Vrata ist ein Gelübde, Vrata ist auch ein Vorsatz. Vrata ist etwas, was du dir vornimmst. In der klassischen indischen Spiritualität spielen Vratas eine besondere Rolle. Es reicht nicht aus, nur zu sagen: „Ja, wenn ich mal Zeit habe, dann werde ich Yoga machen. Mal sehen, wie ich es mache. Ich schaue mal, wie es läuft und wie es funktioniert.“
Das ist sicher auch eine Möglichkeit, Spiritualität anzugehen und manche Menschen kommen auch einen ganzen Schritt weiter, und manchmal ist das auch angemessen. Aber wenn du vorankommen willst, manchmal ist es wichtig, einen Vrata zu machen. Du kannst es auch etwas sanfter haben, dann ist es ein Sankalpa. Ein Sankalpa ist ein Vorsatz, verbunden mit einem Wunsch und einem Gedanken. Ein stärkerer Sankalpa ist dann ein Vrata. Du kannst z.B. den Vrata machen, von heute an täglich zu meditieren. Du kannst den Vrata machen, von heute an vegetarisch zu leben. Du kannst den Vrata machen auch, in einem Monat vegan zu werden usw. Also, du kannst dir kleinere und größere Vorsätze fassen und das Besondere beim Vrata ist, du fühlst dich wirklich dadurch gebunden. Es gibt auch Sühne-Vratas, also wenn du einen Fehler gemacht hast, um den Fehler zu sühnen, dann machst du das und das. Oder du kannst auch einen Vrata machen für einen anderen Menschen.
Aber hier kommen wir an eine Form von Spiritualität, die jetzt nicht die klassische Yoga-Spiritualität ist. Man findet es ähnlich ja auch in allen Religionen, wo man irgendwelche Gelübde macht, um Gott sich gewogen zu stimmen. Auch das ist ok, Krishna sagt in der Bhagavad Gita, es ist auch ok, Gott um Reichtum zu bitten, es ist auch ok, Gott um konkrete Aufhebung von Leiden zu bitten. Auch das ist alles ok. Aber tiefer ist es, so sagt es auch Krishna, wenn du Gott liebst um der Liebe willen, und wenn du spirituelle Praktiken machst, um Gott zu erfahren. Nicht, um von Gott etwas zu bekommen, sondern um Gott zu erfahren.
Und so lehren wir auch bei Yoga Vidya in dieser Tradition, dass es gut ist, sich Vorsätze zu fassen, und auch bestimmten Sachen einfach sich zu verpflichten. Z.B. angenommen, wenn du Mitarbeiter bei Yoga Vidya wirst, dann machst du auch ein mehrfaches Vrata, auch wenn wir das bei der Aufnahme nicht ganz so nennen, Vrata, aber wir sagen, man verspricht zum einen, Vegetarier zu sein, kein Fleisch zu essen, keinen Fisch zu essen, keine alkoholischen Getränke zu sich zu nehmen, keine Zigarette zu rauchen und keine bewusstseinsverändernden Drogen bzw. verbotene Drogen im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes zu sich zu nehmen. Das sind Vratas. Des Weiteren fasst man den Vrata, mindestens sechsmal die Woche zum Satsang zu kommen, regelmäßig seine spirituellen Praktiken zu machen, Sadhana, und auch den Seva ernsthaft auszuüben, also den spirituellen Dienst.
Oder angenommen, du machst eine vierwöchige Yogalehrerausbildung, dann machst du auch so den Vorsatz, auch eine Art Vrata, dass du während der Zeit der Ausbildung dich an die Regeln der Ausbildung hältst. Oder eine andere Vrata, normalerweise, eine Diksha, eine Einweihung, mindestens die klassischen Dikshas, sind alle auch mit einem Vrata verbunden. Wenn du eine Mantra-Weihe nimmst, dann gehört dazu, dass du jeden Tag mindestens zwanzig Minuten dann das Mantra wiederholst, ab dem Moment der Mantra-Weihe.
Oder es gibt auch noch die Brahmacharya Dikshas und die Sannyasa Dikshas, alle verbunden auch mit weitergehenden Vratas. Auch Hochzeit ist letztlich auch eine Art Vrata, auch dort fühlst du dich gebunden mit diesem Hochzeitssegen. Der kann unterschiedliche Ausprägungen haben, bei Yoga Vidya gibt es ja auch so einen Hochzeitssegen und da gibt es auch einen Moment, wo ein Vrata gemacht wird und da können sich die Paare selbst aussuchen, was wollen sie sich gegenseitig versprechen. Also, ein Vrata, man kann auch sagen, ein Versprechen, ein Gelübde, ein Vorsatz. Vrata, wichtig, um unverbindliche Spiritualität verbindlich werden zu lassen, wichtig, um zu den Tiefen der Spiritualität zu kommen.
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