Viveka

Viveka ist die Unterscheidung, Viveka ist die Unterscheidungskraft, Viveka ist auch die geistige Klarheit, Viveka steht auch für Weisheit und für Intelligenz. Viveka ist auch die analytische Fähigkeit, die Fähigkeit, zu unterscheiden. Viveka spielt im Raja Yoga eine besondere Rolle, Viveka spielt auch im Jnana Yoga eine besondere Rolle, und auch in der Bhagavad Gita wird von Viveka gesprochen.

Auf der einen Seite kann man sagen, im Yoga geht es um Samyoga, um Verbindung, es geht darum, die Einheit zu verwirklichen. Yoga heißt ja Einheit, heißt auch Verbindung. Samyoga heißt „die Verbindung“. Aber Yoga heißt auch Unterscheidung. Man sagt auch, löse und verbinde. Löse dich von Identifikation, löse dich von egoistischen Wünschen, löse dich von falschen Vorstellungen. Und binde, verbinde dich mit dem wahren Selbst, verbinde dich mit Gott, letztlich, verbinde dein Herz mit den Herzen von allen. Verbinde dich auch mit den Tiefen deines Wesens. Das ist die Verbindung.

Aber dann gibt es auch die Notwendigkeit für Viveka. Viveka ist die Unterscheidung. Es gibt Verschiedenes zu unterscheiden. Patanjali sagt, die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst, die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Nicht-Ewigen, die Unterscheidung zwischen dem wahren Glück und dem Nicht-Glück, und die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Das sind vier Vivekas. Das sind die Vivekas, die im Raja Yoga wichtig sind, und gerade im Sankhya wie auch im Raja Yoga gilt immer wieder Viveka auch als etwas sehr Wichtiges.

Viveka ist auch wichtig im Jnana Yoga. Im Jnana Yoga gibt es ja ein berühmtes Werk von Shankaracharya, der die Vedanta-Philosophie populär gemacht hat, und nicht nur populär gemacht hat, sondern auch als spirituellen Übungsweg weiterentwickelt hat. Und da gibt es ein wichtiges Werk namens Viveka Chudamani. Chudamani – das Kleinod von Viveka, der Unterscheidung. Viveka Chudamani, da geht es um die Unterscheidung. Auch hier wieder, die Unterscheidung zwischen dem wahren Selbst und dem Nicht-Selbst. Du bist Bewusstsein, du bist nicht der Körper, als ein Beispiel. Die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen. Dein Besitz ist vergänglich, deine Seele ist ewig. Die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Das Universum von Worten und Formen und Namen und das Universum der fünf Sinne ist unwirklich, es gibt es nicht wirklich, es entsteht in deinem Geist. Aber es gibt das Wirkliche, das Bewusstsein an sich. Die Unterscheidung schließlich zwischen der dauerhaften Freude und dem vergänglichen Vergnügen.

Diese Unterscheidung ist wichtig, aus dieser Unterscheidung heraus kann du dich dann richtig entscheiden für das wahre Selbst, für das Ewige, für das dauerhaft Glückhafte und natürlich auch für das Ewige und das höchste Selbst. Das ist also Viveka. Viveka zählt auch zu den so genannten Sadhana Chatushtaya, also zu den vier großen Eigenschaften eines Aspiranten. Ein Aspirant, der die höchste Wahrheit erreichen will, sollte sich ausstatten mit den Sadhana Chatushtaya, so schreibt es Shankaracharya im Viveka Chudamani. Er sollte Viveka entwickeln, eben diese Fähigkeit, zu unterscheiden, Vairagya, das heißt die tiefe Überzeugung, dass ein rein äußerliches, sinnliches und auf Erfolg gerichtetes Leben nicht glücklich macht. Shatsampat, das sind jetzt die sechs Wohlstände, die sechs Reichtümer, also die sechs edlen Tugenden der Gelassenheit. Und viertens, Mumukshutva. Hat der Schüler sich ausgestattet mit diesen Sadhana Chatushtayas, dann kann er von den Lehren der Meister besonders profitieren. Also, Viveka – Unterscheidung, Unterscheidungskraft als Grundlage für spirituelles Wachstum, als Grundlage dafür, dass die Lehren der großen Meister auch tatsächlich keimen können, Frucht bringen können.

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