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Dieses Heft erscheint im November mit weiteren Interviews und Artikeln zum Thema Liebe und Tantra (dazu auch ein Artikel von mir).

 

Frage: Auf euren Fotos strahlt ihr immer eine harmonische Einheit aus. Wie gelingt es Euch, eine langjährige, glückliche Beziehung zu führen?

 

Aditi: Für mich basiert eine geglückte Beziehung vor allem auf Respekt, dass ich dem anderen das Recht zugestehe, so zu sein, wie er ist, mit seinem besonderen Temperament und Charakter. Es ist eine Aufgeschlossenheit dem anderen gegenüber, die das Miteinander prägt, dass man sich gemeinsam wohlfühlt, aneinander Anteil nimmt, füreinander da ist, ob nun beim Gespräch, beim Lieben, Reisen oder Arbeiten.

 

Bhajan: Wir haben uns vor zehn Jahren kennen gelernt und sind seit sechs Jahren zusammen. Vom ersten Augenblick war eine tiefe Liebe da, keine Verliebtheit, sondern eine große Vertrautheit. Es war tatsächlich ein Traum, der uns zusammengeführt hat. Vertraue deinen Träumen und alles ist gut!

 

Frage: Gab es auch schon mal Krisen? Wenn ja, wie habt ihr sie überwunden?

 

Bhajan: Kennst Du eine Partnerschaft ohne Krisen? Eine Partnerschaft existiert gerade wegen der Krisen. Sie überdauert nicht trotz der Krisen, wie zumeist geglaubt wird. Doch was sind Krisen? Sie sind Stufen auf einem gemeinsamen Weg, Stufen des Lernens für den Einzelnen ganz persönlich und Stufen des Lernens für die Gemeinsamkeit, die ein Paar beschlossen hat zu leben. Für mich geht es darum, die Ursachen einer sog. Krise aufrichtig und in alle Richtungen zu hinterfragen, um sie zu verstehen... oder gelegentlich nicht zu verstehen. Für einen Lehrer hat sie immer auch eine besondere Bedeutung, denn jeder persönlichen Differenz wohnt etwas Allgemeingültiges inne. So lernt man von sich selbst, von seinem eigenen kleinen Leben zu abstrahieren und die großen gesellschaftlichen Probleme tiefer zu verstehen. Jeder Mensch ist von diesem Hintergrund geprägt und trägt ihn als Last mit sich. Yoga ist für mich nicht nur Atmen und Asanas, sondern auch gerade diese Dinge anzusprechen und Lösungswege aus den eigenen Beziehungserfahrungen heraus aufzuzeigen. Ein Sinn, den Krisen aus meiner Sicht haben, ist, Humor im Menschen zu entwickeln. Denn ein Mensch ohne Humor ist eigentlich noch kein ausgereifter Mensch. – Und eine Aufgabe des Lehrers ist es, genau diesen Humor immer wieder an seine Schüler zu vermitteln!

 

Aditi: Manchmal gibt es ernstere Differenzen, wenn die Meinungen und Haltungen zu bestimmten Aspekten des Lebens voneinander abweichen. Doch auch in solchen Situationen geht es mir darum, meinen Partner zu akzeptieren, auch wenn ich seine Auffassung nicht teile. Aus einem Harmoniebedürfnis die eigene Meinung preiszugeben, das ist sicher nicht der richtige Weg, eine Krise zu überwinden. Ich versuche stattdessen, mit Respekt und zugleich mit Selbstachtung die unterschiedlichen Positionen zu verstehen und auch im Konflikt sensibel, stabil und friedvoll zu bleiben. Worauf wir immer vertrauen dürfen, ist, dass eine Liebesbeziehung ein lebendiger Prozess ist, kein statischer Ist-Zustand. Sie dient dazu, dem Geliebten und dadurch auch uns selbst mit jeder Auseinandersetzung, die man mit dem Herzen annimmt, näher zu kommen.

 

Frage: Besteht nicht eine große Gefahr darin, wenn man sich immer als glückliches Paar präsentiert, dem Ruf gerecht zu bleiben?

 

Aditi: Zusammen möglichst oft Glück zu empfinden, das ist ja erst einmal die Absicht oder das Ziel einer Beziehung, und wenn dieses Bemühen auch von anderen wahrgenommen und geteilt wird, freut mich das.

 

Bhajan: Im Yoga geht es doch um Wahrhaftigkeit und Authentizität und nicht um schönen Schein statt ehrliches Sein. Wir sind glücklich inklusive Dissonanzen. Wir präsentieren uns nicht und wir bedienen auch nicht irgendeinen Ruf. Wir sind, was wir sind. Und wir sind zusammen, weil es uns glücklich macht, zusammen zu sein. Das ist die Strahlkraft, die vielleicht für andere von uns ausgeht.

  

Frage: Wie viele Nähe-Distanz braucht eure Beziehung?

 

Bhajan: Wir haben durch unsere unterschiedlichen Tätigkeiten – Aditi ist Opernsängerin am Theater und ich bin mit meinen Seminaren unterwegs – eine natürliche Ausgewogenheit von inniger Nähe und der Zeit, in der man seiner eigenen Arbeit nachgeht. Es sind stets ganz besondere Tage und Wochen für uns, wenn wir gemeinsam Seminare geben können.

 

Aditi: Wenn ich mich frage, was bei mir Liebe einschließt, dann betrifft das auch meinen künstlerischen Beruf, und weil ich diesen ausüben möchte, da er für meine Persönlichkeit sehr wichtig ist, verzichte ich bewusst auf ein dauerhaft gemeinsames Zusammensein. Wir leben also oft an unterschiedlichen Orten und verbringen Zeit ohne einander. Ob wir solche Zeiten der Distanz „brauchen“ und die Nähe danach intensiver ist? Schwer zu sagen. Aber die Freiheit, sich selbstbestimmt entwickeln zu können, empfinde ich auf jeden Fall als sehr wohltuend in unserer Beziehung.

 

Bhajan: Was selbst bei räumlicher Distanz das Schöne ist, wir spüren den Geliebten ja immer in unserem Herzen.

 

(Das ganze Interview findest du in der Sonderausgabe von YOGA Aktuell zum Thema Liebe im November.)
 
Bhajan Noam
 
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