Ich will etwas lesen aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda, aus dem Kapitel „Japa“. Japa, die Wiederholung des Mantras. Und Swami Sivananda, im letzten Unterkapitel schreibt er: „Japa Sadhana bei der Arbeit“. Das heißt, das Wiederholen des Mantras auch während des Tages.
Er schreibt:
„Regelmäßigkeit beim Japa, also der Wiederholung des Mantras, ist wichtig. Sitze immer am selben Ort und zur selben Zeit. Lasse so Japa zu einer guten Gewohnheit werden.“
Also, es ist etwas Gutes, jeden Tag zu einer festen Zeit zu meditieren. Am Anfang macht man vielleicht fünf Minuten, dann irgendwann ist zwanzig Minuten so ein gutes Minimum. Zwar wird die Meditation besonders tief, wenn man auch mal eine Stunde am Stück meditiert, dann kommt man zu einer besonderen inneren Tiefe. Aber fünf Minuten ist schon ein guter Anfang und für die meisten, die ernsthaft auf dem Weg sind, ist zwanzig Minuten so eine tägliche Mindestdauer von Meditation.
Swami Sivananda schreibt hier aber weiter:
„Trage den Japa-Strom geistig auch zu anderen Zeiten mit dir, egal, in welcher Arbeit du gerade tätig bist. Gib deine Hände der Arbeit, gib den Geist an Gott. Mache geistig Japa, wie jemand, der an der Schreibmaschine tippt oder Harmonium spielt und mit dir spricht oder wie jemand, der strickt, gleichzeitig auch spricht und scherzt, während er die Straße entlanggeht.
Also, schon zu Swami Sivanandas Zeiten, 40er und 50er Jahre, gab es schon Multitasking, wie ihr sehen könnt. Natürlich, manchmal ist es gut, ganz Hundertprozent konzentriert bei einer Sache zu sein. So wie es z.B. auch bei den Yogalehrerausbildungen einen Schweigetag gibt, wo ihr nur schweigend esst und nach Möglichkeit dabei ganz bewusst esst. So wie es gut ist, auch mal in der Natur nur zu spazieren. Aber manchmal ist es gut, den Körper etwas machen zu lassen und den Geist z.B. ein Mantra wiederholen lassen. Einatmen, Om, ausatmen, Om, einatmen, Om, ausatmen, Om. Oder einatmen, Om Namah Shivaya, ausatmen, Om Namah Shivaya. Das kann man machen während man spazieren geht, man kann es machen während man auf den Bus wartet, man kann es machen während man Auto fährt, man kann es machen während man schwimmt. Dann wird Schwimmen plötzlich interessant. Oder während man spazieren geht oder Fahrrad fährt, kann man das Mantra die ganze Zeit wiederholen. Während man im Haushalt tätig ist, während man bügelt, während man staubsaugt, in all diesen Situationen kann man ein Mantra wiederholen. Oder wenn man in irgendwelchen endlosen Sitzungen ist und vielleicht doch nicht Hundertprozent die Aufmerksamkeit gefragt ist, dann kann man parallel – soll vorkommen – kann man parallel ein Mantra wiederholen. Allerdings, ich würde euch raten, wenn ihr jemals in einer Sitzung seid, nie die Augen schließen. Wer in einer Sitzung ist, egal was, und dann die Augen schließt, das kommt nicht gut an bei den anderen. Also, ein sanftes Lächeln und dann innerlich das Mantra wiederholen und die Mantraenergie den anderen schicken. Die Sitzungen verlaufen gleich viel besser. Und selbst wenn nicht, wenigstens hat man selbst viel Mantrakraft bekommen und kann das dann positiv nachher ausstrahlen. Und das kann man in so vielen Situationen immer wieder anwenden. Und so ist ein Mantra eine einfache Weise, den ganzen Tag zu spiritualisieren.
„Denke bei jeder Einatmung und bei jeder Ausatmung an Gott, indem du das Mantra wiederholst. Mache aus der Wiederholung des Mantras eine besonders starke Gewohnheit. So wirst du auch im Traum das Mantra wiederholen. Und dann wird es leicht sein, in der Stunde des Todes an Gott zu denken.“
Also, Japa den ganzen Tag, ist schon jetzt etwas Gutes. Es ist aber auch was Gutes, wenn man z.B. plötzlich stirbt. Das kann passieren, man fährt mit dem Auto, fährt bei Grün drüber und jemand anderes dachte, es war Grün oder hat an gar nichts gedacht, vielleicht hat er zu intensiv ein Mantra wiederholt, und dann gibt es einen Frontalzusammenstoß und dann hat man vielleicht noch eine Sekunde. Und es heißt, der letzte Gedanke ist besonders wichtig, er bestimmt, was nach dem Tod mit uns passiert, und ob und wenn, wie und wo wir wiedergeboren werden. Der letzte Gedanke ist wichtig. Das ist jetzt nicht so, dass wir überlegen: „Ja, woran will ich denn jetzt denken?“ Sondern dann kommt der stärkste Gedanke, den man hatte in seinem bisherigen Leben, der kommt dort an die Oberfläche des Geistes. Und wenn man viele Jahre jeden Tag von morgens bis abends das Mantra wiederholt hat, dann wisst ihr, was der stärkste Gedanke ist. Das nächste Mal, wenn ihr mal quietschende Bremsen irgendwo hört oder irgendwie ein lautes Geräusch, dann werdet euch bewusst nachher: „Was habe ich gedacht in dem Moment?“ Wenn ihr in dem Moment gesagt hat, „Om Namah Shivaya“ dann habt ihr etwas erreicht auf dem spirituellen Weg. Und wenn das der Gedanke ist, mit dem wir dann in die andere Welt gehen, dann wird es ein schöner Übergang, und es heißt, wir kommen in lichtvolle Welten in der Astralwelt und kommen dann mit viel Energie und Hingabe wieder ins nächste Leben. Oder wenn wir in diesem Leben sehr intensiv praktiziert haben, dann brauchen wir uns auch nicht wieder zu inkarnieren. Aber jetzt für diejenigen unter euch, die sich tatsächlich ständig wieder inkarnieren wollen, ihr braucht auch keine Angst zu haben. Man erreicht nicht die Befreiung wider Willen. Ihr könnt auch dann das Mantra wiederholen und dann bekommt ihr Kraft und Energie und Liebe für das nächste Leben, so dass ihr relativ zügig das in euch manifestieren könnt und vielleicht im nächsten Leben früher beginnen könnt.
Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:
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