Der blinde Kunala

Ashoka war der erste Großkönig, der den Buddhismus in Indien verbreitete. Er lebte von 304 vor Christus bis 232 vor Christus in Nordindien. Im Alter von 36 Jahre trat er seine Herrschaft als König an. Er überzog das Land mit blutigen Kriegen, um seine Herrschaft auszuweiten. So entstand das erste indische Großreich. Den Abschluss seiner Feldzüge bildete die verlustreiche Schlacht um Kalinga. Dabei starben 100 000 Soldaten. Angesichts des großen Leides, das seine Kriege angerichtet hatten, geriet Ashoka in eine große psychische Krise. Nachts hörte er die Todesschreie der verwundeten Soldaten und spürte ihre Schmerzen in seiner eigenen Seele. Er sah die Trauer der Frauen und Kinder, die ihren Ehemann und Vater verloren hatten. Viele Jahre konnte Ashoka keinen inneren Frieden finden. Er suchte nach der Befreiung von seinem psychischen Elend. Er ging zu spirituellen Lehrern verschiedener Religionen. Aber erst der Buddhismus mit seiner Lehre der Gewaltlosigkeit und der umfassenden Liebe überzeugte ihn. Er traf auf einen buddhistischen Mönch, der die Erleuchtung verwirklicht hatte und zu seinem ersten Meister wurde.

Durch den Buddhismus konnte Ashoka inneren Frieden finden, weil diese Lehre seinem grausamen kriegerischen Handeln direkt entgegengesetzt war. Seinen inneren Alpträumen setzte er Gedanken der Liebe und des Friedens entgegen. Alle Bürger seines Landes hielt er zu einem spirituellen Leben entsprechend den fünf buddhistischen Grundtugenden Gewaltlosigkeit (nicht töten), Wahrhaftigkeit (nicht lügen), Rechtschaffenheit (nicht stehlen), Sittlichkeit (kein sexuelles Fehlverhalten, keine Untreue) und keine berauschenden Mittel (Drogen, Alkohol). Er trat sogar für eine vegetarische Ernährung ein und verbot Tieropfer. In den Felsedikten in Kalinga verkündete er: „Alle Menschen sind für mich meine Kinder … Sie sollen keine Angst vor mir haben und sollen mir vertrauen“.

Ashoka hatte fünf Frauen und viele Kinder. Bei einer Palastintrige wurde sein Sohn Kunala von Feinden entführt und gefoltert. Seine Augen wurden ausgestochen, so dass Kunala von nun an blind war. Er verzichtete auf sein Recht als Thronfolger und wurde ein Yogi. Da er auf dem weltlichen Weg kein Glück mehr gewinnen konnte, zog er sich in die Einsamkeit zurück, meditiere viele Jahre und gelangte schließlich zur Erleuchtung. Da erkannte er, dass der Fluch seiner Blindheit letztlich sein größter Segen war. Als er die Glückseligkeit der Erleuchtung erfuhr, konnte er seinen Feinden sein schweres Schicksal vergeben. Vor seiner Erleuchtung hatte er mit seinem Leben gehadert. Jetzt genoss er einfach nur sein erleuchtetes Sein.

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