Die letzten Tage in Swami Sivanandas Leben

Am 14. Juli 1963 hat Swami Sivananda seinen physischen Körper verlassen, ist in Maha Samadhi eingegangen. Und ich will ein paar Seiten lesen oder ein paar Teile der Seiten aus dem Buch „Swami Sivananda, ein moderner Heiliger“, über die letzten Tage.

Swami Sivananda kündigte an einem Abendsatsang Anfang 1963 an, alle, die Sannyas nehmen wollen, also die als Mönch der Welt entsagen wollen, sollen sich am nächsten Shivaratri-Fest einweihen lassen. Wer weiß, was nächstes Jahr sein wird. Er, der immer großzügig Geld verbraucht und ausgegeben hatte, um anderen zu helfen, zu dienen, das Wissen weiterzugeben, er, der seine Schüler und die Bewohner des Ashrams gelehrt hatte, Gott zu vertrauen und zu geben, zu geben, zu geben, änderte plötzlich seine Haltung. Er schaltete den Spargang ein, etwas bei ihm nie Dagewesenes, senkte die Ausgaben des Ashrams und sprach davon, sorgfältiger zu wirtschaften. Mehrmals in den Monaten Mai und Juni bat er verschiedene Menschen, ihm einen Kalender zu bringen. Einmal, als er auf den Juli schaute, fragte ein Schüler: „Warum?“ Und er erhielt die Antwort: „Das weißt du nicht.“

In einem anderen Buch habe ich gelesen, dass Swami Sivananda Anfang des Jahres 1963 so den 14. Juli markiert hatte mit einem Kreuz.

„Anfang Mai begann er mit systematischen Tonbandaufzeichnungen. Jeden Morgen las er mit kraftvoller, inspirierender Stimme, voller Überzeugungskraft und Ernsthaftigkeit aus seinen Büchern und Schriften. Ein Schüler nahm alles auf. Einmal während dieser Sitzungen sagte er: „Die Sicht wird trübe. Nimm das, was du noch machen willst, jetzt. Das Gehör wird schwerfällig. Sage alles, was du noch sagen willst, jetzt. Die Zunge wird schwer. Frage jetzt, was immer du noch fragen willst.“ Er schrieb viele Artikel für Zeitschriften. Jetzt schien er alles hinauszuschicken, was er irgendwie konnte. Am 21. Juni bekam er Schmerzen in der Hüfte. Das war eine der seltenen Gelegenheiten, wo er den Satsang nicht besuchen konnte. Am nächsten Tag konnte er nicht ins Büro kommen, kümmerte sich aber von seinem Kutir aus um alles. In der Nacht wurden die Schmerzen stärker. Am nächsten Morgen kam er auf die Veranda heraus, schaute die Post durch, und bestand darauf, die täglichen Bandaufnahmen fortzusetzen.

Er diktierte ein wenig, zog sich aber zurück. An einem der folgenden Tage begann er trotz Krankheit, wie gewöhnlich zu diktieren. Nach ein paar Sätzen sagte er ruhig: „Glück kommt, wenn das Individuum in Gott aufgeht.“ Dann folgte eine lange Pause. Auf die Frage, ob er weiter diktieren wolle, sagte er energisch: „Porum. Das reicht aus.“ „Glück kommt, wenn das Individuum in Gott aufgeht“, war die letzte aufgezeichnete Botschaft von Swami Sivananda. Trotz körperlicher Leiden war er niemals niedergeschlagen. Er war voller Freude und er scherzte mit seinen Pflegern. Alle, die während seiner letzten Tage in seine Nähe kamen, spürten seine unwiderstehliche Liebe fließen und sie umfangen.

 

 

Am Abend des 14. Juli bekam er Fieber. Eine Weile konnte er nicht einmal ein paar Schlucke Wasser zu sich nehmen. Seine Schüler wollten ihm wie üblich Gerstenwasser geben, aber er bestand auf Gangeswasser. Es wurde im gebracht und plötzlich konnte er mühelos ein halbes Glas trinken. Dann, direkt danach, verließ er seinen Körper. Es war 23:15 Uhr in der Nacht. Kurz vor Mitternacht gab es eine einmalige, glückverheißende Planetenkonstellation, die kein Yogi, der zum Sterben bereit war, ungenutzt lassen wollte. Einige Monate vorher gab es einen Astrologen, der das so gesagt hatte den engen Schülern im Ashram. Diesen Zeitpunkt hatte Swami Sivananda für sein Verscheiden gewählt. Swamijis Körper wurde in Lotusposition gebracht. Benommen und weinend sangen Schüler und Anhänger leise das Maha Mantra auf der Veranda vor seinem Kutir, während die Ashrambewohner einer nach dem anderen hereinkamen, um sich in Stille vor der geliebten Gestalt zu verbeugen.

 

Am nächsten Morgen erfuhr die Welt durch Zeitungen und Radio vom Maha Samadhi dieses großen Heiligen. Am Dienstag, den 16. Juli war kaum Platz zum Stehen am Gangesufer. Überall versammelten sich Menschenmengen, um einen letzten Blick der geliebten Gestalt Swami Sivanandas zu erhaschen. Vormittags wurde die Bahre zum Klang von Muschelhörnern und Glockengeläut von seinen persönlichen Assistenten aus dem Kutir herausgetragen. Unter vedischen Gesängen wurde die heilige Gestalt langsam und achtsam zum Ganges getragen, wo sie rituell durch Übergießen mit Milch und Wasser verehrt wurde. Dann wurde sie auf einer Sänfte, die mit Blumengirlanden gefüllt war, in einer Prozession zum Vishwanath Mandir auf dem Ashramgelände getragen, wo Arati, die Lichterzeremonie, vor ihr ausgeführt wurde. Unter Rezitation heiliger Mantras wurde Swami Sivanandas Körper liebevoll im Samadhi-Schrein, seiner letzten Ruhestätte, platziert. Nachrichten aus der ganzen Welt kamen. Swami Venkateshanandas Worte aus Mauritius sprachen wahrscheinlich allen engen Schülern aus dem Herzen. „So schweigt jetzt die klingende Stimme. Die majestätische Gestalt ist nicht mehr. Nie mehr werden wir die große Gestalt in Orange mit Leinenschuhen in gemessenen, langen Schritten schreiten sehen. Mit Taschen in der Hand und bereit, Früchte, Bücher und Arbeit an uns, seine geliebten Kinder, zu verteilen. Das kindliche Lachen, bei dem der große Bauch vor Freude wackelt, ein Lachen, so gesund, dass Tränen der Freude seine sprühenden Augen trübten, ein Lachen, dass den Segen Gottes auf alle ausstrahlte, wird nicht wieder zu hören sein. Das Ende schockiert uns vielleicht, aber es ist nicht das Ende, es ist ein Anfang. Der Baumeister arbeitete außerhalb des Gebäudes und war zu sehen. Er hat einen Innenraum geschaffen und ihn betreten. Nun arbeitet er innen im Herzen all seiner Schüler, der äußeren Sicht entzogen, aber dadurch nur noch spürbarer und zielbewusster. Gurudev hat uns geformt, hat einer gestaltlosen Masse Gestalt gegeben, Stein auf Stein gelegt und einen Schrein gebaut, ihn betreten, und er arbeitet jetzt da drinnen weiter.“

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

 

 

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