Große Menschen, ein gutes Beispiel
Kommentar zur Bhagavad Gita 3. Kapitel ab Vers 21
Krishna sagt: „Was ein großer Mensch tut, das tun auch die Anderen, was er zur Regel erhebt, dem folgt die Welt“.
Hier sagt Krishna: Wenn du eine gewisse Verantwortung hast, wenn du irgendwo im Rampenlicht und in der Öffentlichkeit stehst. Wenn du Yogalehrer/in bist, dann gibst du ein Beispiel, dann hast du eine gewisse Verantwortung für die Menschen.
Du brauchst nicht mehr zu handeln um etwas zu erreichen um ein großer Mensch, ein Sthitaprajna zu sein. Du brauchst nichts mehr von dieser Welt, dein Glück hängt nicht von Lob oder Tadel, von Sinnesbefriedigung ab. Aber man hat zusätzlich Aufgaben. Die Aufgabe sich so zu verhalten, dass andere dem auch folgen können.
So sagt Krishna im nächsten Vers: „Es gibt nichts, oh Arjuna, was ich tun müsste, es gibt für mich nichts unerreichtes zu erreichen und doch handele ich weiter.“ Krishna Inkarnation Gottes.
Gott braucht nichts, Gott muss nichts erlangen, trotzdem fährt Gott fort, Dinge zu tun. Und auch wenn Gott menschliche Gestalt annimmt (wie Krishna) braucht er nichts. Er kann sich bewusst machen, ich bin Krishna, ich bin das Unendliche, das Ewige. Er hat Aufgaben in dieser Welt, nicht um etwas für sich zu erreichen. Noch nicht einmal um sich spirituell zu entwickeln. Er ist vollkommen und handelt trotzdem weiter.
Krishna
„Wenn ich nicht stets handele Arjuna, würden die Menschen mir in dieser Weise auch nachfolgen. Die Welten würden vergehen, wenn ich nicht handele. Ich wäre der Verursacher von Verwirrung und Untergang aller Wesen“.
Sei dir bewusst, wenn du handelst und vielleicht eine gewisse Rolle hast und in der Öffentlichkeit stehst. Das bist du schon als Yogalehrer/in. Dann kommt es nicht darauf an, was du magst und nicht magst. Dass es dir egal ist, ob Menschen dich loben oder nicht, sondern du hast auch eine gewisse Verantwortung. Zu deinem Dharma gehört auch ein gewisses Beispiel zu geben, für Andere.
Kommentar zum 25. Vers im 3. Kapitel in der Bhagavad Gita
„Die Unwissenden handeln aus Verhaftungen an die Handlungen oh Arjuna. Der Weise muss ohne Verhaftungen handeln und das Wohlergehen der Welt wünschen.“
Die Unwissenden handeln, weil sie etwas erreichen wollen, weil sie gierig sind, irgendwo Wünsche haben. Weil sie gelobt werden, ihren Lebensunterhalt verdienen wollen usw.
Der Weise handelt nicht deshalb. Dem Weisen ist egal, was andere von ihm denken. Dem Weisen ist egal, ob er einen Gewinn hat oder nicht. Der Erfolg des Weisen hängt nicht ab, von Lob und Tadel, von schön oder nicht schön usw.
Der Weise handelt, weil etwas getan werden muss.
Der Nicht-Weise der ohne Verhaftungen handelt, um zu lernen. Er ist in der Welt und tut Dinge um an den Lektionen zu wachsen. (Krishna sagt das ein paar Verse davor)
Indem du verhaftungslos wirkst, entwickelst du dich. Du machst Erfahrungen und daran wächst du.
Umgekehrt: Indem du etwas tust, kultivierst du Fähigkeiten und Eigenschaften und damit entwickelst du dich.
Man könnte sagen, es gibt drei Stufen:
- Ein ganz Unwissender, handelt aus Verhaftungen um Wünsche zu befriedigen und etwas zu erreichen.
- Spirituelle Aspiranten, sie handeln und nehmen das Karma an, als Lern-Lektionen und tun etwas um sich zu entwickeln und durch diese Entwicklung zu Gott zu kommen.
- Das Verhalten der Weisen dient nicht um etwas zu lernen, sie müssen auch nichts mehr lernen oder um Wünsche zu befriedigen.
Warum handeln Weise wie Swami Sivananda oder Anandamayi Ma?
Sie handeln für das Wohlergehen dieser Welt.
Kommentar zum 26. Vers im 3. Kapitel der Bhagavad Gita
„Der Weise verwirre nicht den Geist der Menschen, die an ihrem Handeln hängen. Er ermutigt sie zu allen Handlungen und führe sie selbst mit Hingabe aus“. Wenn du mal zu einem Weisen geworden bist, beherzige diese Worte.
