Gampopa war ein berühmter Arzt in Tibet. Aber auch ein Arzt ist dem Leid des Lebens unterworfen. Obwohl Gampopa ein sehr guter Arzt war, konnte er nicht seine Frau und seine Kinder heilen, als sie von einer gefährlichen Seuche befallen wurden. Nacheinander starben sie alle und Gampopa war ganz alleine in seinem großen Haus. Gampopa verzweifelte am Leben. Er konnte seine Trauer nicht überwinden. Er gab seinen Beruf als Arzt auf und wurde ein Yogi. Er suchte Zuflucht im Buddhismus. Er hoffte ins Nirwana zu gelangen und sein Leid zu vergessen.
Lange wanderte er in Tibet von Meister zu Meister und erlernte viele spirituelle Techniken. Aber nichts brachte ihn zum Durchbruch in die Erleuchtung. Da erschien ihm in einer Vision der Yogi Milarepa. Gampopa machte sich auf die Suche nach Milarepa und fand ihn in einer abgeschiedenen Höhle im Himalaya. Gampopa suchte sich eine Höhle in der Nähe und meditierte dort jeden Tag viele Stunden intensiv.
Nach einigen Jahren war er sehr weit fortgeschritten. Er berichtete seinem Meister begeistert, dass er sechs Stunden am Stück meditieren konnte. Milarapa fragte erstaunt: „Und was machst du in dieser Zeit?“ Gampopa erklärte mit einem gewissen Stolz: „Ich sitze einfach nur da, stoppe meine Gedanken und denke nichts.“ Milarepa antwortete: „Wie schrecklich. Kein Wunder, dass du spirituell nicht voran kommst.“ Bei der Meditation gibt es zwei große Fallen. Die eine Falle besteht darin, dass die Menschen sich in Tagträume verlieren. Es tauchen unaufhörlich Gedanken auf, die sie an einer tieferen Meditation hindern. Die zweite Falle besteht darin, dass die Menschen mit Kraft ihre Gedanken völlig stoppen. Dadurch wird der innere Reinigungsprozess behindert.
Milarepa erläuterte: „Schon Buddha machte diesen Fehler. Bis er begriff, dass er weder zu angestrengt noch zu locker meditieren darf. Er nannte das den mittleren Weg. Die Gedanken müssen beruhigt werden, damit wir in einen meditativen Zustand kommen. Dafür gibt es verschiedene Methoden wie die Konzentration auf den Atem, auf ein Mantra, auf den Körper, auf ein spirituelles Vorbild oder auf die Natur. Wir können auch einfach nur die Gedanken stoppen. Das Ziel einer Meditation ist es nicht sich innerlich abzutöten und in eine sinnlose Leerheit zu fallen. Das ist ein Missverständnis des Nirwanas. Das Ziel ist es die inneren Verspannungen aufzulösen. Werden die Verspannungen im Körper und im Geist aufgelöst, öffnen sich die Chakren und Energiekanäle. Die Erleuchtungsenergie entfaltet sich von alleine. Der Mensch gelangt in einen Zustand starker Energie. Diese starke spirituelle Energie bewirkt dann immer mehr innere Ruhe, Glück, Liebe, Einheit und Erleuchtung. Die Meditation wird mühelos. Man ruht in der spirituellen Energie und alles entwickelt sich von alleine.“
Gampopa fragte: „Und wie komme ich in diese Erleuchtungsenergie?“ Milarepa erklärte: „Das kannst du nur mit viel innerem Gespür herausfinden. Du musst die Technik finden, die dir am besten hilft. Du musst genau den Grat an innerer Anspannung und Mühelosigkeit erspüren, der die inneren Reinigungsprozesse in Gang bringt und die Energie in dir fließen läßt. Der Hauptweg ist es die Gedanken fließen zu lassen, sie zu beobachten und nicht daran anzuhaften. So kommt alles von alleine zur Ruhe.“
Am besten hat man einen erleuchteten Meister, der die Chakren öffnet und die Erleuchtungsenergie zum Fließen bringt. Man verbindet sich mit seinem Meister, seinem spirituellen Vorbild oder seiner Buddha-Natur, aktiviert dadurch die Kundalini-Energie und kommt dann auf eine natürliche Weise immer mehr in die Meditation. Ich praktiziere normalerweise zu Beginn einer Meditation fünf Minuten eine Kombination aus Mantren, Visualisierungen, Körperhalten und Atemtechniken. So komme ich zur Ruhe und aktiviere meine Erleuchtungsenergie. Dann verweile ich einfach nur längere Zeit in Meditation und alles entwickelt sich von alleine. Ich bin in einem Zustand von Ruhe und Glück und kann dadurch mühelos lange meditieren.
Gampopa befolgte den Rat von Milerapa und gelangte so in kurzer Zeit zur Erleuchtung. Alles Leid der Welt fiel von ihm ab und er ruhte dauerhaft im Glück. Er wurde ein spiritueller Arzt, der seine Mitmenschen allein durch seine Anwesenheit heilte. Alles Handeln floss spontan aus ihm heraus. Er brauchte nur auf innere Urnatur hören. Heilung geschah auf eine natürliche Weise von alleine oder auch nicht, wenn das Karma der Menschen noch nicht reif genug für eine Heilung war. Aber langfristig wird jeder geheilt, wenn er seinem spirituellen Meister treu bleibt.
Wikipedia: „Meditation bezeichnet eine Gruppe von Geistesübungen, die in verschiedenen Traditionen seit Jahrtausenden überliefert sind und seit dem 20. Jahrhundert zunehmend auch in der westlichen Welt in säkularer Weise praktiziert und beforscht werden. Ein wesentliches Element meditativer Techniken ist das bewusste Steuern der Aufmerksamkeit. Das Üben von Meditation soll abhängig vom Kontext der Praxis nachhaltige positive Veränderungen im Denken, Fühlen und Erleben bewirken oder zu spezifischen religiös definierten Einsichten und Zuständen führen. Effekte von Meditationstraining auf Kognition, Affekt, Hirnfunktion, Immunsystem und Epigenetik sowie auf die psychische Gesundheit sind wissenschaftlich belegt.“
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