Yoga und die griechische Philosophie

 

Aristoteles und das gute Leben

In der idyllischen Landschaft Athens, umrahmt von den schneebedeckten Gipfeln des Parnass, schlenderte Aristoteles mit seinem Schüler durch den Akademie-Garten. Die Sonne warf lange Schatten der Olivenbäume auf den gepflasterten Weg, während die beiden Philosophen in angeregter Unterhaltung versunken waren. Aristoteles glaubte, dass Glück (Eudaimonia) erreicht wird, wenn wir unsere Fähigkeiten entfalten und ein erfülltes Leben führen. Ein Schüler fragte ihn einmal: „Wie finde ich mein Glück?“

Aristoteles legte eine Hand auf die Schulter seines Schülers. „Das Glück, mein Freund, ist kein Ziel, das man erreicht und dann für immer besitzt. Es ist vielmehr ein Weg, eine kontinuierliche Entwicklung. Es ist das Leben in Übereinstimmung mit der Tugend.“

Der Schüler nickte, doch seine Augen drückten noch immer Unsicherheit aus. „Welche Tugenden sollte ich entwickeln, um glücklich zu sein?“

Aristoteles erklärte: „Die Griechen haben fünf Tugenden besonders geschätzt: Weisheit, Tapferkeit, Mäßigung, Gerechtigkeit und Frömmigkeit. Die Weisheit hilft uns, die Welt zu verstehen und kluge Entscheidungen zu treffen. Die Tapferkeit gibt uns den Mut, unseren Überzeugungen treu zu bleiben, auch wenn es schwierig wird. Die Mäßigung lehrt uns, unsere Leidenschaften zu zügeln und ein ausgeglichenes Leben zu führen. Die Gerechtigkeit fordert uns auf, fair und moralisch zu handeln, und die Frömmigkeit verbindet uns mit etwas Größerem als uns selbst. Die Frömmigkeit betont die Verbindung mit den Göttern, damit wir das Göttliche in uns entwickeln können.“

Der Schüler lauschte aufmerksam. „Aber wie kann ich in meinem Leben glücklich werden?“ „Indem du deine Talente entfaltest und anderen dienst“, antwortete Aristoteles. „Jeder von uns hat einzigartige Gaben, die er der Welt zu geben hat. Wenn du deine Fähigkeiten nutzt, um anderen zu helfen und Gutes zu tun, wirst du nicht nur ein glücklicheres Leben führen, sondern auch die Welt zu einem besseren Ort machen.“

Diogenes und die Suche nach dem Glück

Diogenes, ein Athener, lebte in einer Tonne am Strand und praktizierte dort ein Leben in strenger Askese. Er verzichtete auf nahezu alle materiellen Besitztümer und lebte in Einklang mit der Natur. Sein Zuhause war eine einfache Tonne, ein Symbol seiner Entsagung und seines Strebens nach einem einfachen Leben.

Die Abgeschiedenheit vom gesellschaftlichen Leben ermöglichte es Diogenes, sich ganz auf seine spirituelle Praxis zu konzentrieren. Er lebte in Ruhe und Stille am Strand, weit entfernt vom Trubel der Stadt. Seine Askese war nicht Selbstzweck, sondern ein Mittel, um die Fesseln des Ego zu lösen und die wahre Natur des Selbst zu erkennen.

Diogenes war überzeugt, dass der Weg der strengen spirituellen Praxis zur Erleuchtung führt. Er sah in der Entsagung und der Selbstbeherrschung den Schlüssel zur Befreiung von Leid und Unzufriedenheit. Sein Leben war ein ständiges Training, um die innere Ruhe zu finden und das Einheitsbewusstsein zu erfahren.

Diogenes, der Mann in der Tonne, war wahrlich ein Original. Ein Athener mit einer Vorliebe für das Unkonventionelle, der sich das Leben so einfach machte wie nur möglich. Diogenes war kein Mann der halben Sachen. Wenn er sich entschied, ein Leben in Armut zu führen, dann tat er das mit voller Überzeugung. Er besorgte sich sein Essen, wo er es fand, und tat Dinge, die die Leute zum Staunen und manchmal auch zum Lachen brachten. So soll er einmal am helllichten Tag mit einer Laterne durch Athen gelaufen sein und erklärt haben, er suche einen ehrlichen Menschen. Damit wollte er auf die Heuchelei aufmerksam machen, die er in der Gesellschaft sah.