Kommentar zum 27. Vers im 3. Kapitel der Bhagavad Gita
Alle Handlungen sind aus den Eigenschaften der Natur geschmiedet.
Der Mensch, dessen Geist mit dem Ich getrübt ist, denkt, ich bin der Handelnde. Hier ist eine Einstellung eines Karma Yogis, man könnte sagen, eine vedantische.
Alle Handlungen werden ausgeführt von der Prakriti - Kriya na meni, die Natur. Durch die Gunas, die Eigenschaften der Natur. Es geschieht, bevor es abläuft. Nicht ich tue etwas, sondern bevor es geschieht.
Der Körper macht etwas, die Psyche macht etwas. Ich bin weder Körper noch Psyche. Körper und Psyche sind Teil der Prakriti.
Beispiele
Es ist so ähnlich wie z. B. dein Herz, ist Teil deines Körpers. Dein Herz hat als Aufgabe, deinen Körper zu versorgen. Das Herz überlegt individuell soll ich schlagen, soll ich nicht schlagen, wie viel will ich schlagen usw. Die Prakriti des Körpers lässt das Herz schlagen.
Wenn das Herz denkt, ich bin so großartig, ich schlage so viel und denkt vielleicht, der Oberarm Muskel taugt gar nichts. Der macht nur ab und zu etwas, ich mache viel mehr. Oder der Magen ist einfach so da und wird ernährt. Das Bewusstsein des Herzens, ist das Bewusstsein des ganzen Körpers.
Dein Bewusstsein ist das Bewusstsein der ganzen Welt. Körper und Psyche sind Teil der Prakriti. Die Eigenschaften der Gunas tun etwas, du tust nichts.
Bhagavad Gita
„Wer die Wahrheit über die Bereiche und die Funktionen der Gunas kennt, oh Arjuna, weiß das sich die Gunas als Sinne zwischen den Objekten bewegen, ist nicht verhaftet“.
Er hatte vorher gesagt, eine Möglichkeit die Handlung zu tun, als Opfer und als Gottesverehrung.
Das ist die Weise im Bhakti Yoga, wie wir handeln ohne Verhaftungen. Hier will er uns Jnana Yoga, ohne Verhaftungen lehren. Du könntest einfach sagen, die Gunas tun etwas, die Prakriti tun etwas, Körper und Psyche tun etwas. Aber ich bin das unsterbliche Selbst, ich tue nichts.
Bhagavad Gita 29. Vers im 3. Kapitel
„Wer durch die Eigenschaften der Natur getäuscht ist, der hängt an den Funktionen der Gunas. Der Mensch der vollkommenes Wissen besitzt, höre nicht das Wissen dessen, der unvollkommen ist“.
Der Weise erkennt, er macht nichts, die Gunas machen alles. So möge man das nicht den Unwissenden sagen, die sonst zu träge werden oder sagen: „Was soll das Ganze, ich muss nichts tun, es geschieht sowieso“.
Bhagavad Gita 30. Vers im 3. Kapitel
„Entsage allem Karma in mir, konzentriere den Geist auf das Selbst, sei frei von Begierde, Ich-Gedanken, Kummer und Kämpfe“.
Krishna fasst zusammen
- Entsage dem Karma, wenn du etwas tust, das du etwas bekommen müsstest.
Handele nicht heraus, um Verdienste zu erwerben oder keine Vergehen zu machen.
Mache dir kein schlechtes Gewissen, habe keine Angst vor Sünde.
- Konzentriere den Geist auf das Selbst. Das Selbst ist unsterblich.
- Sei frei von Begierde. Denke nicht, ich will etwas erreichen.
- Sei frei von Ich-Gedanken. Identifiziere dich nicht und denke nicht, ich muss das tun.
- Sei dir bewusst, ehe es geschieht, ich will ein Instrument sein.
- Sei frei von Kummer und Sorgen, in dem Bewusstsein, es geschieht was geschehen soll.
- Kämpfe und bemühe dich um etwas, tue etwas mit Intensität.
Bhagavad Gita 31 Vers im 3. Kapitel
„Die Menschen, die beständig und voll Glauben sind, ohne Anstoß zu nehmen und eine Lehre befolgen, werden vom Karma befreit“.
Wie befreist du dich vom Karma?
Wie schaffst du kein neues Karma?
Wie wirst du befreit von Getriebenheit, von Handlungen? Es kommt darauf an was im Außen geschieht, ob du Höhen und Tiefen hast.
Folge diesen Lehren von Krishna.
Bhagavad Gita 32 Vers im 3. Kapitel
„Die Menschen aber die an meinen Lehren Anstoß nehmen, die nicht praktizieren, deren Wissen vollkommen getäuscht ist und die keine Unterscheidungsfähigkeit besitzen, wisse, sie sind unvermeidlich der Zerstörung preisgegeben“.
