Yogi verirrt sich im Moor

Gestern haben Barbara und ich uns im Wittmoor verlaufen. Neben unserem Dorf Duvenstedt, das inzwischen eine Kleinstadt im Nordosten von Hamburg geworden ist, gibt es zwei Naturschutzgebiete. Das eine Naturschutzgebiet kenne ich sehr gut. Es liegt direkt um unser Haus herum. Hier gehe ich jeden Tag spazieren und kenne fast alle Wege. Es ist eine weitgestreckte Landschaft aus Wäldern, Wiesen, einem Fluss und einem Moor in der Ferne. Das andere Naturschutzgebiet liegt im Norden von Duvenstedt auf der anderen Seite des Ortes. Hier war ich vor sechzig Jahren nur einmal kurz. In diesem Gebiet kenne ich mich nicht aus.
Barbara und ich beschlossen mit unserem Hund dieses Gebiet zu erkunden. Zuerst ging alles gut. Wir fuhren mit unserem Auto etwa fünf Minuten durch das Dorf bis zum Rand des Wittmoors. Da war ein Parkplatz. Dort ließen wir unser Auto und spazierten frohgemut ins Wittmoor hinein. Barbara war begeistert von der schönen Landschaft. Hier hatten wir wirklich eine wunderschöne Natur entdeckt. Wittmoor bedeutet weißes Moor. In einer lieblichen Landschaft mit vielen Hügeln und weiten offenen Flächen wuchsen viele weiße Birken. Auf einem Hügel entdeckten wir sogar eine große Fläche mit blühender Heide. Es sah aus wie in der Lüneburger Heide. Auf einer kleinen Bank ruhten wir uns aus und genossen den schönen Tag. Die Sonne schien. Es war angenehm warm und wir hatten gute Laune. Barbara fotografierte fröhlich mich und den Hund.
Doch das Unglück dräute. Es gab in dem riesigen Wittmoor viele Wege. Man durfte sie nicht verlassen, damit man nicht im Moor versinkt. Als Pfadfinder wusste ich, dass man sich in einem neuen Waldgebiet genau die Wegmarkierungen merken muss. Sonst verläuft man sich leicht. Alle Bäume sehen ähnlich aus und die Richtung ist bei krummen Wegen oft nicht leicht zu bewahren. Ich hatte mir alle Abzweigungen gemerkt. Nur bei der ersten Abzweigung war ich nachlässig gewesen. Mir war das bewusst, aber ich dachte, dass ich die Abzweigung zu unserem Auto schon wiedererkennen würde.
Leider irrte ich mich. Wir gingen eine Abzweigung zu weit und schon wussten wir nicht mehr wo wir waren. Barbara wurde wütend und gab mir die Schuld. Das ist ihre normale Panikreaktion. Ich blieb gelassen. Das ist meine normale Reaktion in Katastrophensituationen. Wir gingen den Weg weiter und verliefen uns immer mehr. Zwei Stunden irrten wir durch das Moor. Barbara fragte einen Spaziergänger nach dem Weg. Und der gab uns auch noch eine falsche Auskunft. Ich betete zu meinen Meistern um Führung und Hilfe. Ich hatte spontan die Idee, bei einer Abzweigung im Wald nach rechts zu gehen. Barbara wollte links herum entsprechend dem Rat des Spaziergängers. Zum Glück folgte sie trotzdem diesmal meiner Intuition.
Eine halbe Stunde später erkannte ich plötzlich den Weg wieder, auf dem wir gekommen waren. Jetzt wusste ich wo wir waren und konnte die richtige Abzweigung finden. Wir waren völlig erschöpft, bis auf den Hund, dem hatte das Ganze großen Spaß gemacht. Er roch mit seiner Nase auch wo der richtige Weg war. Aber da er Lust auf ein Abenteuer hatte, hatte er uns nichts verraten. Nun führte er uns fröhlich zum Auto. Wir fuhren nach Hause und erholten uns erstmal wieder bei Kaffee und Kuchen. Danach meditierte ich eine Runde.
Jetzt tauchten viele negative Gedanken in meinem Geist auf. Ich spürte nachträglich die Panik und ging hindurch. So konnte ich sie auflösen. Nicht auflösen konnte ich die Vorwürfe, die ich mir machte. Ich hätte besser auf den Weg achten sollen. Ich neige dazu mich selbst zu kritisieren und klein zu machen. Ich versuchte es mit positivem Denken. Ich machte mir klar, dass letztlich alles gut ausgegangen war. Es war ein Wunder geschehen. Nach meinem Gebet hatten wir den richtigen Weg gefunden. Ich bemühte mich die Dinge so anzunehmen wie sie sind. Ich versuchte trotz allem Chaos meine Welt als Paradies zu betrachten. Aber nichts half. Das ließ ich einfach alles los und trat ins Sosein ein. Alles ist so wie es ist. Auch ich mache Fehler. Auch ich bin einfach so wie ich bin. So fand ich inneren Frieden. Und kurze Zeit später war ich wieder im inneren Glück und konnte meine Welt als schön erkennen.

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Kommentare

  • Danke. Eine gute Idee.

  • Lieber Nils!

    Mit großem Interesse habe ich deine Geschichte gelesen. Moor hat mich angezogen und Wandern. Habe auch gleich gegoogelt. Die Bilder zeigen ein ganz wunderbares Wittmoor. Da würde ich auch gerne laufen und schauen und staunen.

    Als Tiroler weiß ich um die Wichtigkeit der Orientierung, wobei es bei uns üblicherweise einfach ist; man folgt einem Bächlein. Jeder Bach fließt nach unten und unten ist die Zivilisation. Nichtsdestotrotz verwende ich seit Jahren schon die App "LocusMap". Ein fantastisches Hilfsmittel. Verlaufen unmöglich. Heuer im Sommer konnte ich sogar Deutschen Mitmenschen beim Wandern rund um Bad Meinberg den richtigen Weg weisen.

    So wie wir Scheren, Augengläser und Computer verwenden, ist eine digitale Landkarte ein hilfreiches yogisches Hilfsmittel.

    Namasté :-)

    Gerhard

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