Die Bedeutung von Om Namo Narayanaya – Teil 1

Om Namo Narayanaya“ heißt „Ehrerbietung an dem, der im Inneren von allen Geschöpfen ist“. „Nara“ heißt „Geschöpf“, es heißt auch im engeren Sinne „Mensch“, aber im weiteren Sinne heißt es „Geschöpf“. Narayana ist derjenige, der im Innern aller Geschöpfe ist. Und das ist die große Behauptung im Yoga, dass das Göttliche in jedem ist, dass die Menschheit nicht unterteilt werden kann in Gute und Schlechte, sondern irgendwo, in jedem ist dieses Göttliche drin. Letztlich sogar, dass alles, was irgendwo im Menschen drin ist, auch irgendwo eine göttliche Eigenschaft ist. Nicht immer manifestiert sie sich auf sehr gute Weise, aber alles, was im Menschen drin ist, hat irgendwo seinen Sinn und ist irgendwo auch göttlich inspiriert.

Zum Beispiel eine Grundeigenschaft des Menschen ist Unzufriedenheit. Pascal hat mal gesagt: „Das Problem des Menschen ist, dass, wenn er sein Tagewerk getan hat, nicht zufrieden ist, einfach nichts zu tun.“ Sondern der Mensch denkt immer wieder, er will etwas mehr haben. Und das ist letztlich eine gute Eigenschaft, denn sie stammt letztlich daraus, dass der Mensch tief im Inneren weiß: „Ich bin nicht einfach beschränkt auf diesen Körper. Ich bin nicht beschränkt auf diese Persönlichkeit. Irgendwo kann es nicht sein, dass ich beschränkt bin. Ich will unbeschränkt sein. Ich will frei sein.“

Auf einer physischen Weise ist natürlich der Mensch beschränkt. Selbst wenn wir jetzt den Körper hart trainieren mit vielen anstrengenden Asanas,Virabhatansana  und noch anderen, dann kriegen wir vielleicht starke Muskeln, aber dennoch, es bleibt beschränkt. Oder wir können alle Sachen beachten von guter ErnährungTiefenentspannung und alles andere, dann werden wir vielleicht ein paar Jahre länger leben. Aber dennoch, die Sterblichkeit bleibt weiter. Wir können viel lernen, um unseren Geist zu trainieren, dennoch, die geistigen Fähigkeiten sind auch beschränkt. Aber irgendwo tief im Inneren weiß der Mensch: „Es ist nicht ok, dass ich beschränkt bin.“ Man kann auch äußere Hilfsmittel nehmen, also viel Geld ansammeln und immer mehr Geld. Geld, denkt man, Geld gibt Freiheit, Macht, Weite. Aber egal, wie viel Geld wir haben, es wird nicht ausreichen. Man will nämlich unbeschränkte Freiheit haben oder man will an die Macht gehen. Man bewirbt sich, irgendwo Parteivorsitzender zu werden. Im Ortsverband ist das vielleicht noch nicht mal so schwierig, wenn man in einem kleinen Ort lebt. Aber dann reicht das nicht aus, man will Vorsitzender des Kreisverbandes werden. Selbst das ist nicht unbedingt so schwierig. Aber dann Landesverband wird schon etwas schwieriger. Bundesvorsitzender zu werden ist noch schwieriger. Bundeskanzlerin zu werden vielleicht noch mal schwieriger. Und dann stellt man fest, wie ohnmächtig man ist.

In irgendeinem Interview hat mal die Merkel gesagt, es sei erstaunlich, wie ohnmächtig man als Bundeskanzlerin sei. Eigentlich würde man nur jonglieren. Also, wir sind niemals zufrieden. Warum sind wir nicht zufrieden? Weil tief im Inneren das Bewusstsein ist: „Ich bin unendliche Freiheit. Ich bin ewig.“ Diese Freiheit ist nicht auf der physischen Ebene zu erlangen, sondern diese Freiheit ist zu erlangen, wenn wir uns nicht mehr identifizieren mit dem Körper, sondern wenn wir uns identifizieren mit dem Unendlichen, mit dem Ewigen. Wir sind auch nicht zufrieden mit einer beschränkten Wonne, ein bisschen Glücksgefühl, wir wollen unendlich glücklich sein. Das ist auch nicht einfach zu erlangen, indem man was tut, dass irgendwelche Glückshormone ausgeschüttet werden und irgendwelche Serotonine dort aktiv werden und irgendwelche Aktionspotentiale im Hirn ausgeschüttet werden, die uns vorübergehendes Vergnügen geben. Das reicht uns nicht aus, wir wollen mehr, wir wollen unendliche Glückseligkeit. Und so ist dieser Wunsch, diese Freiheit zu erlangen, die Ewigkeit zu erlangen, Unsterblichkeit zu erlangen, unendliches Glücksgefühl zu erlangen, ein Ausdruck von dem, was wir wirklich sind, reines unendliches Bewusstsein.

Letztlich, der göttliche Funke in uns will wieder verschmelzen mit dem unendlichen göttlichen Licht. Und das ist vielleicht auch eine Weise, wie ihr künftig ein bisschen nachdenken könnt. Wann immer ihr unzufrieden seid mit euch selbst oder mit etwas anderem, könnt ihr überlegen: „Ist das vielleicht einfach eine Manifestation der Grundunzufriedenheit des Menschen, dass er mehr will?“ Wir versuchen das natürlich dann auf einer physischen Ebene oft irgendwie zu verwirklichen. Das ist dann wie so ein Spiel, das kann man ja auch mal machen. Aber wenn man gleich weiß, glücklich macht es uns doch nicht, dann ist man etwas entspannter dabei. Oder genauso auch, was andere Menschen machen, zum Teil wirre Dinge, die sich selbst und andere ins Unglück stürzen. Da kann man auch überlegen: „Ist das vielleicht auch Ausdruck der grundmenschlichen Unzufriedenheit. Er will erkennen, wer er wirklich ist und deshalb ist er nie zufrieden mit dem, was er auf einer äußeren Ebene erreichen kann.“ Dann kann man ja überlegen: „Mindestens ich selbst, ich will es probieren, es zu erreichen, nicht, indem ich äußere Dinge immer wieder verändere, auch wenn das auch irgendwo seinen Sinn hat, sondern ich weiß, diese Zufriedenheit, nach der ich strebe, erreiche ich durch Erfahrung des Höchste.“


Hari Om Tat Sat

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

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