es, ethische Prinzipien umzusetzen. So wie ja auch in dem Zitat vorher, meditieren über spirituelle Werte. Also, Ärger und Reizbarkeit sollen wir überwinden. Und das beinhaltet natürlich eine ganze Menge. Es reicht ja nicht aus, dass man sagt: „Ich will jetzt den Ärger überwinden.“ Sondern Ärger zu überwinden, dazu gehört dazu, Mitgefühl zu entwickeln, Liebe zu entwickeln, Verständnis zu entwickeln, zu erkennen, jeder Mensch hat seine Berechtigung, Dinge anders zu sehen. Es heißt auch, Ärger und Reizbarkeit gegenüber sich selbst müssen wir auch überwinden. Das können wir auch nur machen, indem wir Mitgefühl mit uns selbst haben. Dann: „Sei einfach und demütig.“ Ein einfaches Leben leben.

Menschen verkomplizieren sich ihr Leben auf so viele verschiedene Weisen. Und spirituelles Leben ist auch einfaches Leben. Nicht zu kompliziert, nicht zu komplex, sich nicht zu sehr abhängig machen von: „Das muss so sein. Das muss so sein.“ Nicht zu sehr abhängig machen von so vielen verschiedenen Besitztümern. Simple life heißt auch tatsächlich, dass wir unser Leben nicht zu luxuriös gestalten, sondern soweit es geht, es einfach zu halten. Das war einige Jahre in der Spiegel Bestsellerliste „Simplify your life“. Und es sagen auch viele Psychologen: Die glücklichen Menschen sind nicht die, die möglichst viele Besitztümer horten und ihr Leben möglichst luxuriös und kompliziert gestalten, sondern einfaches Leben, simple life. „Und diene den Armen und Kranken.“ Dienst ist Gottesverehrung. Also dienen, was auch immer wir tun. Und wenn ich es richtig im Kopf habe, der Pannalaliji war jetzt keiner, der jetzt in einem dienenden Beruf im engeren Sinne gestanden hatte. Aber Swami Sivananda empfiehlt ihm: „Diene anderen. Was auch immer du tust, mache es als Dienen.“ Und dann natürlich, wie geht man mit seinem Partner um? Man sieht Gott im Partner und verehrt Gott im Partner, in der Partnerin und kann auch geistige Verehrung machen, geistiges Niederknien.


„Möge Gott Krishna dich und deine Familie segnen.“ - Das ist der Abschluss dieses Briefes.

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

 

 

 

 

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