Bei einer Hochzeit in Athen soll Diogenes mitten in die Feier gestürmt sein und angefangen zu tanzen und zu singen. Als die Gäste ihn verwundert ansahen, soll er gesagt haben: „Ich tanze, damit ihr seht, dass auch ein Weiser feiern kann!“

Seine Begegnung mit Alexander dem Großen ist ebenfalls legendär. Der mächtige König kam, um den berühmten Philosophen zu besuchen, und fragte ihn, ob er einen Wunsch habe. Diogenes soll daraufhin nur geantwortet haben: „Geh mir nur ein wenig aus der Sonne!“ Diese Antwort brachte Alexander zum Lachen, denn er erkannte die Weisheit in Diogenes‘ Einfachheit. Beeindruckt von Diogenes‘ Unabhängigkeit und seiner Ablehnung des Überflusses sagte Alexander: „Wenn ich nicht Alexander wäre, möchte ich Diogenes sein.“ Diogenes lächelte nur und erwiderte: „Wenn ich nicht Diogenes wäre, möchte ich immer noch ein Niemand sein.“

Diogenes war nicht nur ein Spaßvogel, sondern auch ein scharfer Kritiker der Gesellschaft. Er spottete über die Reichen und Mächtigen, die sich mit Reichtümern und Ehren beluden, ohne dabei ihr wahres Selbst zu erkennen. Aber Diogenes war nicht nur ein Zyniker. Er war auch ein Weiser, der die Menschen zum Nachdenken anregte. Er stellte die Werte seiner Zeit infrage und lebte nach dem Prinzip: „Das Wesentliche ist einfach; alles andere ist überflüssig.“

Warum war Diogenes so beliebt? Vielleicht lag es an seinem Humor, seiner Ehrlichkeit oder einfach daran, dass er den Mut hatte, anders zu sein. In einer Welt voller Konventionen war Diogenes eine erfrischende Ausnahme. Er zeigte uns, dass Glück nicht von Reichtum oder Status abhängt, sondern von unserer inneren Einstellung.

Die Weisheit des Heraklit

In der antiken Stadt Ephesos lebte ein weiser Philosoph namens Heraklit. Er war bekannt für seine tiefgründigen Gedanken und seine Überzeugung, dass alles im Fluss ist. „Panta rhei“, sagte er oft, was so viel bedeutet wie „Alles fließt“.

Eines Tages saß Heraklit am Ufer des Flusses Kaistros und beobachtete das Wasser, das unaufhörlich vorbeiströmte. Während er dort saß, kam ein junger Mann namens Lysander zu ihm. Der junge Mann war verzweifelt und voller Sorgen über sein Leben. „Heraklit“, begann er, „ich fühle mich ständig unruhig und beunruhigt. Die Dinge um mich herum machen mich traurig und ängstlich. Was soll ich tun? Wie kann ich glücklich sein in einer Welt voller Veränderungen?“

Heraklit antwortete: „Akzeptiere den Fluss des Lebens; wahres Glück kommt aus der Anpassungsfähigkeit. Lass uns einen Moment am Fluss verweilen“, sagte er und deutete auf das Wasser. „Siehst du, wie es fließt?“

Lysander schaute auf das Wasser und nickte, aber seine Sorgen schienen ihn weiterhin zu belasten. „Mein Job macht mir Stress, meine Beziehungen sind kompliziert – ich kann einfach nicht aufhören, darüber nachzudenken!“

Heraklit lehnte sich zurück und sprach mit ruhiger Stimme: „Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern unsere Gedanken über diese Dinge. Wenn du den Fluss deines Geistes nicht kontrollierst, wird er dich mitreißen.“

„Wie kann ich das tun?“ fragte Lysander verzweifelt.

„Beginne damit, deine Gedanken zu beobachten“, antwortete Heraklit. „Stell dir vor, deine Gedanken sind wie Wolken am Himmel – sie kommen und gehen. Du musst lernen, sie zu erkennen, ohne dich von ihnen mitreißen zu lassen.“

Er fuhr fort: „Wenn du zum Beispiel denkst: ‚Ich werde meinen Job verlieren‘, frage dich: Ist das wirklich wahr? Was könnte ich tun, um diese Situation zu verbessern? Indem du deine Gedanken hinterfragst und rationalisierst, kannst du den Sturm in deinem Geist beruhigen.“

Lysander dachte über die Worte des Philosophen nach. Er hatte nie zuvor darüber nachgedacht, dass seine eigenen Überzeugungen und Ängste die Quelle seines Unglücks waren. „Also liegt es an mir? Ich kann meine Gedanken ändern?“

