Bhavana heißt Verschiedenes. Es heißt zum einen vorstellen, es heißt manifestieren, es heißt meditieren. Bhavana ist auch die Übung der Meditation. Du meditierst über etwas, du gehst in Bhavana. Was man auch als Dharana bezeichnen kann, kann man eben auch als Bhavana bezeichnen. Bhavana heißt auch, sich etwas vorstellen. Z.B. kannst du über etwas nachdenken, du kannst auch dir vorstellen, du bist in der Gegenwart Gottes. Du kannst dir vorstellen, du bist in der Nähe deines Meisters. Du kannst dir vorstellen, dass von oben Licht in dich hineinströmt. All das sind Bhavanas, all das sind Vorstellungen. In Bhavana steckt aber auch Bhava dabei und der Ausdruck „Bhava“ heißt ja unter anderem auch Gefühl. Bhavana ist also eine Vorstellung, die aber auch Gefühl enthält, die auch Herz enthält, die auch innere Kraft enthält.
So ist Bhavana das intensive Vorstellen von etwas, das intensive Meditieren über etwas. Bhavana heißt auch Manifestation, manifestieren, denn, was auf der physischen Welt geschieht, das beginnt erstmal im Geist. Wenn du an etwas besonders stark denkst, dann wird sich das auch manifestieren. So ist in Bhavana auch diese Gedankenkraft enthalten. Bhavana kann z.B. heißen, dass du über eine Eigenschaft meditierst. Patanjali empfiehlt gerade im Yoga Sutra an mehreren Stellen Maitri Bhavana. Das heißt, meditieren, nachdenken und manifestieren von Freundlichkeit, von Mitgefühl, von Liebe. Maitri heißt Freundlichkeit, Maitri heißt Mitgefühl, Maitri heißt Liebe, heißt Nächstenliebe. Und Patanjali erwähnt immer wieder Maitri Bhavana, das heißt, entwickle das Gefühl von Freude, insbesondere von Liebe und Mitgefühl, Wohlwollen, Freundlichkeit. Meditiere darüber, auch das ist Maitri Bhavana, die Meditationstechnik, Bhavana, über Freundlichkeit.
Entwickle dieses Gefühl auch im Alltag und dann manifestiere es auch, das heißt, handle danach. Handle aus Freundlichkeit heraus, handle aus Mitgefühl heraus. Aus Maitri Bhavana ist bei den Buddhisten auch Metta Bhavana geworden. Metta ist Pali, das heißt, aus Maitri ist Metta geworden. Und Metta Bhavana ist gerade bei den Buddhisten eine der entscheidenden Meditationstechniken, Meditieren über Mitgefühl, aber auch Manifestieren von Mitgefühl, Vorstellen von Mitgefühl. Du kannst auch manchmal überlegen: „Angenommen, ich würde diesem Menschen mit Mitgefühl begegnen, wie würde ich ihm begegnen? Angenommen, ich würde diesem Menschen Freundlichkeit entgegenbringen.“ Vom Gefühl her, nicht kopfmäßig, Bhavana heißt immer, da ist das Herz dabei. „Wie wäre das? Wie würde es sich anfühlen? Wie würde ich es dann manifestieren? Wie wäre unsere gemeinsame Zusammenarbeit?“ Bhavana heißt also meditieren, manifestieren, vorstellen, darüber nachdenken, mit Gefühl nachdenken. Bhavana – meditieren, vorstellen, manifestieren.
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