Die neun Formen von Bhakti

Bhakti heißt Hingabe an Gott. Bhakti kann man entwickeln. Im Bhakti gibt es wie beim Raja Yoga auch bestimmte Praktiken, die wir üben können, um unser Herz zu öffnen, um emotional Gott zu spüren. Und im Bhakti sprechen wir dort von den neun Formen von Bhakti, neun Dinge, die wir tun können:

 

  1. Shravana, Geschichten hören, lesen, sehen, erzählen.
  2. KirtanaMantras singen, was wir gerade eben so wunderschön gemacht haben.
  3. Smarana, sich immer wieder erinnern, sei es durch äußere Dinge, die wir hinstellen, über die wir uns erinnern können, sei es, indem wir uns die Schönheit der Natur anschauen, indem wir uns bewusst machen, hinter allem steckt Gott. Wir können
  4. Vandana, wir können uns verneigen, wir können unsere Demut ausdrücken, wir können unsere Dankbarkeit ausdrücken. Wir können Gott verehren mit Ritualen, also
  5. Archanam. Wir können Gott verehren, indem wir einen Altar aufbauen,
  6. Padasevana. Wir können ein freundschaftliches Gefühl zu Gott aufbauen, wir können Gott dienen und schließlich können wir Gott als das Selbst hinter allem erkennen. Also die Schritte:
  7. Sakhyam,
  8. Dasyam und
  9. Atmanivedana.

Ich will gerade über den ersten dieser Punkte sprechen, Shravana. Das heißt, Geschichten erzählen, hören, lesen, sehen. Das, was wir hören, lesen, sehen, spielt eine große Rolle. Wenn wir irgendwelche Klatschgeschichten lesen, immer wieder im Internet schauen, was es alles Grässliches in dieser Welt gibt, wenn man sich austauscht über die Fehler von allen möglichen Leuten, hat das eine bestimmte Wirkung auf unser Herz.

 

Stattdessen können wir schauen, was lesen wir. Heiligenbiographien oder Geschichten über Gott oder heilige Schriften oder Poesie, die erhebend ist. Oder auch, es gibt ja inzwischen genügend Videos, die auch von Heiligen handeln. Wir können uns das anschauen. Wir können im Internet Sachen darüber auch hören, lesen, sehen. Da gibt es ja jetzt eine ganze Menge. Aber es ist immer noch besonders schön, wenn man darüber auch erzählt oder sich erzählen lässt. Das ist etwas, was bei westlichen Aspiranten etwas wenig ist. Wenn man mit indischen Aspiranten zusammen ist und man sie so fragt über ihren Meister, dann erzählen sie alle möglichen tollen Geschichten. Wenn man manchmal westliche Aspiranten fragt, dann kennen sie immer die neuesten Klatschgeschichten und durch welche Prozesse sie hindurchgehen und was dort alles an Schwierigkeiten da ist.

 

Das hat auch eine Funktion, selbstverständlich, aber es muss auch ergänzt werden mit irgendwie etwas erzählen, was erhebend ist. Wenn man eine Geschichte erzählt von Swami Sivananda, von Swami Vishnudevananda, Paramahamsa Yogananda, Rumi oder einem der Zen-Meister, das hat etwas Erhebendes. Oder wenn man eine Geschichte über Shiva hört oder über Krishna oder über Jesus, all das erhebt. Oder wir werden ja bald das Buch haben „Der Yogi“, Geschichten über Swami Vishnudevananda.

 

Swami Vishnu hat viele Geschichten von Swami Sivananda erzählt. Eine einfache, die viele von euch kennen, in Kurzform, wie Swami Vishnu letztlich Hingabe zu Swami Sivananda bekommen hat. Swami Vishnu war jung und wollte wissen, wie er zur höchsten Verwirklichung kommt, kam in den Ashram, und dann hat Swami Sivananda sich vor Swami Vishnu verneigt, umgekehrt wäre es normalerweise üblich gewesen, der Schüler verneigt sich vor dem Meister. Aber Swami Sivananda hat Swami Vishnu gesehen und hat sich vor ihm verneigt, mit großer Demut. Das war etwas, was Swami Sivananda gerne gemacht hat. Er hat nämlich in einem Menschen nicht einfach einen Menschen gesehen, sondern er hat in jedem Menschen Gott gesehen.

 

Indem er sich so vor jedem Menschen verneigt hat, hat er das innere Gefühl zum Ausdruck gebracht. Und so können wir auch das mindestens machen, wenn es vielleicht gerade in Deutschland schwer fällt, Positives über andere Menschen zu erzählen, können wir wenigstens dieses Vandana üben, nämlich uns innerlich verneigen, innerlich Ehrerbietung zeigen, vor unserem Gegenüber, allen Wesen, der Natur und damit vor Gott.

 

Hari Om Tat Sat

 

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

 

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