Yoga, Gehen und Meditation.

Die Räbin (die Rabe)

Es war einmal eine Prinzessin, die war sehr unartig. Immer ärgerte sie ihre Mutter. Sie tat nie, was die Mutter sagte. Sie war sehr ungehorsam. Darüber ärgerte sich ihre Mutter so sehr, dass sie einen Fluch ausstieß: „Ich wünschte du wärst ein Rabe. Dann würdest du mich nicht immer nerven.“ Wenn eine Königin einen Fluch ausstößt, dann verwirklicht sich das. Und schon flog die Prinzessin als kleine Räbin aus dem Fenster. Die Mutter bereute ihren Fluch, aber sie konnte nichts mehr ändern. Die kleine Prinzessin war verschwunden.

Sie lebte als Räbin viele Jahre im großen Wald. Eines Tages kam ein Prinz auf einem weißen Pferd durch den Wald geritten. Die Räbin flog auf ihn zu, setzte sich auf seine Schulter und sprach: „Ich bin eine verzauberte Prinzessin. Bitte erlöse mich.“ Der Prinz hatte gerade nichts anderes zu tun und fragte die Räbin: „Wie kann ich dich erlösen?“ Die Räbin antwortete: „Reite tiefer in den Wald hinein. In der Mitte des Waldes steht ein kleines Haus und in dem Haus wohnt eine alte Frau. Sie wird dir etwas anbieten. Aber du darfst drei Tage lang nichts essen und trinken. Ich komme dann in einer Kutsche, um dich abzuholen.“

Der Prinz ritt tief in den Wald hinein und fand dort tatsächlich das kleine Haus mit der alten Frau. Die Alte begrüßte ihn freundlich: „Komme herein, lieber Prinz. Es gibt etwas Schönes zu essen und zu trinken.“ Der Prinz lehnte ab: „Ich darf nichts essen und trinken. Sonst kann ich die Prinzessin nicht befreien.“ Die Alte lockte ihn: „Eine Kleinigkeit wird nicht schaden. Sieh, welchen leckeren Wein ich hier habe.“ Der Prinz trank einen kleinen Schluck und fiel in einen tiefen Schlaf. Als am Abend die Prinzessin mit einer goldenen Kutsche gezogen von vier weißen Pferden vorbei kam, schlief der Prinz immer noch. So musste die Prinzessin ohne ihn weiterfahren.

Am nächsten Tag beschloss der Prinz sich ernsthaft zu bemühen. Er trank keinen Tropfen Wein. Aber da er inzwischen großen Hunger hatte, aß er einen kleinen Bissen von dem köstlichen Vollkornbrot der Alten. Und schon wieder schlief er tief und fest, als die Prinzessin mit ihrer Kutsche gezogen von vier braunen Pferden ihn abholen wollte.

Am dritten Tag strengte sich der Prinz sehr an. Er machte einen Knoten in sein Taschentuch, um sich daran zu erinnern nichts zu essen und zu trinken. Er hielt auch bis zum Abend durch. Aber da stieg ein köstlicher Bratengeruch in seine Nase und er aß mit großem Hunger den ganzen Braten auf. Als die Prinzessin diesmal mit einer Kutsche mit vier schwarzen Pferden vorbei kam, schlief er wieder tief und fest. Voller Trauer gab legte die Prinzessin ein Brot, einen Ring und einen Brief in seine Hände. In dem Brief stand: „Diesmal konntest du mich nicht befreien, aber beim nächsten Mal wird es dir gelingen. Gehe zum goldenen Schloss auf dem Glasberg. Dort wohne ich. Lege den Ring in mein Weinglas und ich bin frei. Auf dem Weg dort hin wirst du das Brot brauchen.“

Das Brot war ein Zauberbrot. Man konnte davon so viel essen, wie man wollte. Es wurde nie alle. Der Prinz hatte auf seiner Reise immer genug zu essen. Viele Jahre irrte er auf der Suche nach dem goldenen Schloss durch das Land. Da traf er einen Riesen, der sehr hungrig war. Der Riese war weise und kannte den Weg zum goldenen Schloss. Der Prinz sprach zu ihm: „Wenn du mich zum goldenen Schloss bringst, bekommst du mein Zauberbrot. Du wirst nie mehr hungrig sein.“ Der Riese war mit dem Handel einverstanden. Er nahm das Brot, setzte den Prinzen auf seine Schultern, machte einige Riesenschritte und war schon nach kurzer Zeit am Glasberg angelangt. Dort setzte er den Prinzen ab.

