Buddha erklärte: „Seid harmonisch, Mönche. Dann werdet ihr Bestand haben.“ Das zentrale Element im Buddhismus ist die Zuflucht zu Buddha (als Vorbild), zum Dharma (der buddhistischen Lehre) und zur Sangha (der buddhistischen Gemeinde, Gruppe). Die Gemeinschaft spielt daher im Buddhismus eine große Rolle. Auch im westlichen Yoga ist die Yogagruppe für die meisten Praktizierenden das zentrale Element der yogischen Praxis. Es ist deshalb wichtig, dass wir gute und funktionierende Gruppen haben.
Wie entsteht eine gute Gruppe? Eine gute Gruppe bringt die Menschen spirituell voran. Dafür ist Harmonie und positives Miteinander sehr wichtig. In meinen Yogagruppen war das immer selbstverständlich. Wir haben uns auf das gemeinsame Yogaüben konzentriert. Auch buddhistische Gruppen verlaufen in der realen Welt überwiegend harmonisch. Zwar gibt es immer wieder Probleme, aber die werden konstruktiv gelöst. Im Vordergrund stehe hier die gemeinsame Meditation, gemeinsame Rituale und Vorträge über den Inhalt der buddhistischen Lehre.
Im Internet ist die Situation ganz anders. Hier geht es vorrangig nicht um eine gemeinsame spirituelle Praxis, sondern um Diskussionen über Yoga und Buddhismus. Hier wird oft gestritten. Hier geht es oft nicht besonders harmonisch zu. Ich betone die Liebe, die Freundlichkeit und die Toleranz in meinen Gruppen (Facebook). Anderseits darf über die Wahrheit auch frei diskutiert werden. Nur Beleidigungen sind verboten.
Auf dem Weg der Wahrheit ist es normal, dass es unterschiedliche Meinungen gibt. Wir leben in einer aggressiven Zeit, wo sich unterschiedlich denkende Menschen oft sehr bekämpfen. Es ist deshalb verständlich, dass diese Aggressionen aus der Gesellschaft sich auch in einer großen Diskussionsgruppe widerspiegeln.
Andererseits ist es das Ziel in einer spirituellen Gruppe inneren Frieden, Glück und Erleuchtung zu erreichen. Es geht sowohl im Buddhismus als auch im Yoga und die Entwicklung umfassender Liebe als wichtigen Teil des spirituellen Weges. Deshalb sollten Diskussionen so geführt werden, dass inneres Wachstum bei den Teilnehmern stattfindet. Es geht nicht um ein Ausleben von Aggressionen. Es geht um spirituelles Wachstum.
Spirituelles Wachstum entsteht, wenn man gründlich über den spirituellen Weg nachdenkt. Dabei sind Kontroversen unvermeidlich, wie es zum Beispiel in der Frage des Fleischessens oft geschieht. Eine weitere wichtige Frage im Yoga sowohl als auch im Buddhismus ist es, ob man sich mit Politik beschäftigen oder sich sogar politisch engagieren sollten. Auch hier gibt es sehr unterschiedliche Positionen. Da ich ein Anhänger des engagierten Buddhismus (Thich Nhat Hanh) bin, lasse ich politische Diskussionen in einem begrenzten Rahmen zu, insbesondere wenn es um grundsätzliche Fragen wie Krieg und Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit geht. Ich wünsche eine Welt des Friedens, der Liebe und des allgemeinen Glück. Ich glaube, dass Yoga und Buddhismus viel dazu beitragen können.
Bei den Diskussionen ist zu beachten, dass sie zum spirituellen Wachstum aller Beteiligten beitragen. Wir sollten uns deshalb im spirituellen Ziel verankern. Wir sollten so miteinander umgehen, dass spirituelles Wachstum bei allen entsteht. Dafür ist es notwendig, dass wir Grundsätze wie Wahrhaftigkeit, Liebe, Gewaltlosigkeit und Toleranz beachten. Wir müssen uns in Wahrheit und Liebe austauschen, damit Erleuchtung in uns entsteht. Ich bemühe mich das in meinen Gruppen durchzusetzen.
Die Wahrheit kann manchmal hart sein. Klare und deutliche Positionen können zum Erkenntnisgewinn beitragen. Aber ohne den Grundsatz der Liebe kommen wir nicht zur Erleuchtung. Spirituelle Vorbilder wie Buddha, Shiva oder Krishna zeichnen sich durch ihre Liebe aus. Meine Meister wie Mutter Meera, Amritanandamayi, Satya Sai Baba, der Dalai Lama und Swami Sivananda verbinden den Weg der Meditation mit dem Weg der Liebe. Die Liebe steht im Mittelpunkt des Neohinduismus und des Mahayana-Buddhismus. Ich poste deshalb oft positive Leitsätze, damit wir immer wieder zur Liebe, zum Frieden und zur Selbsterkenntnis finden können.
Im Yoga und im Buddhismus geht es darum negative Eigenschaften (die sogenannten Geistesgifte) zu überwinden. In den Diskussionen kommen diese negativen Eigenschaften oft zum Vorschein. Wir sollten uns selbst beobachten und uns bemühen aus einer positiven Motivation heraus zu schreiben. Wir sollten die Diskussionen zum Anlass nehmen negative Eigenschaften zu überwinden und positive Eigenschaften zu entwickeln. So entsteht auch in kontroversen Diskussionen spirituelles Wachstum.
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