„Ja“, bestätigte Heraklit mit einem Nicken. „Du bist der Kapitän deines eigenen Schiffs. Wenn du lernst, deine Gedanken zu steuern und sie nicht als absolute Wahrheiten anzunehmen, wirst du Frieden finden – egal wie turbulent das Wasser um dich herum ist.“

In den folgenden Wochen begann Lysander, regelmäßig am Fluss zu meditieren und seine Gedanken zu beobachten. Er stellte fest, dass viele seiner Ängste unbegründet waren oder aus übertriebenen Annahmen resultierten. Mit jedem Tag wurde er besser darin, seine Emotionen zu regulieren. Eines Tages kehrte er zu Heraklit zurück und strahlte vor Freude. „Ich habe gelernt! Es ist wahr – meine Gedanken haben Macht über mein Glück! Ich fühle mich jetzt viel freier.“

Epiktet und die Macht der Gedanken

In einer Zeit, als die Welt von Sklaverei und Unterdrückung geprägt war, lebte ein Mann, dessen größter Besitz seine Gedanken waren. Epiktet, ein griechischer Philosoph, geboren als Sklave, fand in der Philosophie einen Weg zur Freiheit. Nicht die äußeren Umstände, sondern die eigene Haltung zu ihnen, so lehrte er, bestimme das Glück eines Menschen.

Epiktets Leben war von Schicksalsschlägen gezeichnet. Als junger Mann wurde er verstümmelt und verkauft. Doch anstatt sich von seinem Schicksal erdrücken zu lassen, begann er, seine Gedanken zu schärfen wie ein Schmied sein Eisen. Er entwickelte eine Technik der Gedankenarbeit, mit der er seine innere Welt zu formen begann.

Seine Methode war einfach, aber wirkungsvoll: Er beobachtete seine Gedanken, als wären sie Fremde in seinem Kopf. Er untersuchte sie auf ihre Richtigkeit, ihre Nützlichkeit und ihren Einfluss auf seine Gefühle. Negative Gedanken, wie Ärger oder Neid, versuchte er zu erkennen und zu ersetzen durch ruhigere, ausgeglichene Überlegungen.

Stellen wir uns vor, Epiktet sitzt auf dem Markt von Rom. Ein reicher Mann schlendert vorbei, prahlt mit seinem Reichtum und wirft verächtliche Blicke auf die Sklaven. In Epiktets Kopf tauchen Gedanken auf: „Warum habe ich nicht so viel Glück? Ich bin ein Sklave, er ist frei. Er ist besser als ich.“

Doch Epiktet unterbricht diesen Gedankenstrom. Er erinnert sich an seine Lehren: „Es sind nicht die äußeren Umstände, die uns glücklich oder unglücklich machen, sondern unsere Interpretation dieser Umstände.“ Er atmet tief ein und sagt zu sich selbst: „Ich habe zwar nicht so viel Reichtum, aber ich habe meine Freiheit. Meine Gedanken sind mein Königreich.“

Epiktet war nicht nur ein Theoretiker, sondern auch ein Praktiker. Er gründete eine Schule, in der er seine Schüler dazu anregte, ihre eigenen Gedanken zu untersuchen und zu verändern. Seine Lehren fanden großen Anklang, denn sie boten den Menschen einen Weg, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, unabhängig von ihrer sozialen Stellung oder ihren äußeren Umständen.

Epiktets Technik der Gedankenarbeit ist auch heute noch relevant. In einer Welt, die von ständiger Reizüberflutung und negativen Nachrichten geprägt ist, ist es wichtiger denn je, seine Gedanken zu kontrollieren. Denn unsere Gedanken formen unsere Realität. Wenn wir lernen, unsere Gedanken zu beobachten und zu verändern, können wir mehr Frieden, Glück und Erfüllung in unserem Leben finden. Epiktet hat uns gezeigt, dass die wahre Freiheit nicht darin besteht, äußere Umstände zu kontrollieren, sondern darin, die innere Welt zu beherrschen.

Buddhismus und RET

Der Buddhismus und die Rational Emotive Therapie (RET) von Albert Ellis teilen einige grundlegende Prinzipien, insbesondere in Bezug auf den Umgang mit Gedanken, Emotionen und dem Streben nach innerem Frieden.

