Yugas, die kosmischen Zeitalter

Kommentar zum Kapitel 8, Verse 16-19

Vers 16

À-brahma-bhuvanāl lokāḥ punar āvartino ’rjuna

mām upetya tu kaunteya punar janma na vidyate

„Alle Welten, auch die Welt Brahmas, unterliegen der Wiederkehr, Oh Arjuna; wer aber Mich erreicht, Oh Sohn Kuntis, wird nicht wiedergeboren.“

Wiederkehr und Inkarnation

Manche Menschen denken, mit dem Tod sei alles vorbei, und sie hoffen, alle leiden hören mit dem Tod auf. Krishna sagt jedoch, dass wir immer in diese Welt wiederkehren. Was wir in diesem Leben nicht erledigt haben, müssen wir im nächsten Leben weitermachen.

Sogar die Welt als Ganzes inkarniert sich wieder von neuem. Selbst Brahma, der Schöpfer, muss sich wieder inkarnieren, wenn er die Gottverwirklichungen nicht erreicht hat. Das ist mindestens eine Interpretation. Es gibt Brahman, das Absolute, und Brahman das Absolute manifestiert sich als die Welt. Innerhalb von dieser Welt gibt es so viele Einzelseelen, die danach streben, die Vollkommenheit zu erreichen. Wer die Vollkommenheit nicht erreicht hat, inkarniert sich wieder und wieder von neuem, bis man die Vollkommenheit erreicht hat. Wenn man Gott erfahren hat, vollständig erfahren hat, zu Gott gekommen ist, dann ist man auf Dauer in dieser Erfahrung der Unendlichkeit und der Ewigkeit. 

 

  1. Vers

Sahasra-yuga-paryantam ahar yad brahmaṇo viduḥ

rātri yuga-sahasrāntā te ’ho-rātra-vido janāḥ

„Die Menschen, die den Tag Brahmas kennen, der tausend Yugas (Zeitalter) dauert, und die Nacht, die ebenfalls tausend Yugas währt, kennen Tag und Nacht.“

Zeitalter

Yuga heißt Zeitalter. Die indischen Schriften haben verschiedene Systeme entwickelt, wie man das Alter der Welt berechnet. Manchmal hilft es, aus der Kleinlichkeit des Alltags herauszukommen, wenn man sieht, in welchen Dimensionen die alten Inder das Alter der Welt berechnet haben. Westler haben ja noch vor ein paar Jahrhunderten gedacht, die Welt ist gerade mal 6000 Jahre alt. Wenn man alle Patriarchen des Alten Testaments zusammenzählt und das weiter führt bis zu der Zeit von Jesus, dann kommen manche darauf, dass Gott die Welt irgendwann zwischen 4000 und 5000 vor Christus geschaffen hat. Die Welt wurde also in Jahrtausenden berechnet. Heute denken Wissenschaftler, die Welt, das Weltall, habe ein Alter von 20 Milliarden Jahren, und man denkt, das sei schon sehr lange. Das ist es auch vom Standpunkt des Menschen betrachtet.

Aber die Inder haben in ganz anderen Dimensionen gerechnet und sie gehen ja nicht nur vom physischen Universum aus, sondern auch von feineren Universen. Unabhängig davon, ob das stimmt oder nicht stimmt, ob das eine Spekulation ist oder aus dem Überbewusstsein der Rishis kommt, denen diese Wahrheiten enthüllt sind, ist es interessant, sich mindestens mit einer davon zu beschäftigen.

Die Surya Siddhanta, eine Schrift über Astrologie und Kosmologie, hat eine bestimmte Weise, das Universum in seinem Alter zu sehen. In dem Buch „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“, in dem auch ein Kommentar zur Bhagavad Gita steht, ist das Ganze relativ ausführlich beschrieben, mit genauer Dauer. Auch in Swami Sivanandas Kommentar zur Bhagavad Gita zum Kapitel 8 Vers 17 beschreibt er das genauer.

Yugas: eine kurze Erklärung

Yuga bedeutet Zeitalter. Die Inder sprechen von vier Zeitaltern, also vier Yugas.

Es gibt Kaliyuga, das vierte Yuga, wörtlich das schlechteste Zeitalter, manchmal auch als dunkles Zeitalter bezeichnet. In dem befinden wir uns nach dieser Zählweise seit 3000 vor Christus, manche sagen konkret 3227 vor Christus. Die Gesamtdauer beträgt 432 000 Jahre, wir haben also noch einiges vor uns.

Dann gibt es Dvaparayuga, das dritte Yuga. Dvaparayuga liegt vor dem Kaliyuga und dauerte 864 000 Jahre, also (Dvapara) doppelt so lange wie das Kaliyuga.

