Die beiden Aspiranten, der Ex-König und der Ex-Kaufmann, die baten dann den Rishi: „Ja, erzähl uns mehr von dieser göttlichen Mutter.“ Und der Rishi wusste, die beiden waren in einem emotionalen Zustand, da könnte er ihnen nicht mit großer Philosophie kommen, also erzählte er ihnen einige Geschichten, worauf sich unsere beiden Aspiranten viel besser beziehen können.
Und das sind eigentlich drei Hauptgeschichten, die er ihnen erzählt und die erste will ich euch jetzt in der kürzest möglichen Form erzählen. Das ist eine der Schöpfungsgeschichten.
Also, Brahma schuf die Welt und dabei nahm er die Energie aus Vishnu und Vishnu schlief. Aus den Ohren von Vishnu kam Ohrenschmalz heraus. Und zwei Ohren, zwei „Ohrenschmälze“ und daraus entstanden dann zwei Dämonen, Madhu und Kaitabha. Und diese beiden Dämonen, die kämpften dann mit Brahma, der gerade die Welt weiter schaffen wollte. Und für viele Tausend Jahre kämpften Madhu und Kaitabha mit Brahma und Brahma konnte die beiden nicht besiegen und deshalb ging es mit der Schöpfung nicht weiter.
Und schließlich zog sich Brahma zurück – strategischer Rückzug – und jetzt verehrte er Durga, die göttliche Mutter. Und er verehrte die göttliche Mutter als Yoga Nidra, als der Schlaf der Yogis und bat Yoga Nidra, aus dem Vishnu herauszukommen. Denn der Vishnu hat geschlafen und nur Vishnu selbst, also Gott selbst, könnte helfen. Aber solange die Yoga Nidra im Vishnu drin war, konnte Vishnu nur schlafen und damit Brahma nicht helfen.
Schließlich, nach intensiver Verehrung, verließ Yoga Nidra den Vishnu und dann wurde Vishnu wach. Vishnu sah die beiden Dämonen und spielerisch kämpfte er mit ihnen. Die beiden Dämonen waren übermütig geworden, nachdem auch Vishnu scheinbar sie nicht besiegen konnte und sagten: „O Vishnu, du hast dich gut geschlagen. Weil du so gut gegen uns kämpfst, dort gewähren wir dir jetzt einen kleinen Gefallen.“ Das ist so ähnlich wie Kinder, wenn ein Kind was gut gemacht hat, dann sagen die Eltern: „Weil du so gut gelernt hast“ oder „Weil du so gut das und das gemacht hast, kannst du dir jetzt was wünschen.“ Und so ähnlich behandelten dann die beiden Dämonen den Vishnu. So ein bisschen großzügig. Und der Vishnu lachte nur und sagte: „Den Wunsch, den ich habe ist, dass ich euch besiege.“ Und damit hatten sie nicht gerechnet, aber zum einen hatten sie das so versprochen, zum anderen, Vishnu hätte auch keine Probleme gehabt, das so zu machen. So besiegte Vishnu Madhu und Kaitabha und Brahma konnte mit der Schöpfung fortfahren und deshalb gibt es uns heute.
Natürlich einer der vielen Schöpfungsmythen in den indischen Schriften. Was hat er letztlich zu bedeuten? Brahma ist so der Schöpfer. Und wir sind auch schöpferisch tätig. Auch im Sinne des spirituellen Aspiranten. Auch im Sinne von, dass wir für andere Gutes tun wollen. Auch im Sinne, dass wir was Neues, Positives in unser Leben bringen wollen. Und dann gibt es aber Dämonen, Madhu und Kaitabha. Also verschiedene niedere Kräfte, die dagegen sind. Wir kämpfen gegen die an, aber es gelingt uns nicht. Wofür steht jetzt Vishnu? Letztlich Vishnu steht so für die innere Intuition, die innere Intelligenz, das Göttliche in uns. Das scheint zu schlafen. Und warum schläft es? Weil die göttliche Energie, die kosmische Mutter, sich in uns manifestiert als Tamas, als Trägheit, als Schläfrigkeit und als Täuschung. Und dann müssen wir uns erst einmal selbst bemühen. Brahma hat ja erstmal selbst gekämpft gegen Madhu und Kaitabha. Aber wenn wir feststellen, alleine packen wir es nicht, dann können wir mit großer Hingabe zur göttlichen Mutter oder zu Gott beten. Und wenn wir das dann mit tiefer Hingabe machen, dann plötzlich merken wir, von innen heraus kommt eine neue Kraft, die wir als Segen bezeichnen können. Und zwar, wie manifestiert sich diese Kraft? Als zusätzliche Anstrengung, die plötzlich möglich ist, wo wir feststellen, das sind gar nicht wir selbst. Etwas in uns, etwas Tieferes oder Höheres kommt und hilft uns, diese Negativitäten zu überwinden. Und plötzlich wird dieser Kampf gegen das, was uns davon abhält, das Gute zu tun, wird plötzlich spielerischer. So wie Vishnu eben spielerisch gegen Madhu und Kaitabha kämpfte. Und dann, irgendwie plötzlich, sind diese Dämonen verschwunden und dann können wir in unserem schöpferischen Prozess der spirituellen Entwicklung, des selbstlosen, uneigennützigem Dienens und auch im Manifestieren in unserem Leben, dessen was wir merken, was gut für uns und andere ist, gut fortfahren.
Das ist also eine der Geschichten aus der Devi Mahatmyam. Es gibt noch zwei weitere Geschichten, die eben zeigen, einmal ist nicht ausreichend. Es kommen immer wieder neue Dämonen und immer wieder können wir, durch Hingabe an die göttliche Mutter oder an Gott, neue Kräfte bekommen. Und diese Geschichten erzähle ich euch die nächsten Tage. Wer dann nicht mehr da ist, der kann sie irgendwo nachlesen. Zum einen im Buch von Swami Sivananda, „Feste und Fasentage“, findet ihr eine Menge auch über Navaratri und wir haben auch in der Boutique einige Bücher über indische Mythologie, wo diese beschrieben werden, oder ihr kommt einfach nächstes Jahr zu Navaratri noch mal.
Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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