Das sagt Krishna, auch wenn man sich als spiritueller Aspirant ethisch verhält, wenn man sich als Instrument ansieht, nicht mehr nach Anerkennung giert. Dann mag es manchmal so erscheinen, dass es andere gibt, die durch ihr egoistisches und ihre Getriebenheit durch Wünsche, schneller Erfolg erreichen.
Dann denkt man, was bringt mir das ganze Yoga. Der andere hat nicht das ethische Denken, hat ein dickes Ego. Krishna sagt, sie mögen kurzfristig erfolgreich sein, langfristig, rennen sie in ihr Verderben.
Bhagavad Gita 33 Vers im 3. Kapitel
„Auch der Weise handelt gemäß seiner Natur. Die Wesen folgen der Natur“.
Was kann Einschränken bewirken?
Es gibt die sogenannte Prakriti. Prakriti ist die Natur. Man sollte seiner Natur folgen. Man sollte nicht Raga und Dvesha folgen (mögen und nicht-mögen).
Ayurveda
Auch im Ayurveda gibt es die Unterscheidung, zwischen Prakriti und Wünschen usw.
- Vata, Luftiger Typ, Leichter Typ, offener, kommunikativ
- Pitta, feuriger Typ, der was machen muss, etwas durchsetzen
- Kapha, gemütlich
Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Temperamente. Diesem Temperament kann und sollte man folgen. Manche sind mehr künstlerisch, die können mehr das künstlerische umsetzen. Manche sind intellektuell und können dem folgen, manche sind mehr handwerklich usw.
Es gibt Menschen wie Swami Chidananda, er war ein ruhiger, feiner, edler Mensch, schlanker Mensch. Er folgte dieser Prakriti.
Unterschiedliche Prakritis heißen unterschiedliche Verhaltensweisen und auch die Weisen folgen dieser Prakriti.
Bhagavad Gita 34 Vers im 3. Kapitel
„Verhaftung und Abneigung gegenüber den Sinnesobjekten unterliegen in den Sinnen. Niemand möge unter ihren Einfluss gelangen, denn sie sind seine Feinde“.
Prakriti ist etwas anderes als mögen und nicht mögen (Raga und Dvesha). Wenn du etwas nicht magst, heißt das nicht, dass dies nicht deine Aufgabe ist. Manche Menschen sagen vorschnell „Das ist nicht mein Ding“. Sie denken sie folgen den Lehren von Krishna.
Krishna sagt, man soll seiner Natur folgen. Manchmal spürt man tief vom Herzen, von der Seele her, das muss getan werden. Das sagt meine Prakriti, das sagt mein Svabhava, das sagt meine Svarupa. Folge deiner Natur, die Weisen folgen ihrer Natur. Pass auf das du nicht Raga, Dvesha oder der Ich-Identifikation folgst, Ängste, Kränkung. Das zu unterscheiden ist nicht einfach, Antagonismus, die Polarität. Folge deiner Natur, aber nicht aus mögen und nicht mögen.
Bhagavad Gita 35 Vers im 3. Kapitel
„Besser ist die eigene Pflicht, auch wenn sie nicht verdienstvoll ist, als eine noch so gut erfüllte fremde Pflicht. Besser ist der Tod, in der eigenen Pflicht. Die fremde Pflicht, ist furchtbeladen und schafft Gefahr“.
Finde heraus, was ist deine Aufgabe und tue sie, selbst wenn andere dich kritisieren und du nicht gelobt wirst. Mach nicht, was die Pflicht eines Andern ist, selbst wenn du dafür gelobt werden würdest.
Beispiele
Angenommen du hast ein Kind. Dein Kind hat Hausaufgaben. Wenn du die Hausaufgaben deines Kindes machst, dann mag nachher dein Kind eine gute Note bekommen. Aber du hast nicht deine Aufgabe gemacht, sondern die deines Kindes. Was lernt dein Kind davon, wenn du die Aufgabe deines Kindes machst. Besser das Kind macht die Aufgabe, oder macht es nicht, weil es keine Lust hat und trägt nachher die Konsequenzen.
Oder jemand der neu ist, macht seine Aufgabe sehr langsam, dann machst du sie. Dann magst du das schneller tun und hast das Gefühl, was bin ich für ein toller Hecht. Aber der, der die Aufgabe eigentlich hat, der lernt nichts und wird immer das Gefühl haben, ich tauge nichts. Überlege was ist die Aufgabe des Anderen, was ist meine. Tue du deine Aufgabe und lass den Anderen seine tun.
Beim nächsten Mal spricht Krishna darüber, wie können wir es vermeiden, schlechte Handlungen zu machen gegen unseren eigenen Willen. Arjuna fragt: „Warum sündigt ein Mensch, warum setzt man das nicht um, was man sich vorgenommen hat“?
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
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