Dann gibt es das Tretayuga, das zweite Zeitalter. Es dauert (Treta) dreimal so lange wie das Kaliyuga, also 1 296 000 Jahre.

Dann gibt es Kritayuga, das erste Yuga, das goldene Zeitalter, auch Satyayuga genannt, also das Zeitalter der Wahrhaftigkeit, in dem die Wahrheit am leichtesten erfahrbar ist. Seine Dauer beträgt 1 728 000 Jahre.

Wir kennen das auch aus der griechischen Mythologie, dort gibt es ebenfalls das goldene Zeitalter, Kritayuga entsprechend. Das silberne Zeitalter entspricht Tretayuga. Das Bronzezeitalter steht für Dvaparayuga. Das eiserne Zeitalter der Griechen und Römer wäre Kaliyuga. Diese Zeitalter zusammen dauern 4 320 000 Jahre.

Diese vier Yugas zusammengenommen sind ein sogenanntes Mahayuga, großes Zeitalter,  also 4 320 000 Jahre, manchmal auch als Devayuga, göttliches Zeitalter, bezeichnet.

Eine bestimmte Anzahl von Yugas, nämlich 71 Devayugas sind ein Manvantara. Das ist ein größeres Zeitalter, eine Manu-Periode.

Davon eine bestimmte Anzahl ist dann ein Tag Brahmas. Manchmal wird gesagt, dass 1 000 Mahayugas ein Tag von Brahma sind. Das sind also 4 000 320 000 Jahre. Ein Tag und eine Nacht von Brahma sind also doppelt so viele Jahre, also 8 000 640 000 Jahre. Ein Tag und eine Nacht von Brahma werden manchmal zusammen genannt als Tag-Nacht Brahmas. Ein Jahr Brahmas sind 360 dieser Tage und 100 Jahre Brahmas sind 311 Billionen und 40 Milliarden Erdenjahre. Das ist dann also ein Schöpfungszyklus. Wer das erkennt, dass es eine solche Dimension gibt, der kennt wahrhaftig Tag und Nacht.

Die jetzige Zeit: Kaliyuga

Also wir befinden uns im Kaliyuga, im dunklen Zeitalter, ein Zeitalter, in dem Materialismus stark ist, in dem wenige Menschen spirituell sind, in dem Menschen nicht sehr freundlich mit dem Planeten umgehen und so weiter. So könnte man sagen, es ist etwas deprimierend noch 425 000 Jahre vor sich zu haben, aber auch innerhalb des großen Kaliyuga gibt es Unterzyklen. Zum anderen heißt das, dass es im Kaliyuga am schnellsten geht, die Gottverwirklichung zu erreichen. Deshalb dauert es auch relativ kurz und es heißt auch, dass auf anderen Planeten in diesem Moment andere Yugas sind. Es heißt ja auch, dass dieser Planet Erde nicht der einzige Planet ist, wo intelligentes Leben vorhanden ist, sondern auf vielen Planeten. Auf der Erde sind wir jetzt im Kaliyuga. Auf anderen Planeten ist es vielleicht Satyayuga oder Kritayuga. Du könntest dich auch im nächsten Leben nicht auf der Erde, sondern auf einem anderen Planeten inkarnieren.

Innerhalb dieses Kaliyuga können wir auch probieren, ein kleines goldenes Zeitalter zu schaffen, indem wir freundlich und mitfühlend miteinander umgehen. Vielleicht könnte auch Kaliyuga in ein mitfühlendes und freundliches Zeitalter hinübergehen.

Eine größere Dimension

Warum sollte man sich jetzt mit diesen großen kosmischen Phänomenen beschäftigen? Es spielt doch keine Rolle, ob dieses Universum nun wirklich 311 Billionen Jahre alt ist oder weniger oder doch nur 20 Milliarden Jahre. Manchmal hilft es, in großen Weiten zu denken, um etwas mehr Abstand von sich selbst zu bekommen. Vor dem Hintergrund von Milliarden von Jahren spielt ein kleines Leben nicht die große Rolle. Mit dem Hintergrund von diesen unendlichen Galaxien spielt das, was in diesem kleinen Staubkorn namens Erde passiert, auch nicht die allergrößte Rolle. Manchmal ist es gut, nachts den Himmel anzuschauen und sich diese unendlichen Weiten, Riesenuniversen, Galaxien und Sterne bewusst zu machen und sich dann einen Moment klein zu fühlen, aber zu wissen, ich bin die Seele in dem ganzen Universum. Dann sind deine Alltagsprobleme vorübergehend klein, und es fällt dir leicht, das Göttliche zu erfahren.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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