„Satchidananda Rupa Shivoham Shivoham. Meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Ich bin Shiva, reines Bewusstsein.“ Das ist die Essenz der Verwirklichung aller großen Meister der mystischen Traditionen. „Meine wahre Natur ist nicht dieser Körper.“ Der Körper hat einen Anfang, er hat ein Ende, er geht durch Höhen. Er ist klein, wird groß, irgendwann ab einem gewissen Alter schrumpft man wieder etwas. Er ist mal gesünder, mal weniger gesund usw. Wir sind auch nicht die Emotionen, mit denen wir uns gerne so identifizieren. Ob es immer gerne ist, ist eine andere Sache, aber Menschen identifizieren sich so und sagen: „Oh, mir geht es so gut, mir geht es so schlecht.“ Höhen und Tiefen. Wir sind auch nicht die Persönlichkeit, in die viele Menschen ganz selbstverliebt sind und sagen, „ah, ich bin künstlerisch“ oder „oh, ich bin intellektuell“, „oh, ich bin ein guter Mathematiker“, „ich bin ein sehr liebevoller Mensch“ usw. Das ist die Persönlichkeit. Auch die Persönlichkeit ändert sich. Es mögen bestimmte Anteile relativ konstant bleiben, aber wenn man so genauer guckt, dann ändert sich eine ganze Menge. Und jemand, der systematisch an sich arbeitet, wird feststellen, vieles tut sich. Oder auch wenn Menschen in unterschiedliche Situationen kommen, auch die Persönlichkeit ändert sich. „Ich bin nicht die Persönlichkeit und erst recht nicht all diese äußeren Dinge.“ Also, Aufgaben. Manche identifizieren sich, „ich bin Mutter“, „ich bin Vater“, „ich bin Kind“, „ich bin Chef“, „ich bin Angestellter“, „ich bin Außendienstmitarbeiter“ oder „ich bin deutsch“, „ich bin englisch“, „ich bin französisch“, „ich bin Agnostiker“, „ich bin evangelischer Christ“, „ich bin Mitglied der lippischen Landeskirche“, „ich bin katholisch“, „ich bin…“ Was kann man noch alles sein? „Ich bin Schwabe“, „Ich bin Bayer“, „ich bin Vorallberger“ usw., „ich bin Sachse“. So können wir uns weiter identifizieren. Ihr lacht alle. Ist also irgendwo ein nettes Spiel im Alltag und als solches ist das ja auch ganz schön. Nur wenn wir uns damit identifizieren, dann wird es schwierig. Letztlich heißt es, wir kommen auf diese Welt, spielen unsere Rolle, unseren Part und gehen dann wieder. Und wie in einem Kleinkunsttheater spielen wir nicht nur eine Rolle, sondern mehrere Rollen. Also, bei einer Kleinkunstbühne hat man nicht das Geld, hundert Schauspieler zu bezahlen, sondern da spielt dann ein Schauspieler, wenn es ein komplexes Stück ist, mehrere Rollen hintereinander. Bei dem Shakespeare Theater im 16. Jahrhundert soll das so gewesen sein, dass die sich schnell hinter der Bühne umgezogen haben und dann wieder auf die Bühne gegangen sind. So haben wir die verschiedensten Rollen, die wir spielen. Nur wenn wir uns mit diesen Rollen identifizieren, dann gibt es Probleme. So angenommen, ein Schauspieler, der Wilhelm Tell spielt – ich bin jetzt mit klassischem Theater etwas besser vertraut als mit dem modernen Theater. Also angenommen, man spielt Wilhelm Tell und denkt anschließend, wenn das Spiel vorbei ist, man ist weiter Wilhelm Tell und fängt dann an, auf Äpfel zu schießen oder irgendwo seine Bogenkünste im öffentlichen Raum auszuprobieren, hat man ein Problem. Und mit jeder anderen Gestalt auch. Und letztlich verhalten wir uns alle wie in einem Irrenhaus. Wir haben unsere Rollen und identifizieren uns damit. Und letztlich die großen Meister sind wie die Therapeuten, die probieren, uns irgendwo klarzumachen: „Nein, du bist nicht die Rolle, die du spielst. Es ist vielleicht sinnvoll, dass du auf diese Welt kommst, um diese Rolle zu spielen, aber du bist nicht diese Rolle. Spiel deinen Part so gut, wie du kannst, und dann, immer wieder, sei dir bewusst, Satchidananda Rupa Shivoham Shivoham. Deine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit, Shiva, reines Bewusstsein.“
Hari Om Tat Sat
Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:
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