Wie geht ein spiritueller Mensch mit Wut um?

Einstmals wurde Buddha im Götterhimmel Indras als Gott wiedergeboren. Buddha liebte die Blumen und trug immer einen Kranz aus Kakkaru-Blumen um den Hals. Die Kakkaru-Blumen waren himmlische Blumen von besonderer Schönheit und einem besonderen Geruch. Wer diese Blumen trug, der wurde von einem himmlischen Glücksgefühl durchdrungen. Sein Geist wurde sanftmütig, sein Blick liebevoll und seine Worte wurden freundlich.

Eines Tages wurde in Benares ein großes Fest gefeiert. Benares (Varanasi) ist eine heilige Stadt am Ganges, in der viele Priester leben. Die Priester leiten die heiligen Rituale und veranstalten Pujas. Normalerweise sind Priester freundliche Menschen, die ihrer Göttern und der Menschheit dienen. Aber ein Priester war anders. Er war ein wütender und jähzorniger Mann. Er konnte seine Wut nicht kontrollieren. Wenn die Menschen ihm nicht genug Opfergaben schenkten, dann tobte er vor Wut.

Seine Mitpriester wiesen ihn darauf hin, dass sich Wut für einen Priester nicht geziemt. Ein Priester sollte sanft, heilig und liebevoll sein. Aber dieser Priester vertrat die Meinung, dass auch die Wut ein göttliches Geschenk sei. Götter dürften zornig sein und deshalb dürften es die Menschen auch. Es sei gesund seine Wut auszuleben. Wer seine Wut unterdrückt, wird innerlich krank. Und außerdem befähigt Wut einen Menschen kraftvoll zu handeln. Die Menschen hätten Respekt vor ihm, weil sie seine Wut fürchteten.

Der Priester war nicht zu überzeugen und von seiner Wut zu heilen. Er richtete mit seiner Wut viel Schaden an. Die Menschen nahmen ihn zum Vorbild und begannen auch wütend miteinander zu reden. Familien zerbrachen. Gläubige wendeten sich von der Religion ab. Und die Gewalt unter den Menschen nahm zu.

Besonders liebte es der Priester, der ein Hindu war, auf die anderen Religionen zu schimpfen. Er bezichtigte lautstark die Muslime, die Christen und die Buddhisten der Irrlehre. Nur die Hindus würden die wahre Religion kennen. Er stachelte die Hindus sogar an, die Muslime und die Buddhisten aus Benares zu vertreiben. Es kam zu einem Glaubenskrieg mit vielen Toten.

Vom Götterhimmel aus beobachtete Buddha das Treiben des hinduistischen Priesters. Als das große Fest gefeiert wurde, manifestierte er sich als buddhistischer Heiliger mitten auf dem Festplatz gegenüber dem aggressiven Hindupriester. Buddha hatte seinen Blumenkranz um den Hals. Daran erkannten die Menschen sofort, dass er ein erleuchteter Heiliger war. Er hob eine Kakkaru-Blume hoch in die Luft und die Menschen verstummten. Sanftmut breitete sich aus. Jeder, der die Blume sah oder ihren wundersamen Duft roch, der spürte in seinem Herzen Liebe und Sanftmut.

Auch der wütende Hindupriester konnte sich dieser Magie nicht entziehen. Er wurde plötzlich ebenfalls friedlich, sanftmütig und liebevoll. Da stellte er fest, dass es viel schöner ist von Liebe und Frieden als von Wut erfüllt zu sein. Er erkannte, dass Liebe und Frieden der Weg zur Heiligkeit sind. Er begriff wie schädlich seine Wut für ihn selbst und auch für seine Mitmenschen war.

Darauf hielt Buddha ein kleine Rede: "Die Gläubigen aller Religionen sollten friedvoll miteinander umgehen. Sie sollten Sanftmut, Frieden und Liebe in sich haben. Sie sollten untereinander tolerant und freundlich sein. Sie sollten sich um Harmonie bemühen. Es gibt nur eine Wahrheit, aber diese Wahrheit ist über allen Worten und allen religiösen Systemen. Man kann sie erst durch den Weg der Erleuchtung und der Liebe erfahren. Ein Erleuchteter liebt alle Wesen wie eine Mutter ihren Sohn. Er wünscht allen Wesen Gutes. Er wünscht eine Welt der Liebe, des Friedens und des Glücks."

Nach diesen Worten löste sich Buddha in Luft auf und kehrte in den Götterhimmel zurück. Der Hindupriester beherzigte seine Worte und bemühte sich fortan um freundliche Worte. Im Laufe der Zeit lernte er seine Wut zu kontrollieren und so auszuleben, dass sie seinen Mitmenschen und ihm selbst nicht schadete. Er nutzte sie, wenn er Kraft zum Handeln brauchte. Ansonsten meditierte er auf seine Wut, ließ sie durch seinen Geist ziehen und sich in Luft auflösen. So kehrte der Frieden in Benares ein.

Es ist eine wichtige Diskussion in der Spiritualität wie man mit Wut umgeht. Als abschreckende Beispiele sehen wir die vielen Religionskriege auf der Welt und den Kampf der Religionen untereinander. Aber auch in den spirituellen Foren im Internet geht es häufig sehr aggressiv zu. Von Heiligkeit, Liebe und Toleranz ist manchmal wenig zu spüren. Das Zentrum des Buddhismus, des Christentums und des Hinduismus ist Gewaltlosigkeit, Friedfertigkeit und umfassende Liebe. Das sollten wir üben und uns daran halten.

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