Visheshadharma

Visheshadharma – die besonderen Pflichten, die besonderen Aufgaben, die außergewöhnliche VerantwortungVishesha heißt „außergewöhnlich“ als Adjektiv, heißt „besonders“. Dharma heißt in dem Kontext „Aufgabe“ und „Pflicht“, „Verantwortung“. Es gibt allgemeine Pflichten, wie z.B. die Einhaltung der fünf Yamas. Von denen sagt Patanjali, das sind die allumfassenden Pflichten, die jeder tun soll. Also, Ahimsa, Satya, Asteya, Aparigraha, Brahmacharya, das sind die verschiedenen Pflichten und Aufgaben für jeden.

Aber wie diese Pflichten und Aufgaben für jeden beschaffen sind, das ist Vishesha, das ist unterschiedlich. Also, z.B. eine Mutter hat gegenüber ihrem Kind besondere Aufgaben. Sie muss sich um das Kind kümmern, sie muss für das Kind da sein und alles tun, was das Kind braucht. Auch ein Vater hat bestimmte Aufgaben. Angenommen, du bist Vater, dann hast du Visheshadharma, bestimmte Aufgaben. Angenommen, du bist Rechtsanwalt, da gibt es auch ein Visheshadharma, das könnte man auch sagen, letztlich die Berufsethik eines Rechtsanwaltes ist auch Visheshadharma. Er muss das Beste für seinen Klienten tun. Angenommen, er verteidigt einen Verbrecher, dann muss er trotzdem, als Visheshadharma eines Rechtsanwaltes, das Beste für seinen Klienten herausholen. Ein Arzt hat Visheshadharma, eine besondere Aufgabe, er unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht, und auch ein Arzt muss jederzeit bereit sein, im Notfall seine ärztlichen Fähigkeiten zu nutzen, also ein Arzt ist niemals ganz in Urlaub, in Freizeit, Visheshadharma.

Ein spiritueller Aspirant hat auch wiederum Visheshadharma. Und wenn in den Sanskrit-Texten von Visheshadharma die Rede ist, dann heißt es, ein spiritueller Aspirant muss höhere Ansprüche an die Ethik stellen. Man kann sagen, „normale“ Menschen müssen sich an die Gesetze halten, das ist wichtig. Aber innerhalb des gesetzlichen Rahmens können sie tun, was irgendwo erlaubt ist und was nicht verboten ist. Ein spiritueller Aspirant hat ein höheres Dharma, hat ein Visheshadharma. Es geht nicht nur darum, sich an Gesetze zu halten, daran auch, insbesondere in einem Rechtsstaat sollte natürlich auch ein spiritueller Aspirant sich an die Gesetze halten, aber er hat höheres Dharma, ein Visheshadharma.

Natürlich, zu seinen Aufgaben gehört auch, spirituell zu praktizieren, zu seinen Aufgaben gehört, einen sattvigen Lebensstil zu pflegen. Ein spiritueller Aspirant sollte vegetarisch leben, ich meine sogar, vegan leben. Er sollte auf alkoholische Getränke verzichten, auf Rauchen, Drogen usw. verzichten. Er sollte auch hohe Ansprüche haben an die Auslegung der Ethik von Satya, Asteya, Aparigraha, Ahimsa, Brahmacharya. Also, ein spiritueller Aspirant sollte sich höhere Ideale geben als die Gesetze vorschreiben. Daher also, Visheshadharma.

Du kannst selbst überlegen, was sind deine ethischen Grundsätze? Und welche ethischen Grundsätze setzt du um? Und du kannst auch selbst reflektieren, Introspektion leisten: „Habe ich ausreichend hohe ethische Prinzipien?“ Oder: „Werde ich meinen ethischen Prinzipien gerecht?“ Oder: „Die ethischen Prinzipien, denen ich folge, sind die angemessen für meine Situation?“

Soweit also ein paar Denkanstöße zu Visheshadharma, der besonderen Aufgabe, der besonderen Pflicht, auslegbar als die besondere Pflicht, je nach Lebensstadium und Lebensalter, sozialer Umstände, beruflicher Umstände. Visheshadharma, auch interpretierbar als Berufsethik und häufig in den Yoga-Texten gebraucht als eine besondere, außergewöhnliche, hohe Ethik eines spirituellen Aspiranten. Mehr zu Dharma auch auf unseren Internetseiten, www.yoga-vidya.de. Dort findest du ein Suchfeld, dort kannst du eingeben, „Dharma“ und du findest jede Menge weiterer Informationen über die Bedeutung von Dharma und wie du herausfinden kannst, was deine Aufgabe ist.

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