Viparyaya

Viparyaya ist das fälschliche Wissen, das falsche Wissen, Viparyaya heißt auch Gegenteil. Viparyaya, eine der fünf Arten von Vrittis. Die fünf Arten von Vrittis, die Patanjali am Anfang des ersten Kapitels des Yoga Sutras nennt, sind ja rechtes Wissen, falsches Wissen, Einbildung, Erinnerung und Schlaf. Und Viparyaya ist eben das falsche Wissen, also, wenn du etwas denkst, was nicht stimmt. Z.B. du schaust nach draußen und siehst irgendwie falsch und denkst, es scheint die Sonne, und in Wahrheit regnet es. Falsch interpretiert. Oder du schaust einen Menschen an und denkst, er ist irgendwie schlecht gelaunt und in Wahrheit denkt er nur über etwas nach.

Das sind alles Viparyaya. Und als spiritueller Aspirant ziehst du immer in Betracht, dass du auch Viparyaya unterworfen sein könntest. Du überlegst, du folgst nicht einfach dem, was dein Geist dir sagt. Du weißt: „Manchmal sagt der Geist mir das Richtige, manchmal sagt er mir das Falsche.“ Es gibt korrekte und inkorrekte Wahrnehmung, es gibt korrekte und inkorrekte Beurteilung, korrekte und inkorrekte Intuition. Ich kennen einen, dessen Podcast ich gerne höre, einen Hans-Peter Zimmermann, der sagt, wenn du von deinen Neurosen befreit bist, dann wird dir die Intuition sagen, was richtig ist. Dann, sagt er, ist die Intuition ganz einfach, wenn du dich gut fühlst, dann ist es was Gutes, wenn du dich schlecht fühlst, ist es was Schlechtes. Wenn du keine Neurosen hast, dann ist das einfach. Nur, die meisten Menschen haben alle möglichen Neurosen und dann fühlen sie sich nicht gut und dann ist das nicht eine Aussage über das, was jetzt gerade ist, sondern über die Vergangenheit.

Und so solltest du immer in Betracht ziehen, du könntest Viparyaya unterliegen. Und so folge nicht einfach dem, was der Geist dir als erstes sagt, sondern überprüfe und komme aus Reiz-Reaktionsketten heraus und verhindere, dass du aus spontanen Gekränktheiten irgendwelche Dinge tust. Also, es gäbe noch viel mehr dazu zu sagen, ich habe ja auch schon mal über Viparyaya gesprochen. Hier, vielleicht noch zum Abschluss, nochmal die verschiedensten Bedeutungen, die es für Viparyaya alle geben kann. Ich habe jetzt im Wesentlichen darüber gesprochen, was Viparyaya als eine der fünf Vrittis heißt, aber es heißt auch „Umkehrung“, es heißt auch „das Gegenteil“, es heißt auch „die Veränderung“, es heißt „Abwesenheit“, es heißt „Nicht-Existenz“.

Viparyaya heißt Verlust, Vernichtung, Irrtum und Fehler. Viparyaya kann heißen, falsche Auffassung, Viparyaya kann heißen, Unglück, Schwierigkeit, Feindseligkeit und Aggression. Also, eine ganze Menge, was dort in diesem kleinen Ausdruck „Viparyaya“ noch drinsteckt. Viparyaya, alles, was nicht so gut ist, kann man auch sagen. Von Gegenteil über Unglück, Irrtum, Fehler, auch Feindseligkeit und Aggression. Dass Feindseligkeit, Aggression als Viparyaya bezeichnet wird, darin liegt auch eine Lektion. Letztlich, feindselig und aggressiv wird man dann, wenn man etwas falsch sieht. Wenn du etwas richtig siehst, dann siehst du es aus Liebe und du siehst es aus Freude und du fühlst Verbundenheit. Falsches Wissen, Viparyaya, führt dann zu Aggression und Feindseligkeit. Wahres Wissen, Prajna, direktes Wissen, Prajna, führt zu Ananda, zu Freude, führt zu Maitri, zu Mitgefühl, führt zu Prema, Liebe.

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