Da saß der Prinz nun am Fuße des Glasbergers. Oben auf dem Berg sah er das goldenen Schloss. Aber wie sollte er dort hinauf kommen? Das Glas war so rutschig, dass kein Mensch den Berg besteigen konnte. Der Prinz setzte sich auf einen Stein und begann zu meditieren. Vielleicht würde ihm dabei eine Möglichkeit einfallen, wie er auf den Berg gelangt.

Ein Jahr meditierte der Prinz am Fuße des Berges. Manchmal sah er oben die Prinzessin auf ihn warten. Aber alle seine Versuche den Berg zu besteigen scheiterten. Da kamen drei Räuber vorbei, die sich heftig stritten. „Warum streitet ihr euch so laut,“ fragte der Prinz. Die Räuber erklärten: „Wir besitzen drei Dinge und können uns nicht einigen, wer was bekommt. Mit diesem Stab kann man jede Tür öffnen. Mit diesem Pferd kann man zu jedem Ort gelangen und mit diesem Umhang kann man sich unsichtbar machen.“

Der Prinz behauptete: „Ich kann euch einen guten Rat geben. Dazu muss ich aber erstmal den Umhang ausprobieren, ob er echt ist.“ Die Räuber gaben ihm den Umhang. Der Prinz zog den Umhang an und war tatsächlich unsichtbar. Er nutzte die Gelegenheit, um den Stab an sich zu nehmen, auf das Pferd zu steigen und auf den Glasberg zu reiten. Die Räuber konnten ihn nicht daran hindern, da sie ihn nicht sehen konnten. Der Prinz hatte sie überlistet. Aus Wut töteten sie sich gegenseitig.

Als der Prinz auf dem Glasberg war, schlug er mit dem Stab gegen die Schlosstür. Die Tür öffnete sich. Er ging in den Schlosssaal, sah den Tisch mit dem Weinglas, legte den goldenen Ring in das Weinglas und die Prinzessin war erlöst. Sie kam sofort angeflogen und verwandelte sich von einer Räbin in eine schöne Prinzessin. Glücklich umarmten sich die beiden und küssten sich. Die mystische Hochzeit konnte vollzogen werden.

Gemeinsam ritten sie auf dem Zauberpferd zur Mutter der Prinzessin. Die alte Königin war sehr froh, dass der Prinz ihre Tochter erlöst und den Fluch gebrochen hatte. Es wurde eine große Hochzeit gefeiert. Da die Prinzessin selbst eine Räbin gewesen war, verehrten sie die Raben und gaben ihnen im Winter immer etwas zu fressen. Sie achteten alle Tiere und lebten in Harmonie mit der Natur. Und da sie in Harmonie mit der Natur lebten, war auch Harmonie zwischen ihnen.

Raben gelten als sehr kluge Tiere. Sie sind deshalb die Krafttiere des germanischen Gottes Odin. Wir können die Geschichte so verstehen, dass die Prinzessin als scheinbar alte Frau viele Jahre in der Abgeschiedenheit des Waldes lebt, um spirituell zu praktizieren. Ihr Ziel ist die mystische Hochzeit mit ihrem inneren Prinzen. Sie muss das Männliche und das Weibliche in sich vereinen. Dadurch kann sie zur großen Harmonie mit sich und der Natur kommen.

