Zen und Kundalini-Yoga

Als Hakuin den Zen-Weg entdeckte, war er sehr begeistert. Er wollte schnell das Ziel der Erleuchtung erreichen. Er strengte sich sehr an und meditierte Tag und Nacht. Aber er überforderte seinen Körper und seinen Geist. Nach einem Monat bekam er Angstzustände, Halluzinationen und Fieber. In seinen Ohren war ein ständiges Sausen, sein Herz schmerzte, er hatte Atembeschwerden und seine Füße wurden kalt.

Hakuin ging zu einem Arzt. Der Arzt gab ihm viele Pillen, die aber letztlich nichts nützten. Hakuin war verzweifelt. Wie sollte er seine Krankheit überwinden? Seine Krankheit hinderte ihn daran, weiterhin intensiv zu meditieren. Für den Weg der Erleuchtung ist ein gesunder Körper und ein gesunder Geist sehr hilfreich. Hakuin wünschte sich seine Gesundheit zurück.

Da hörte er von einem alten Eremiten, der in einer Höhle in den Berge lebte. Dieser alte Mann sei aber schwer zu finden. Er sei sehr menschenscheu. Wenn sich ihm Besucher näherten, neigte er dazu zu flüchten. Aber er sollte über besondere Fähigkeiten verfügen und schon viele Menschen geheilt haben.

Hakuin machte sich sofort auf den Weg. Er drang immer tiefer in die Berge vor, fragte die Holzfäller nach dem Weg, kämpfte sich durch den Schnee, kletterte steile Felswände empor und erreichte tatsächlich nach einiger Zeit die Höhle des Einsiedlers.

In der Mitte der Höhle saß der Eremit und meditierte. Er schien schon sehr alt zu sein, aber er strahlte eine Energie von Reinheit und Heiligkeit aus. Hakuin hatte sofort Vertrauen zu ihm und erzählte ihm von seinem Leid. Der Eremit hieß Hakuyushi. Hakuyushi war sofort klar, woran Hakuin litt. Er stellte fest: "Du hast zu streng meditiert. Dadurch hast du deinen Körper und deine Psyche ruiniert. Ich fürchte, dass dich niemand mit den normalen Mitteln heilen kann."

Hakuin fragte, was ihm helfen könnte. Da gab ihm der Alte den Kundalini-Yoga. Er schenkte ihm eine Kundalini-Meditation, mit der sich Hakuin innerhalb eines Monats von den meisten Beschwerden heilen konnte. Insgesamt brauchte er zu seinen Heilung drei Jahre. Und er wurde nicht nur geheilt. Viele Male erlebte er wunderbare Zustände der Glückseligkeit und gewann tiefe Einsichten. Er verband die Zen-Meditation mit dem Weg des Kundalini-Yoga und brach so zur Erleuchtung durch. Und er blieb sein Leben lang körperlich gesund und innerlich stark.

Kurz zusammengefasst praktizierte Hakuin folgende Kundalini-Meditation: "Stelle dir auf deinem Kopf einen Klumpen köstlicher weicher Butter vor. Die Butter kühlt deinen Kopf und fließt dann langsam über die Schultern, deine Wirbelsäule, deinen Brustkorb, deinen Bauch und dein Becken bis zu Füßen herab. Dann sammelt sich die heilende Flüssigkeit und strömt in deinen Kopf, deinen Brustkorb, deinen Bauch und deine Beine hinein. Dein Kopf wird klar, die Stauung in der Lunge löst sich, deine Bauchprobleme heilen und du spürst Kraft in deinen Beinen und Füßen. Kraft, Gesundheit und Glück erfüllen deinen ganzen Körper. Verweile bei deinem inneren Glück und im Laufe der Zeit wirst du von innen her erleuchtet werden. Du wirst Licht, Frieden und Glück ausstrahlen."

Der Eremit erklärte Hakuin, dass er mit dieser Methode schon viele Krankheiten geheilt hat. Manchmal gibt es kurz nach dem Beginn eine Verschlechterung der Symptome. Es treten Hitzewallungen, Muskelzuckungen und negative Gedanken auf. Das sind Zeichen der Lösung von Energieblockaden. Das geht aber nach einiger Zeit normalerweise vorbei. Der Gewinn ist langfristig unermeßlich. Es ist gut auf dem Weg des Kundalini-Yoga einen erleuchteten Meister zu haben, der einen auf dem Weg führt und bei Krisen hilft. Man kann zu Buddha, Padmasambhava, Amitabha oder dem Dalai Lama beten. Und sich mit seiner inneren Weisheit verbinden und von innen heraus spüren, was einem gut tut. Im Zweifel sollte man den Kundalini-Yoga sanft praktizieren.

(Aus Thomas Cleary, Zen-Geschichten).

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