Rama als Inkarnation Gottes

Om Shri Ramaya Namah. Gestern war Diwali, das Lichterfest, wo man unter anderem besonders sich an Rama erinnert. Rama, Inkarnation der Freude. Rama gilt auch als Inkarnation von Dharma. Dharma, Rechtschaffenheit, das Rechte tun. Und damit gilt Rama auch als das Prinzip der Ethik.

 

Im Patanjali Yoga Sutra wird gesagt, dass es fünf Haupt-Yamas gibt, eben Ahimsa, Satya, Asteya, Aparigraha, Brahmacharya, also Nicht-Verletzen, Wahrhaftigkeit, Nicht-Stehlen, Vermeidung sexuellem Fehlverhaltens, Unbestechlichkeit, als fünf Grundlagen des Verhaltens. Und Patanjali gibt auch eine interessante Begründung. Warum ist es gut, ethisches Verhalten zu zeigen? Patanjali sagt dort, ethisches Verhalten hilft einem, zur Verwirklichung zu kommen. Yama ist der erste der acht Ashtangas zur Verwirklichung. Aber er sagt nochmal an einer anderen Stelle, wenn man das Gegenteil von einem ethischen Leben führt, also unethisches Leben, insbesondere andere verletzt, dann sagt er, das führt zu endlosem Leid und Unwissenheit.

 

Es mag sein, dass man mit einem unethischen Verhalten vielleicht mal vorrübergehend schneller reich wird oder vielleicht auch andere zur Seite schubsen kann. Aber im Deutschen sagt man auch: Ehrlich währt am längsten. Und man erlebt es ja immer wieder, dass Menschen, die im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen und sie haben irgendetwas sehr Unrechtmäßiges getan, irgendwann kommt es raus und irgendwann kommt man in Probleme. Aber schon vorher, selbst, wenn es nicht rauskommt – und beileibe kommen nicht alle Verbrechen raus oder unethisches Verhalten, was Menschen machen – selbst vorher gibt es dort, man kann sagen, das Herz zieht sich zusammen, der Astralkörper zieht sich zusammen. Man kann nicht wirklich frei und weit sein. Im Tiefsten sind alle Menschen verbunden. Wenn wir aus Liebe heraus handeln, um anderen etwas Gutes zu tun, dann öffnet sich unser Herz, und Herz ist letztlich das, was man als Freude bezeichnet. Das Herz-Chakra steht für Liebe, steht für Freude, beides gehört zusammen.

 

Und so sollte man auch manchmal, wenn man feststellt, irgendjemand anderes scheint ein bisschen schneller voranzukommen als man selbst und er macht es mit irgendwelchen unethischen Verhalten, braucht man jetzt nicht neidisch zu sein, sondern man kann sagen: „Gut, dafür wird er im Inneren nicht ganz so gut sich fühlen.“ Natürlich auch, wenn man kann und irgendwo man merkt, es ist auch seine Aufgabe, dann sollte man sich natürlich auch für die gute Sache einsetzen. So wie Mahatma Gandhi, der ja in der heutigen Zeit als besondere Verkörperung des Rama-Prinzips gilt. Nicht umsonst hatte er seine zwei Prinzipien, Satyagraha, und auch das Prinzip von Ahimsa, die beiden ersten der Yamas, die als wichtigsten gelten. Satyagraha, also der Weg der Wahrhaftigkeit. Wobei bei Gandhi Satyagraha nicht einfach was, keine Lügen zu erzählen, sondern Satyagraha beinhaltete, sich für ein ethisches Verhalten einzusetzen, durchaus auch gegen die englische Kolonialmacht anzugehen, durchaus auch, sich zu bemühen um Verständigung zwischen Moslems und Hindus.

 

Die Engländer hatten ja im 19. Jahrhundert nach dem Prinzip von „divide et impera, trenne und regiere oder herrsche und teile“ die Hindus und die Moslems probiert, gegeneinander aufzuhetzen und das ging ja im 20. Jahrhundert weiter, so konnten sie tatsächlich ihr Kolonialherrschaft noch etwas verlängern. Und auch die Geschichtsschreibung haben die Engländer irgendwo umgestellt, um dort auch irgendwie Hindus und Moslems gegeneinander aufzubringen, auch mit Erfolg. Aber Gandhi hat sich auch dagegen gewandt. Und Gandhi hat sich auch gegen das Unrecht der Kastenlosigkeit gewandt. Er hat sich gewandt gegen das Unrecht der Unterdrückung der Frauen und vieles andere. All das fasste er unter dem Aspekt von Satyagraha und Ahimsa zusammen. Natürlich, ethisches Verhalten ist nicht immer einfach. Man kann z.B. nicht leben, ohne irgendjemand anderes zwischendurch weh zu tun.

 

Jetzt z.B., wir haben jetzt gerade die Kinder, die versuchen, die Welt zu erkunden und gerade mit Tesafilm und Kerzenständern zu arbeiten. Das ist noch soweit ok. Wenn sie jetzt anfangen würden, sich mit Kirtan-Heften näher auseinanderzusetzen, dann müssten die Eltern eben durchaus sagen, es gibt Grenzen. Und dann würden die Kinder vielleicht sogar anfangen, zu schreien. Dennoch wäre das Satyagraha und letztlich auch Ahimsa. Eltern haben die Aufgabe, ihre Kinder irgendwo zu erziehen, denn irgendwie müssen ja auch Kinder in einer Welt kooperatives Verhalten lernen, ansonsten wird jemand anders irgendwo geschädigt. So ist es nicht immer einfach, was jeder weiß, der probiert, das Richtige zu tun, wer probiert, andere nicht zu verletzen, Gutes zu tun. Und das ist gerade manchmal für spirituelle Menschen äußerst schwierig. Da will man was tun für die gute Sache und dann gibt es Menschen, denen passt das nicht, was man macht. Dann probiert man, auf deren Bedürfnisse einzugehen, dann kann man wieder auf andere nicht eingehen, und dann hat man sich für irgendwas verpflichtet und dann gibt es jemand anderes, der einen in diesem Moment irgendwo braucht.

 

Man kann nicht alles machen. Und so ist natürlich der Weg von Rama ein Weg der Bescheidenheit. Ich hatte gestern so die Ramayana in Kurzform erzählt. Und was ich dort nicht erzählt hatte, sind diese verschiedenen Momente, wo auch Rama nicht wusste, was er jetzt eigentlich machen soll. Selbst wenn Gott auf die Erde kommt - das ist die Symbolik dieser Mythologie, selbst Gott weiß manchmal nicht, was das Richtige ist. Das sollte uns trösten und bescheiden machen. Wir finden das auch bei Jesus. Er sagt irgendwo: „Vater, lasse diesen Kelch an mir vorüberziehen, doch nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe.“ Auch Jesus an einer Stelle dachte, „So wäre es eigentlich besser, aber nicht mein Wille, Dein Wille geschehe.“ Und so können wir nur nach bestem Wissen und Gewissen handeln, im Wunsch, das Rechte zu tun, im Wunsch, anderen zu helfen und zu dienen, im Wunsch, dabei niemanden zu verletzen, im Wunsch, Gott zu dienen, und in der Bescheidenheit, dass letztlich das Leben in dieser Welt ein unvollkommenes ist. Die Vollkommenheit finden wir im Herzen, die Vollkommenheit finden wir in der reinen Bewusstheit, im Unendlichen und Ewigen.
Hari Om Tat Sat

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

 

 

 

 

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