Zuerst probiert sie Fasten als spirituellen Weg. Diese Technik war im Mittelalter sehr populär. Tatsächlich können dadurch Glückshormone freigesetzt werden. Andererseits erfordert das Fasten eine große Disziplin. Diese Disziplin besaß die Prinzessin nicht. Fasten als spirituelle Technik war für sie ungeeignet. Als nächstes versuchte sie es mit dem Gehen. Pilgern oder auch nur eine tägliche Gehmeditation ist ein guter Weg zur Erleuchtung. Im Laufe der Jahre reinigte die Prinzessin dadurch so weit ihren Geist, dass sie ihren persönlichen Weg ins Licht erkennen konnte. Sie traf auf den weisen Riesen, der sie bis zum Glasberg brachte.

Jetzt brauchte sie eine spirituelle Technik, um zur Erleuchtung durchzubrechen. Dazu praktizierte sie ein Jahr lang die intensive Meditation im Sitzen verbunden mit Körperübungen (Yoga, Runen-Yoga). Der Stab, mit dem sie die Tür zum goldenen Schloss öffnen kann, sind die Runen. Runen schlagen bedeutet das Runen-Orakel zu werfen. Ich interpretiere es als Ausübung des Runen-Yoga. Der Runen-Yoga besteht aus einfachen Körper- und Armhaltungen im Stehen, die mit einem Mantra verbunden werden. Ich selbst habe in meiner spirituellen Anfangsphase ein halbes Jahr jeden Tag eine halbe Stunde Runen-Yoga praktiziert. Dadurch konnte ich meine spirituelle Energie aktivieren. Danach war ich in der Lage als spiritueller Lehrer zu arbeiten.

Der Berg ist ein Symbol für das Wurzelchakra. Wenn man einen Berg unter sich visualisiert, am besten umgeben von einem Wald und auf der Bergspitze das goldene Schloss mit einer schönen Prinzessin oder einem schönen Prinzen, kann man dadurch die Kundalini-Energie in sich erwecken. Das Pferd ist ein Zeichen für die spirituelle Kraft (Kundalini), die in der Mitte des Körpers bis in den Kopf hochsteigt. Dann gibt es einen Bewusstseinsumschwung und man ist mit dem Licht vereint. Das Licht (die Erleuchtungsenergie) tritt den Menschen ein und erfüllt ihn mit Frieden, Glück und Liebe.

Das mystische Symbol dafür ist das Weinglas mit dem Ring. Der Ring bedeutet die Vereinigung mit dem Licht. Der Mensch muss das Weinglas, seinen Körper und Geist, erst von allen Unreinheiten reinigen. Dann kann Gott (die Natur) den Menschen mit seinem Licht (mit Wein, Glück) füllen. Das Weinglas symbolisiert das Ende des Weges. Die Prinzessin ist am Ziel. Sie hat sich von einem weltlichen Wesen (Raben) in eine Göttin (spirituelle Königin) verwandelt. Der Zaubermantel deutet darauf hin, dass sie ihre spirituelle Verwirklichung für ihre Mitmenschen unsichtbar machen kann. Sie lebt als Göttin (Buddha) unter den Menschen und keiner bemerkt es. So ist sie vor weltlichen Energien geschützt.

Fluchen ist eine Technik der schwarzen Magie. Ich rate dringend davon ab. Ein Fluch fällt grundsätzlich auf den Fluchenden zurück. Die deutschen Volksmärchen warnen davor zu fluchen. Allerdings wendet sich letztlich alles zum Guten, wenn man konsequent in der Wahrheit und der Liebe lebt. Schlechtes Karma kann durch gutes Karma aufgelöst werden. Durch den Weg der Erleuchtung überwindet man letztlich die Dualität von Gut und Böse. Alles kann einem spirituellen Menschen auf den Weg der Weiterentwicklung dienen. Und so versöhnt sich auch die Tochter mit ihrer alten Mutter. Sie verzeiht ihrer Mutter das, was sie ihr als Kind angetan hat.

https://www.youtube.com/watch?v=PF4h4_VHI5w

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