Weltliches und spirituelles Leben

Und schon wieder bin ich am Bauen. Diesmal repariere ich das Dach meiner ersten Holzhütte, Die erste Holzhütte habe ich vor 35 Jahren gebaut. Sie steht direkt am Fluss. Sie ist sehr klein. Es passen gerade ein Bett, ein Tisch und ein Regal hinein. Im Laufe der Jahre ist das Dach durchgerottet. Es ist ein Wunder, wie lange es gehalten hat. Aber alles im Leben geht einmal zu Ende. Und das Ende des Daches war gekommen. Also kaufte ich mir Dachbretter und Dachpappe. Und los ging es. 

Zuerst musste ich das alte Dach entfernen. Das war keine leichte Aufgabe. Ich brauchte dazu eine Woche. Zum Glück war das Wetter gut. Gestern schraubte ich die Dachbretter auf die Seitenwände. Und heute morgen verlegte ich noch die Dachpappe. Dann kam wie vom Wetterbericht angekündigt der große Regen. Ich bin froh, dass ich die Sonnentage so gut genutzt habe. Jetzt bleibt es in der Hütte trocken und warm. 

Es ist vergleichbar mit dem Leben. Buddha sagt, dass man die Zeit seines Lebens gut nutzen soll. In der Jugend lernt man für das Leben. Dann kommt die Zeit von Familie und Beruf. Und dann ist es Zeit für die spirituelle Entwicklung. Damit man dann im Alter erleuchtet ist. Dann kann man im Zustand von innerem Glück durch die schweren Zeiten von Alter, Krankheit und Tod hindurchgehen. Und nach dem Tod ins Licht, ins Parinirvana, aufsteigen. 

Mein Leben folgt diesem Plan. In meiner Jugend habe ich über den Sinn des Lebens nachgedacht. Ich habe das Glück in äußeren Dingen gesucht. Aber dort habe ich es nur begrenzt gefunden. Ich war erfolgreich in der Schule und im Beruf. Ich war glücklich in meinen Liebesbeziehungen. Ich habe konsumiert und bin viel gereist. Aber tief in mir war ich immer auf der Suche nach dem wahren Sinn des Lebens. 

Im Alter von 30 Jahre traf ich auf den spirituellen Weg. Ich las die Bücher von Epikur, Laotse und Buddha. Ich erkannte, dass die Erleuchtung der tiefere Sinn des Lebens ist. Nachdem ich sechs Jahre intensiv meditiert und an meinen Gedanken gearbeitet hatte, gelangte ich eines Tages bei einer Meditation mit meinem Bewusstsein ins höchste Paradies im Jenseits. Im Yoga wird es Satyaloka, der Ort der höchsten Wahrheit genannt. Buddha spricht von Parinirvana. Und Jesus von der Vereinigung mit Gott. Es ist ein Energiebereich aus höchstem Glück, umfassender Liebe, vollständigem Frieden und absoluter Wahrheit. Man lebt im Licht und ist das Licht. Insofern kann man es als Vereinigung mit Gott bezeichnen. Das Nirvana ist durch die Auflösung des Egos gekennzeichnet. Ich besaß in diesem Zustand kein Ego mehr. Ich existierte aber noch als eigenständiges Bewusstsein. Als Bewusstsein leben wir ewig. Das entspricht genau der Erkenntnis des Dalai Lama und des tibetischen Buddhismus. 

Der Ort der höchsten Wahrheit war es insofern, als dort alle Fragen beantwortet werden. Ich stellte die tiefste Frage meines Lebens und erhielt eine klare Antwort. Und mir wurde bewusst, dass alle Religionen auf einer tiefen Ebene eins sind und auf diesen Zusttand abzielen. Sie unterscheiden sich nur etwas in den Wegen und in den Begriffen. Ich verstand plötzlich den tiefen Sinn hinter der Worten der heiligen Bücher aller Religionen. Es gibt nur eine Wahrheit, aber diese Wahrheit kann sich vielfältig ausdrücken. Und sie kann nicht wirklich begriffen, sondern nur erfahren werden. Am wichtigsten aber war es, dass ich ab jetzt genau meinen Weg kannte. Ich wusste was ins Licht führt und was nicht ins Licht führt. 

Ich zog in die Abgeschiedenheit und wurde ein Yogi. Im Laufe der Jahre drang ich immer tiefer in die Geheimnisse des Lebens ein. In der Meditation konnte ich meine früheren Leben sehen. Buddha vertritt die Lehre von der Wiedergeburt. Als ehemaliger Atheist hatte ich große Zweifel daran, ob der Mensch nach dem Tod weiterlebt. Aber jetzt konnte ich meine früheren Leben mit eigenen Augen sehen. Ich bekam Informationen, die ich vorher nicht hatte. Ich prüfte die Informationen nach und meine Zweifel verschwanden. 

Wenn es frühere Leben gibt, dann gibt es auch zukünftige Leben. Was ist der Sinn dieser vielen Leben? Der Sinn ist es sich von Leben zu Leben immer weiter zu entwickeln. Bis man eines Tages in der Lage ist ins höchste Paradies aufzusteigen. Dieses Paradies ist ein Bewusstseinszustand. Man kann es im Jenseits und auf der Erde erfahren. Vollständig kann man es aus meiner Sicht erst im Jenseits genießen, weil das Glück und die Ruhe so groß sind, dass man auf der Erde nicht mehr handlungs- und lebensfähig wäre. Aber man kann das Licht durch spirituelle Übungen immer mehr ins Leben bringen. Man kann also immer glücklicher werden. 

Der spirituelle Weg ist für mich aber nicht einfach. Ich spüre zwar immer wieder das Glück. Aber es gibt in mir noch viel zu reinigen. Das große Glück kann sich erst dann dauerhaft entfalten, wenn der Mensch von seinen Verspannungen gereinigt ist. So steht es auch in der Bibel. Selig werden die im Herzen (also im Bewusstsein) Reinen, denn sie werden Gott (das Licht in der Welt) schauen. Buddha spricht davon, dass der Weise (der Arhat) glücklich in der Welt des Leidens lebt. Er hat sich innerlich gereinigt. Er hat alle Anhaftungen an die Welt losgelassen. Er hat letztlich auch sich selbst (sein Ego) losgelassen. Und dadurch gelangt er in den großen Frieden, ins Glück und in die umfassende Liebe. 

Und was hat das alles mit dem Bau der Hütte zutun? Nirvana und Samsara vermischen sich auf dem spirituellen Weg immer mehr. Wenn wir unser Bewusstsein beständig schulen, dann wird letztlich alles zu einem Mantra, zu einer spirituellen Handlung, zu einem Weg der inneren Reinigung und zu einem Wachstum im Glück und in der Liebe. 

 


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Kommentare

  • Glück, Liebe und Sonne 

     

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