Im Buddhismus wird betont, dass unsere Gedanken und Bewertungen über die Welt einen direkten Einfluss auf unser Leiden haben. Die Lehre von Anicca (Vergänglichkeit) und Dukkha (Leiden) zeigt, dass unser Festhalten an bestimmten Gedanken und Vorstellungen zu Unzufriedenheit führt. Akzeptanz ist ein zentrales Konzept im Buddhismus. Es geht darum, die Realität so zu akzeptieren, wie sie ist, ohne an Wünschen oder Erwartungen festzuhalten. Dies führt zu einem Zustand des inneren Friedens. In der RET wird ebenfalls betont, dass Menschen lernen sollten, ihre Denkmuster zu erkennen und zu akzeptieren. Die Therapie hilft Klienten dabei, irrationale Überzeugungen abzubauen und eine realistischere Sichtweise zu entwickeln.

Der Buddhismus lehrt, dass negative Emotionen wie Angst oder Wut aus Anhaftung und Unwissenheit entstehen. Durch Achtsamkeit und Meditation können Menschen lernen, ihre Emotionen zu beobachten und nicht mit ihnen identifiziert zu werden. Im Buddhismus wird betont, dass jeder für sein eigenes Leiden verantwortlich ist. Die Praxis des Karmas zeigt auf, dass unsere Handlungen Konsequenzen haben und wir durch unser Verhalten unser eigenes Glück oder Unglück schaffen. In der RET wird Klienten beigebracht, Verantwortung für ihre eigenen Gedanken und Gefühle zu übernehmen. Sie lernen, dass sie aktiv an ihrer emotionalen Gesundheit arbeiten können.

Das Ziel im Buddhismus ist es, Erleuchtung (Nirvana) zu erreichen – einen Zustand jenseits von Leiden und Wiedergeburt. Dies geschieht durch die Weisheit von der Erleuchtung und das Loslassen von Anhaftungen. Auch in der RET streben Menschen nach emotionalem Wohlbefinden und innerer Ruhe durch das Verändern ihrer Denkmuster.

Praktiken wie Meditation, Achtsamkeit und ethisches Verhalten sind zentrale Elemente im Buddhismus zur Förderung des inneren Friedens. RET verwendet spezifische Techniken wie das ABC-Modell (Activating event, Beliefs, Consequences), um Klienten dabei zu helfen, ihre Denkmuster zu analysieren und zu verändern.

Patanjalis Weg der inneren Transformation

In den Tiefen der indischen Wälder, wo der Ganges sanft dahinfloss und die Himalaya-Gipfel in den Himmel ragten, lebte einst Patanjali, ein weiser Yogi, dessen Lehren die Welt für immer prägten. Er war kein Mann der vielen Worte, sondern ein Denker, dessen Schriften die Essenz der menschlichen Existenz enthüllten.

Patanjali erkannte früh, dass der menschliche Geist ein mächtiges Werkzeug sein kann – oder ein Gefängnis. Unsere Gedanken, so lehrte er, sind wie Samen, die wir in den Garten unseres Geistes säen. Aus diesen Samen wachsen dann unsere Erfahrungen, unsere Emotionen und letztendlich unser ganzes Leben.

Um dieses innere Wachstum zu lenken, entwickelte Patanjali das Yoga Sūtra, eine Sammlung von Aphorismen, die einen Weg zur Selbstverwirklichung aufzeigen. Im Zentrum dieser Lehren steht die Praxis des Yoga, die weit über körperliche Übungen hinausgeht. Yoga, für Patanjali, ist ein Weg zur Reinigung des Geistes, zur Konzentration und zur letztendlichen Vereinigung mit dem universellen Bewusstsein.

Patanjali teilte den Yoga-Pfad in acht Stufen ein:

  1. Yama: Die ethischen Verhaltensregeln, wie Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit und Nicht-Stehlen.
  2. Niyama: Die persönlichen Tugenden, wie Reinheit, Zufriedenheit und Selbststudium.
  3. Asana: Die körperlichen Übungen, um den Körper gesund und flexibel zu machen.
  4. Pranayama: Atemübungen zur Kontrolle des Prana (Lebensenergie).
  5. Pratyahara: Die Rückziehung der Sinne von äußeren Reizen.
  6. Dharana: Konzentration auf einen einzelnen Punkt.
  7. Dhyana: Meditation, ein Zustand tiefer Versenkung.
  8. Samadhi: Die Vereinigung mit dem universellen Bewusstsein, der höchste Zustand des Yoga.

