Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es um das Thema Glück.
Es gibt im Sanskrit verschiedene Ausdrücke für Freude. Es gibt Ananda. Ananda heißt Wonne. Dann gibt es Sukham, das heißt Vergnügen. Und dann gibt es Mudita und Mudita ist enthusiastische Freude. Ananda, Mudita und Sukha sind drei verschiedene Formen von Freude. Sukha ist das Glück im Kleinen, Mudita ist das enthusiastische Glück und Ananda ist die Wonne, die hinter allem steckt. Und alle drei können wir kultivieren, wobei am Wichtigsten Ananda ist. Ananda, Wonne, ist das, was letztlich hinter allem steckt, denn unsere wahre Natur ist Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit.
Der Mensch braucht Ananda, diese Wonne, die hinter allem steckt. Das Bewusstsein, in Wahrheit bin ich Ananda, auch wenn ich mal durch Sukha und Dukha gehe, also Vergnügen und Schmerz, auch wenn es Hochs und Tiefs gibt, immer bleibt irgendetwas ganz tief im Inneren. Das ist dieses Ananda, diese höchste Wonne. Sie ist immer da. Das ist so wie, man kann sagen, Ananda gibt einen den Gleichmut hinter allem, denn wir wissen, egal was passiert, Ananda bleibt da. So wie wir wissen, dass die Sonne da bleibt, ganz gleich ob jetzt Wolken da sind oder Hagel oder ob es sonnig ist. Die Sonne selbst ist immer da. So kann man auch ein paar Tage Regenwetter überstehen. Man weiß, die Sonne kommt wieder. Tiefe Wonne ist immer da. Schon dieses Bewusstsein allein kann einem viel Kraft im Alltag geben.
Aber Ananda alleine reicht nicht aus. Es gibt eben auch noch Sukha, das Vergnügen im Kleinen. Man kann das natürlich zur Vergnügungssucht machen, dann können daraus verschiedene Süchte entstehen. Man kann hinter Sachen her rennen. Aber man kann auch geschickt schauen, dass man sich kleine Glücksmomente im Leben schafft und dass man sich an kleinen Dingen erfreut. Ein sonniger Morgen, eine neue aufgegangene Blume, ein freier Tag, der Duft von gutem Essen. Über all das können wir uns freuen, ohne daran verhaftet zu sein. Auch wenn vielleicht nächste Woche wieder neue Wolken kommen, braucht uns das jetzt nicht den Genuss des kleinen Glückes verhageln. So kann man immer wieder darauf achten, die kleinen Glücksmomente in den Alltag hineinzubringen. Vor lauter Ananda sollte man Sukha, das kleine Glück, nicht vergessen.
Sukha ist auch das Sinnesvergnügen. Das ist eben auch eine Manifestation von Sundaram, der göttlichen Schönheit. Auch daran können wir uns bewusst freuen. Ohne daran zu hängen, denn auf Sukha folgt natürlich auch irgendwann Dukha, auf Sonne folgt Regen. Wenn auf Sonne kein Regen folgt, dann folgt auf Sonne Dürre und die ist noch unschöner als Regen. Deshalb bleibt das kleine Glück klein. Es ist nur eine Widerspiegelung vom großen Glück.
Dann gibt es noch Mudita. Das ist diese enthusiastische Freude, die der Mensch manchmal hat. Manche Menschen haben mehr Neigung zu Mudita, manche weniger. Das ist auch eine Temperamentsfrage. Wir können aber auch Mudita in uns kultivieren. Wir können schauen, wo in mir steckt diese Freude, die sich gerade ausdrücken will. Wo in mir ist dieser Enthusiasmus, der irgendwo hingehen will. Natürlich, Mudita führt auch manchmal in Dukha. Unser Enthusiasmus führt manchmal zum Erfolg und manchmal zum Misserfolg. Krishna sagt in der Bhagavad Gita: „Sei gleichmütig in Erfolg und Misserfolg.“ Er sagt gleichzeitig: „Aber Yoga ist nicht für den, der ohne Tejas, ohne Feuer ist.“
Damit meint er auch, dass man nicht sagen sollte: „Ah, es kann alles schief gehen, deshalb mache ich lieber gar nichts.“ Viele Menschen sagen das, nachdem etwas schief gegangen ist. Kennst du das? Das ist ja auch etwas ganz Natürliches und die meisten starten später, am nächsten Tag oder nach ein oder zwei Wochen den nächsten Versuch. Es ist eine natürliche Reaktion, wenn man mal etwas mit Enthusiasmus angegangen ist und es ist schief gegangen ist, dass man anschließend sagt: „Nie wieder.“ Aber dieses „Nie wieder“ sollten wir nicht wörtlich nehmen und dann unser Leben auf 30 Prozent herunterfahren - in der Hoffnung, dass nie mehr etwas schief geht. Denn wenn wir unseren Enthusiasmus nicht leben, können wir auch unser Karma nicht richtig abbauen. Stattdessen sollten wir die Sache noch einmal angehen, wieder mit viel Enthusiasmus, mit Mudita. Wir sollten uns sagen: „Wenn es schief geht, geht es halt schief. Fangen wir wieder von vorne an, machen wir etwas Neues und lernen wir aus Fehlern.“
Das heißt nicht, mit gleichem Enthusiasmus immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen. Manchmal muss man dann auch gucken, wo die Tür ist, um dann mit Enthusiasmus hindurch zu gehen. Oder gibt es irgendeinen Trick, die Tür zu öffnen? Manchmal nutzt es nichts, nur dagegen zu rütteln. So kann Leben aus Sukha bestehen, der kleinen Freude, im Bewusstsein, es gibt auch Dukha. Aus Mudita, der enthusiastischen Freude und aus Mudita, Dingen, die man mit Engagement und Enthusiasmus angeht, im Bewusstsein, dass auch Misserfolge uns wachsen lassen. Aber tief im Inneren ist Ananda. Wonne ist das dahinter liegende Gefühl des Universums, unsere wahre Natur.
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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