Ich schlage das Buch auf, „Göttliche Erkenntnis“ von Swami Sivananda und es hat aufgeschlagen auf „Gita“. Gita, das Wort, heißt wörtlich Gesang. Und Gita hat verschiedenste Bedeutungen. Zum einen können wir das Leben nehmen wie einen göttlichen Gesang. Klassische uralte Gesänge haben fröhlichere und weniger fröhliche Teile, da steckt ein Künstler dahinter und alle alten Gesänge waren zum Lobpreis Gottes. Und so können wir unser ganzes Leben ansehen als einen Gesang. Schwingung, es gibt mal Höhen, es gibt mal Tiefen, es geht mal schneller, es geht mal langsamer, es ist mal heiterer, es ist mal trauriger. Und wir können sagen, unser Leben ist irgendwo ein Gesang und er geht irgendwo weiter. Und selbst wenn man mal aus dem Takt kommt und mal hustet, irgendwo geht es dann auch weiter. Und so können wir des Weiteren auch sagen, unsere Leben sei dem Lobpreis von etwas Höherem gewidmet. Gut, man kann auch aus dem Gesang, kann man noch Tanz machen oder Kunst oder Poesie, so viel steckt da alles drin. Also, wir können mal überlegen, können wir unser Leben, anstatt es nur dramatisch zu nehmen, können wir es einfach als Gesang, als Tanz, als Lobpreis, wie auch immer wir es sehen wollen. Und eine zweite Bedeutung von Gita ist auch eine bestimmte Art von Schriftgattung in Indien. Und zwar, natürlich, Schriftgattungen, die auch gesungen wurden. Z.B. die Bhagavad Gita und über die spricht jetzt Swami Sivananda dort ganz besonders, wird als der Gesang des Erhabenen bezeichnet, also das Lied, das Krishna gesungen hat und dort alle großartigen Lehren drin hat. Aber es gibt auch noch andere Gitas, wie z.B. die Avadhuta Gita, die Guru Gita, eine bestimmte Weise, eine bestimmte Art, den Lobpreis Gottes zu singen. Und gerade in der Bhagavad Gita und Avadhuta Gita ist das nicht nur Singen, sondern da steckt auch sehr hohe Philosophie, gerade in der Avadhuta Gita oder in der Bhagavad Gita sehr konkrete Handlungsempfehlungen.
Und ich will ein paar Worte aus dem Kapitel noch lesen. Ein Unterkapitel dort lautet „Ein Lehrer ist notwendig“.
„Da die Bhagavad Gita sehr subtile und tiefe Lehren enthält, sollte man sie von einem Lehrer lernen. Und man sollte sie studieren mit großem Vertrauen, einpünktiger Hingabe und Reinheit.“
Die großen Schriften, wenn man sie liest, beim ersten Durchlesen sagen sie einem eines, beim zweiten etwas anderes, beim dritten wieder etwas anderes und natürlich ist es hilfreich, beim ersten oder zweiten, vielleicht auch beim dritten oder vierten Mal jemanden zu haben, der sie einem genauer erläutert und erklärt und ob man sie jetzt von einem Lehrer lernt oder in einem Buch liest, es ist auch entscheidend, dass man so etwas liest mit dem Wunsch, zu lernen und sich dafür zu inspirieren. In dem Yoga Sutra heißt es, dass man durch Studieren von Schriften eine Verbindung zu Gott aufbaut. Übrigens, das findet man nicht nur im Indischen, das Gleiche finden wir ja auch im Islam, wo das Koranstudium eine Hilfe ist, Allah zu spüren, wir finden das im Christentum, im evangelischen Christentum in ganz besonderem Maße. Dort heißt es, wir erlangen die Gnade – gut, die Gnade Gottes ist sowieso da – aber wir können sie spüren und wirken lassen, indem wir die Heilige Schrift lesen. Das drückt alles aus. Große Schriften sind nicht einfach irgendwelche Werke der Literaturgeschichte, sondern dort steckt eine Kraft in den Worten und wenn wir sie mit Hingabe studieren, dann entsteht eine Verbindung zum Göttlichen.
„Wenn du die Heiligen Schriften studierst, wirst du zu einem Gottmenschen mit göttlicher Sicht.“ Das heißt, man bleibt natürlich weiter auf der physischen Ebene Mensch, aber man erfährt die Einheit mit Gott. „Du wirst nicht mehr behelligt werden von den Schwankungen des Lebens, wie Erfolg und Misserfolg, Vergnügen oder Schmerz, Lob oder Tadel, Verlust oder Gewinn. Du wirst Mut erlangen, Stärke, Frieden, Freude, Wonne, noch in diesem Leben. Genau in den Lebensumständen, in denen du bist.“
Hari Om Tat Sat
Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:
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