Patanjali betonte die Bedeutung der Gedankenarbeit, insbesondere in den Stufen Dharana und Dhyana. Durch konzentrierte Meditation lernten seine Schüler, ihre Gedanken zu beobachten, ohne sie zu bewerten. Sie erkannten, dass viele ihrer Probleme durch negative Gedankenmuster verursacht wurden. Indem sie diese Muster erkannten und durch positive Gedanken ersetzten, konnten sie ihr Leiden verringern und ihr Glück steigern.

Platon, die dunkle Höhle und die Welt des Lichts

In einer fernen Zeit, in einem Land voller Philosophie und Weisheit, lebte der große Denker Platon. Eines Tages, während er mit seinen Schülern diskutierte, erzählte er ihnen eine Geschichte – die Geschichte von Menschen, die ihr ganzes Leben in einer dunklen Höhle gefangen waren.

Stellt euch vor, begann Platon, es gibt eine Höhle, tief im Inneren eines Berges. In dieser Höhle leben seit ihrer Geburt Menschen, die an einen Ort gebunden sind. Sie sitzen auf dem Boden und können sich nicht umdrehen; ihre Köpfe sind fest nach vorne gerichtet. Hinter ihnen brennt ein großes Feuer, und zwischen dem Feuer und den Gefangenen befindet sich eine Mauer. Auf dieser Mauer gehen andere Menschen vorbei und tragen verschiedene Objekte – Figuren aus Holz und Stein – die Schatten werfen.

Die Gefangenen sehen nur diese Schatten an der Wand vor ihnen. Da sie nie das Licht der Sonne oder die Welt außerhalb der Höhle gesehen haben, glauben sie, dass diese Schatten die einzige Realität sind. Sie unterhalten sich über die Schatten und versuchen zu deuten, was sie sehen. Für sie ist das Leben in der Höhle normal; sie wissen nicht einmal, dass es eine andere Welt gibt.

Eines Tages jedoch geschieht das Unvorstellbare: Einer der Gefangenen wird befreit. Zunächst ist er verwirrt und blinzelnd, als er das Licht des Feuers hinter sich sieht. Doch dann wird er mutig und wagt den Schritt zur Höhlenöffnung. Als er schließlich ins Freie tritt, blendet ihn das Sonnenlicht zunächst. Er kann kaum glauben, was er sieht: Die Farben der Blumen leuchten in strahlendem Rot und Gelb; die Bäume rauschen im Wind; Tiere bewegen sich frei über die Wiesen.

Der Befreite erkennt schnell, dass all die Dinge, die er zuvor für real gehalten hatte – die Schatten an der Wand – nur verzerrte Abbilder der wahren Realität waren. Er sieht nun die Sonne als Quelle des Lebens und des Wissens; ohne sie wären all diese Dinge nicht möglich gewesen.

Er fühlt sich erfüllt von Freude und Erkenntnis und beschließt zurückzukehren in die Höhle, um seine Mitgefangenen zu befreien. Doch als er ihnen von seiner Entdeckung erzählt – von der wahren Realität jenseits der Schatten – stoßen sie ihn zurück. Sie können nicht verstehen, was er meint; für sie sind die Schatten alles, was existiert. Sie haben Angst vor dem Unbekannten und lehnen seine Worte ab.

Platon schloss seine Erzählung mit einer tiefen Einsicht: „Die Höhle steht für unsere Unkenntnis und unsere eingeschränkte Wahrnehmung der Welt. Die Schatten repräsentieren unsere falschen Überzeugungen und Illusionen. Der Ausbruch aus der Höhle symbolisiert den Weg zur Erkenntnis – zur Philosophie.“ So wurde Platons Allegorie von der Höhle zu einem zeitlosen Symbol für den menschlichen Drang nach Wissen und Erleuchtung – ein Aufruf an alle Menschen, über ihre eigenen Grenzen hinauszublicken und das Licht der Wahrheit zu suchen.

Der Gefangene, der die Höhle verlässt, repräsentiert den Philosophen, der sich von den Fesseln der Meinung und der Gewohnheit befreit und die wahre Realität sucht. Diese wahre Realität ist nicht die Welt der Sinne, sondern die Welt des erleuchteten Seins. Der Erleuchtete lebt im Licht, weil er das Licht in sich hat. Durch sein höheres Bewusstsein kann er das Licht in der Welt sehen. In der Erleuchtung wird uns bewusst, dass die Welt, die wir kennen, nur ein Schatten der Wirklichkeit ist. Wir erkennen, dass wir durch den Weg der Gedankenarbeit und der Meditation dauerhaft im inneren Frieden, im Glück, in der Liebe und im Licht leben können.

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